Heddesheim - Erster Spatenstich für die Nahwärmeversorgung des Sportzentrums / Ehrgeiziger Zeitplan wegen EU-Frist

Heddesheim: Erster Spatenstich für Nahwärmeversorgung

Von 
Martin Tangl
Lesedauer: 
Der erste Spatenstich für den kommunalen Klimaschutz, die Nahwärmeversorgung des Sportzentrums in Heddesheim. © Martin Tangl

Heddesheim. Die frühlingshafte Sonne wärmte die Szene am Heddesheimer Badesee: Mit dem ersten Spatenstich hat der Bau einer Nahwärmeversorgung des Heddesheimer Sportzentrums begonnen. Um die Fördersumme der Europäischen Union (EU) von 1,65 Millionen Euro zu bekommen, muss das Projekt allerdings bis zum 31. Dezember 2022 abgeschlossen sein. „Dann muss die Wärme fließen“, erklärte Bürgermeister Michael Kessler am Dienstagmittag beim symbolischen Akt am Badesee. Insgesamt investiert die Gemeinde im Sportzentrum in den Klimaschutz, aber auch in die Verbesserung des Stromnetzes sowie einen Glasfaseranschluss für schnelles Internet in diesem Gebiet in den kommenden beiden Jahren rund fünf Millionen Euro.

Auf drei Jahre intensive und herausfordernde Planung für die Nahwärmeversorgung von Nordbadenhalle, Hallenbad, Badesee, Jugendzentrum und Kunsteisbahn blickte der Bürgermeister zurück. „Alternative und bezahlbare Energien sind ein Thema, mit dem wir uns in Zukunft stark beschäftigen müssen“, mahnte denn auch Gerold Ebert, Prokurist der planenden BIT Ingenieure.

Klimaschutz im Sportzentrum

  • Erste Überlegungen 2019, Beschluss des Gemeinderates für Detailvorplanungen für die Nahwärmeversorgung im Sportzentrum im Herbst 2019.
  • Projektskizze für EU-Förderung: Februar 2021, Zulassung zum EU-Wettbewerb durch das Umweltministerium: 1. Juni 2021, Zuschussantrag Heddesheim 2. Juli 2021. EU-Zuwendungsbescheid: 7. Dezember 2021, Baubeginn 1. März 2022.
  • Geplante Fertigstellung: Ende November 2022, EU-Frist: 31. Dezember 2022.
  • Laut BIT-Ingenieure werden in den kommenden Monaten im Sportzentrum 1380 Meter ummantelte Stahlrohre verlegt, dazu 830 Meter Rohre in die kommunalen Einrichtungen.
  • Am Hallenbad entsteht eine Heizzentrale für die Steuerung der Nahwärmeversorgung durch die Stadtwerke Viernheim

Und plötzlich hat das Thema durch den Überfall der russischen Armee in der Ukraine noch einmal eine ganz besondere Brisanz bekommen. „Wir ersetzen bei der Wärmeerzeugung die Erdgasheizungen - und das hat jetzt auch einen geopolitischen Aspekt. Wir reduzieren damit unsere Abhängigkeit von russischem Gas“, betonte Jochen Ohl, Geschäftsführer der beratenden Ingenieure 3P EnergiePlan GmbH. 75 bis 80 Prozent des Wärmebedarfs der kommunalen Einrichtungen im Sportzentrum könnten künftig durch die Abwärme der Biogasanlage von Rupert Bach und Volker Schaaff am Brunnenweg gedeckt werden. Später kommen in einem zweiten Bauabschnitt die Gebäude der ansässigen Vereine und vielleicht noch ein Wohnblock hinzu. Ohl ergänzte: „Der Gaskessel im Hallenbad deckt dann nur noch die Spitzenlast ab.“

Mehr zum Thema

"MM"-Anfrage

Wie die Neckar-Bergstraße Kommunen Energie sparen wollen - Statements in kompletter Länge

Veröffentlicht
Von
Torsten Gertkemper-Besse
Mehr erfahren
Unsichere Versorgungslage

Neckar-Bergstraße: So wollen die Kommunen Energie sparen

Veröffentlicht
Von
Torsten Gertkemper-Besse
Mehr erfahren

Hohe Wirtschaftlichkeit und merkliche CO2-Einsparungen erhofft sich der Bürgermeister. Kessler: „Das Sportzentrum bietet ideale Voraussetzungen für eine Nahwärmeversorgung, weil der Wärmebedarf übers ganze Jahr besteht. Im Sommer für Hallenbad und Badesee, im Winter für Eisbahn, Sporthallen und Hallenbad.“ Kessler nannte die jetzt begonnenen Baumaßnahmen „ein wichtiges Zukunftsprojekt für den Klimaschutz, aber auch ein nachhaltiges Generationenprojekt“. Und für Heddesheim sei es natürlich ein „Leuchtturmprojekt“. „Und schließlich ist es auch für mich persönlich ein Herzensprojekt für Klimaschutz und Energiemanagement“, betonte der Bürgermeister - und erinnerte an die durchaus langwierige Vorgeschichte: Von den ersten Überlegungen 2019, dem Beschluss des Gemeinderates im Herbst 2019 für eine Neuordnung der Energieversorgung im Sportzentrum, die Möglichkeit einer EU-Förderung bis hin zur Komplexität, diese Summe aus Brüssel überhaupt zu bekommen. Von einer erforderlichen Projektskizze Anfang 2021 bis der Zuwendungsbescheid aus Brüssel endlich vorlag, dauerte es bis zum 7. Dezember 2021. „Da kann man den Respekt vor der Bürokratie schon verlieren. Hanebüchend! Aber da decken wir lieber den Mantel des Schweigens drüber“, seufzte der Bürgermeister.

Die nächste Herausforderung: „Ende 2022 muss das Ding laufen!“ Zum Glück habe Heddesheim mit Rückendeckung des Gemeinderats in vorauseilendem Vertrauen schon vorher im Hintergrund geplant, Ausschreibungen erarbeitet und vergeben. Kessler: „Dieses Risiko sind wir eingegangen!“ Und auch die Mitarbeiter im Rathaus mit Projektleiterin Brigitte Hentschel hätten „in einer schwierigen, intensiven Zeit mit viel Herzblut mitgezogen“. Doch mit der Nahwärmeversorgung, dem Glasfaseranschluss und der Ertüchtigung der Stromanlagen sowie den weiteren großen Baumaßnahmen wie Sportkindergarten und der Freiluftarena hebe Heddesheim das Sportzentrum „auf ein modernes Level“. Der Bürgermeister verhehlte jedoch nicht, „dass wir die Baumaßnahmen spüren werden, weil wir im Sportzentrum Einiges aufgraben müssen.“ Die Erdarbeiten des regionalen Bauunternehmens Sax+Klee haben begonnen.

Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen