Historisches

Das Kreuz und ein Mord - Was geschah 1854 in Heddesheim?

Ein grausiger Auftragsmord sorgte vor 170 Jahren in Heddesheim für großen Wirbel. Der Geliebte einer Bürgerin erschlug den Ehemann, auch die Haushaltshilfe war beteiligt. Auch heute wird noch darüber diskutiert

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Martin Tangl
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Ein steinernes Kreuz auf dem Friedhof in Heddesheim erinnert an einen Auftragsmord im Jahre 1854. © Martin Tangl

Heddesheim. Bis heute beschäftigt ein grausiger Auftragsmord aus dem Jahr 1854 die Heddesheimer. Wie kürzlich berichtet, hatte Elisabetha Schäfer einen damals erst knapp 18-jährigen Viernheimer, den selbsternannten Propheten und Wunderheiler Peter Träger, dazu verleitet, ihren Ehemann Georg Valentin Schäfer zu ermorden. An dem Komplott beteiligt war außerdem Catharina Schrödelsecker, die als Haushaltshilfe bei den Schäfers angestellt war. Ein Kreuz auf dem Friedhof in Heddesheim stellt noch heute die Verbindung zu diesem Mord her.

In der Berichterstattung dieser Redaktion vom 25. April („Ein fast vergessener Mord“) war ein Feldkreuz abgebildet, das zwischen Heddesheim und Viernheim den Tatort von 1854 markiert haben soll. Dagegen wehrt sich der Eigentümer des Feldkreuzes, Paul Heinz: Sein Vater habe dieses Kreuz 1947 aus Dankbarkeit errichten lassen, weil er und seine gesamte Familie den mörderischen Krieg heil und ohne Verluste überstanden hatte. Mit dem Mord von 1854 hat das Kreuz also nicht zu tun, auf diese Feststellung legt die Familie Heinz besonderen Wert.

Heddesheimer Auftragsmord: War die Tat lange geplant?

Trotzdem spielt ein Kreuz in der Geschichte des Auftragsmordes eine besondere Rolle, wie in der Chronik des Heddesheimer Lokalhistorikers Michael „Michel“ Schmidt „Das Kreuz auf dem Friedhof“ nachzulesen ist. Diese haarsträubende Geschichte habe damals das ganze Dorf in helle Aufregung versetzt, wie der im November 2014 verstorbene Chronist ausführlich beschreibt.

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Danach hat Elisabetha schon 1851 geplant, ihren Mann von ihrem Geliebten „in einer ehebrecherischen Beziehung“, Peter Träger, umbringen zu lassen. Um ihrem Gebet, „den Ehemann sterben zu lassen“, mehr Wirkung zu verleihen, ließ sie vor ihrem Wohnhaus ein steinernes Kruzifix errichten. So steht es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft vom 31. Januar 1855.

Am 19. Februar 1854 war Georg Valentin Schäfer mittels kräftiger Schläge auf den Kopf, „siebzehn Hiebe mit einem Beilchen, bis er sein Leben ausgehaucht hat“ ermordet worden. Auch ein Giftanschlag war geplant gewesen.

Gemeinderat Heddesheim diskutierte: Wohin mit dem Kreuz?

Aber was passierte nun mit dem Kreuz? Fast eindreiviertel Jahre schwirrten die unterschiedlichsten Gerüchte durch Heddesheim, allerhand mystische Begebenheiten wurden in die Tat hineingeheimst, von vergrabenen Schätzen in der Nähe des Kreuzes wurde fantasiert, wie Michael Schmidt berichtet. Schließlich ersteigerte die Katholische Kirche das steinerne Kruzifix, was erneut für heftige Diskussionen im Ort gesorgt hat.

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Im Schmidts Buch heißt es: „Die Bevölkerung im Orte ergriff vehement Partei: Die einen stimmten ihrer katholischen Kirche zu, dass das Kreuz am besten aufgehoben sei, wenn es am Grabe des Georg Valentin Schäfer errichtet werde. Die anderen, vertreten durch den Bürgermeister Moos samt seinen Gemeinderäten und der evangelischen Kirche, wollten unter allen Umständen vermeiden, dass ein Kreuz, welches soviel zur Spaltung und zum Unfrieden beigetragen hatte, nun als Symbol der Vergebung auf dem Friedhof aufgestellt werden sollte.

Hatte doch Elisabetha Schäfer, in Heddesheim „wohl bekannt als heuchlerisch fromme und darüber hinaus eine Person, die einen unsittlichen Lebenswandel führte“, dem damaligen Ortspfarrer ihr Gelübde um das Kruzifix, dass ihr Mann alsbald sterben sollte, offenbart.

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Aufgrund der „wenig schmeichelhaften Erkenntnisse über das Leben der Stifterin“ wollte keiner das Kreuz im Ort haben. Aber auf dem Friedhof? Auch darüber wurden im Gemeinderat heftige Debatten geführt, gerade nach den Schwurgerichtsverhandlungen gegen die Angeklagten vom Oktober 1855. Als in Heddesheim wegen der starren Fronten keine Entscheidung getroffen werden konnte, wurde das Großherzogliche Bezirksamt in Ladenburg gebeten, in dieser Sache Recht zu sprechen.

An der Friedhofsmauer steht das Kreuz bis heute

Die Katholische Kirche habe unbestritten das Recht auf dem dortigen Friedhof ein Kreuz zum Zeichen der Erlösung zu errichten, heißt es schließlich aus Ladenburg. Es wird verfügt: „Das Bürgermeisteramt in Heddesheim habe dem Ansinnen des katholischen Stiftungsvorstandes, des auf Kosten des Georg Valentin Schäfer erbaute steinerne Kreuz auf den dortigen Friedhof zu verbringen, kein weiteres Hindernis mehr in den Weg zu legen.“ Und hier an der Friedhofsmauer rechts von der Trauerhalle steht das Kreuz bis heute.

Elisabetha Schäfer, geborene Maas, wurde am 17. März 1855 wegen erwiesener Schuld an der Ermordung ihres Ehemannes zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt. Sie starb 1860 im Gefängnis in Kislau. Für ihre Mitwisserin Catharina Schrödelsecker lautete das Urteil wegen Beihilfe zum Mord zwölf Jahre Zuchthaus. Sie kam nach elf Jahren und fünf Monaten frei und wurde „urlaubsweise“ nach Heddesheim entlassen. Der 18-jährige Peter Träger wurde wegen Mordes und des Komplotts eines Versuchs der Vergiftung zu einer Zuchthausstrafe von 17 Jahren verurteilt. Er wurde auf ein Gnadengesuch im Jahre 1864 vorzeitig wegen guter Führung entlassen und wanderte noch im gleichen Jahr nach Amerika aus.

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