Wie werden sich die Heddesheimer in Zukunft bewegen? Mit dieser Frage befasst sich das Mobilitätskonzept, das der Gemeinderat im November 2022 in Auftrag gegeben hat. Um Antworten auf diese Frage geben zu können, sind vor allem die Bürgerinnen und Bürger gefragt. Sie haben ab sofort die Möglichkeit, sich einzubringen, neuralgische Punkte auf einer interaktiven Karte der Gemeinde einzutragen und dabei Vorschläge zur Verbesserung zu machen.
Es geht auch um eine mehrstufige Verkehrserhebung, also darum, festzustellen, wie viele Menschen sich heute wo und wie bewegen. Einzelheiten des Verfahrens erläuterte der zuständige Verkehrsplaner des Ingenieurbüros Köhler und Leutwein, Stefan Wammetsberger, jetzt im Gemeinderat. „Entschuldigung, dass ich so spät komme, es war so viel Verkehr“, sagte er zur Begrüßung – und traf damit gleich einen wunden Punkt. „ Wir sind eigentlich schon zu spät dran“, mahnte Wammetsberger.
Klimaschutz im Mittelpunkt
Vorgegebenes Ziel sei es, bis 2030 ein Fünftel weniger Kfz-Verkehr zu haben: „Das ist eigentlich schon übermorgen.“ Dabei geht es vor allem um den Klimaschutz. „Wir müssen einfach den CO2-Ausstoß und die Treibhausgase reduzieren“, sagte er. Das sei die wichtigste Aufgabe des nachfolgenden Jahrzehnts. Es geht aber auch um Verkehrssicherheit.
„Manche Autos stehen an fünf von sechs Tagen ungenutzt auf der Straße“, nannte Wammetsberger ein Beispiel. Das Fahrrad sei als Ersatz wichtig, erfordere aber unter anderem sichere Abstellmöglichkeiten. „Es gibt Zielkonflikte, denn der Raum ist endlich,“ stellte der Verkehrsplaner fest. Wie sich Autofahrer, Radler und Fußgänger den Platz teilen, wird eine der Fragen sein, die es zu lösen gilt.
Wichtiges Instrument ist dabei die Meinungskarte, die am Freitag freigeschaltet werden soll: „Jeder, der hier wohnt, lebt oder arbeitet, kann sagen, was ihm passt oder nicht passt.“ Vorschläge sind dabei ausdrücklich willkommen, müssen aber laut Wammetsberger auch mit der Straßenverkehrsordnung vereinbar sein. Einen neuralgischen Punkt hat der Experte dabei schon im Visier: „Was machen wir an dem zentralen Knoten am Rathaus?“
Ein Ansatz zur Reduzierung der Autos ist das Carsharing, also das gemeinsame Nutzen von Kraftfahrzeugen. Das hat Heddesheim bereits in Angriff genommen. Ab April sollen die ersten beiden Teilautos am Hirschplatz stationiert werden. Perspektivisch ist dort laut Bürgermeister Weitz auch eine Ladesäule und damit die Bereitstellung eines Elektrofahrzeugs möglich. Laut Wammetsberger wäre es erstrebenswert, dass es künftig nur noch ein eigenes Auto je Haushalt gibt und für die restlichen Fahrten ein geteiltes genutzt wird.
Parallel zu der jederzeit zugänglichen Meinungskarte plant das Büro fünf gezielte Befragungen von Radfahrenden. Doch auch sonst gehen die Experten gründlich ans Werk: „Wir werden uns jede Straße anschauen und mit einer Videokamera durchfahren.“ Manches steht schon jetzt fest. „Das Thema Thema Parken wird ein wichtiges sein“, weiß der Verkehrsplaner aus Erfahrung. Bis Ende des Jahres werde es einen ganzen Katalog von möglichen Maßnahmen geben, die kurz-, mittel- und langfristig umsetzbar seien. „Manche kosten nichts und bringen viel, das wird dann sofort gemacht“, kündigte er an. Beschließen muss das am Ende der Gemeinderat.
Dem Bürgermeister ist dieses Thema sehr wichtig, wie er noch einmal betonte. Mit dem Büro Köhler und Leutwein habe man einen erfahrenen und kompetenten Partner: „Sie wissen, was Sie tun und was auf Sie zukommt.“ Auch im Gemeinderat sind die Erwartungen hoch. Daniel Gerstner (SPD) äußerte sich allerdings skeptisch angesichts der vielen Kreis- und Landesstraßen, die die Gemeinde durchschneiden.
Der Einflussmöglichkeit der Kommune sei heute deutlich höher als früher, versicherte ihm Wammetsberger und verwies auf das Beispiel der Talstraße in Schriesheim: „Ein Rückbau auf 4,50 Meter Breite wäre vor ein paar Jahren niemals durchgegangen.“ Gemeinderat Günther Heinisch (Grüne) nannte Dossenheim, wo auf der B 3 heute fast komplett Tempo 30 gelte: „Wir sind eigentlich schon viel zu spät und müssen jetzt Dampf machen.“
Weniger Rücksicht auf Autos
Rainer Hege (CDU) erklärte, er sei gespannt auf das Ergebnis: „Ich hoffe, dass wir etwas mehr Ruhe bekommen.“ Der Vortrag habe Lust darauf gemacht, ins Thema einzusteigen, sagte Jürgen Merx (SPD). Andreas Schuster (Grüne) betonte, es sei entscheidend, die Leute mitzunehmen: „Wir werden Einschränkungen vornehmen müssen, aber wir fassen Autofahrer immer noch mit Samthandschuhen an.“
Hier geht es zur interaktiven Beteiligungskarte.
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