Heddesheim. Herzzerreißende Opernarien klingen über den Heddesheimer Dorfplatz. Gefühlvolle Liebeslieder aus bekannten Operetten begeistern das Publikum. Dazwischen sorgt eine schmissige Polka von Josef Strauss oder der rhythmischer „Schatzwalzer“ aus dem „Zigeunerbaron“ für beste Stimmung bei den gut 550 Zuhörern. Die Starkenburger Philharmoniker unter der Leitung von Jari Mäkäläinen sowie den Solisten Lorena Puican (Sopran) und Alexander Schulz (Tenor) haben am Freitagabend zum Auftakt des Dorfplatz-Festes in Heddesheim mit den „Romantischen Momenten“ ein musikalisches Feuerwerk eingängiger Klassik-Melodien gezündet.
Sichtlich bewegt singt Alexander Schulz die Arie „Nessun dorma“ aus der Oper „Turandot“. Noch im Februar sang der Tenor im ukrainischen Charkiw den Othello. „Die Wohnung, in der ich damals untergebracht war, ist heute von Bomben zerstört“, berichtet er in einem kurzen Gespräch mit dieser Redaktion. Der gebürtige Berliner hat eine enge Beziehung zu dem vom russischen Angriffskrieg terrorisierten Land, seine Ausbildung absolvierte er in der Nationalen Musikakademie von Odessa. Vielleicht klingt deshalb das „vinceró, vinceró“ am Ende der Arie besonders intensiv: „Ich werde gewinnen!“ Das Publikum applaudiert stehend bei dieser ersten Zugabe des Sommernachtkonzertes.
Nicht minder begeistert sind die Konzertbesucher von der jungen Sopranistin Lorena Puican aus Rumänien, die schon zu Beginn der „Romantischen Momente“ mit ihrer Liebesarie aus der Oper „Salomé“ die Herzen ihrer Zuhörer bewegt. Es folgen weitere konzertante Höhepunkte im Duett mit Alexander Schulz mit Liedern aus der „Csárdásfürstin“, der „Lustigen Witwe“ oder aus „Land des Lächelns“. All das wird musikalisch meisterhaft in Szene gesetzt von den rund 70 Starkenburg Philharmonikern. Deren angestammter Dirigent Günther Stegmüller muss wegen Krankheit kurzfristig durch den Finnen Jari Mäkäläinen ersetzt werden.
„Ein mindestens adäquater Stellvertreter“, hatte die charmante Moderatorin Jutta Werbelow den Dirigenten als „Meister seines Faches“ angekündigt. Gleichzeitig gibt sie eine Liebeserklärung für das Orchester ab: „Ihr seid ein total netter Haufen. Spielt, was das Zeug hält!“ Mit viel Herzblut und Lust am Musizieren gehen die Starkenburg Philharmoniker dann auch ans Werk – ob mit der Ouvertüre der „Lustigen Weiber von Windsor“ oder bei der Auftakt-Melodie der Operette „Frau Luna“.
„Immer wieder schön hier auf der Bühne“, schwärmt Bratschistin Olga Nepomnyashaya. „Wir hatten auch eine gute Leitung“, lobt ihre Kollegin den Dirigenten, der sein Publikum mit dem „Radetzkymarsch“ in die laue Sommernacht entlässt. „Kurzfristig reingeschmissen, hat er das Orchester bei der Hand genommen“, freut sich Jutta Werbelow. Zum Finale dirigiert Jari Mäkäläinen humorvoll auch das rhythmische Klatschen der Konzertbesucher.
„Helsinki und Heddesheim“, das kommt beim Publikum gut an. Und dass solch musikalische Koryphäen auf ihrer „Welt-Tournee“ in seiner Gemeinde ihren umjubelten Auftritt haben, macht Bürgermeister Achim Weitz sichtlich stolz: „Tolle Stimmen, tolle Ausstrahlung, tolle Bühnenpräsenz. Heddesheim ist begeistert!“ Aber auch sein Schriesheimer Ex-Kollege Hansjörg Höfer äußert sich voll des Lobes: „Ein richtig schönes Konzert in der Ortsmitte. Endlich habe ich in meinem Ruhestand Zeit für so etwas.“
Von Jazz bis Gottesdienst
Nach der Klassik am Freitagabend bestimmen einen Tag später zuerst Jazz-Rhythmen mit den „Stan Glogow’s Dixie Dogs“ am Samstag die musikalische Szene auf dem Dorfplatz. „Applaus ist das täglich Brot der Musiker“, verabschieden sich Band-Leader Stan Glogow mit seinen Freunden Helmut Engelhardt (Saxophon), Henrik Dahn (Banjo), Dirk Crucius (Tuba) und Stefan Schwab (Posaune) nach einer fetzigen Session mit Evergreens wie „Ice Cream“, „Bel Ami“ oder „Doctor Jazz“ von ihren Fans. In den lauen Sommerabend dringen danach die Gitarren-Bässe der Party-Band „The Groove Generation“, dröhnen die Drums und sorgen die Stimmen der beiden Front-Frauen Susanne Tschech und Miriam Schuster für beste Stimmung auf dem mittlerweile mit fast 1000 Besuchern übervollen Dorfplatz. Da geht’s dann bis Mitternacht richtig ab im Publikum.
Eher besinnlich klingt das Fest am Sonntag schließlich aus. Pfarrer Dierk Rafflewski und Diakon Tomas Knapp feiern am Morgen einen ökumenischen Gottesdienst, musikalisch unterstützt vom Rainbow-Gospelchor. „Singen verleiht Flügel“ bestätigt danach der Heddesheimer Kinderchor mit Dirigentin Sabine Nick. Mit viel Engagement sind die Vier- bis Elfjährigen bei der Sache. Der Musikverein Ehrstädt-Hasselbach unter der Leitung von Matthias Imhof beschließt mit populärer Blasmusik und einem breiten Repertoire von Klassik bis Moderne das Dorfplatzfest. „So feiert Heddesheim“, zieht am Ende Bürgermeister Achim Weitz eine durchweg positive Bilanz, nicht ohne sich bei den Helfern vom Bauhof und all den andern Unterstützern zu bedanken.
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