Die Gemeinde Heddesheim will ihren Verkehr von Experten unter die Lupe nehmen lassen. Der Gemeinderat hat jetzt einstimmig beschlossen, ein Mobilitätskonzept bei dem renommierten Büro Köhler und Leutwein in Auftrag zu geben. Die Kosten dafür liegen bei rund 85 000 Euro. Vergeben wird der Auftrag allerdings erst, wenn ein entsprechender Bewilligungsbescheid vorliegt. Denn die erwarteten Kosten können vom Land zu 50 Prozent gefördert werden.
Ziel des Konzepts ist „die Sicherung einer nachhaltigen Mobilität“, wie es in der Vorlage heißt. Dabei werden zunächst alle Arten von Verkehr (Fuß, Rad, ÖPNV, Kraftfahrzeuge) analysiert, aber auch Themen wie Carsharing oder Elektromobilität und Ladeinfrastruktur. „Ich habe in der Vergangenheit mehrfach betont, dass die gesamte Gemeinde erfasst sein muss“, erläuterte Bürgermeister Achim Weitz. Es gebe immer wieder Rückmeldungen von Menschen, die vom Verkehr geplagt seien. „Der Bau der Ringstraße ist in nächster Zeit nicht realistisch“, machte der Bürgermeister klar, dass das Warten auf die seit Jahrzehnten vergeblich geforderte Ortsumgehung aus seiner Sicht keine Lösung darstellt.
Lebendige Ortsmitte
Ziel des Konzepts müsse es sein, eine verkehrsberuhigte und zugleich lebendige Ortsmitte zu schaffen. Auch ein Parkraumkonzept für den Badesee werde angestrebt: „Vielleicht haben die Fachleute da auch noch eine Idee, auf die wir noch nicht gekommen sind.“ Wenn alles wie vorgesehen läuft, könnten die Experten bereits im Dezember die Arbeit aufnehmen und bis Ende 2023 erste Ergebnisse vorlegen.
„Das Büro Köhler und Leutwein kennt Heddesheim“, stellte Weitz als Vorteil heraus und kündigte zugleich eine umfassende Bürgerbeteiligung an. „Das ist genau das Gesamtpaket, das wir uns erhofft haben“, sagte der Bürgermeister zum Angebot des Büros. Die Heddesheimer werden laut Weitz die Möglichkeit erhalten, über ein „Mapping“ neuralgische Punkte anzusprechen. Dazu gibt es eine Internetplattform, bei der auf einer Landkarte die Punkte markiert und kommentiert werden können. Ein Verfahren, das der Bürgermeister aus seiner Zeit als Ordnungsamtsleiter der Stadt Schriesheim kennt. Dort seien auf diese Weise mehr als 800 Stellen genannt und beschrieben worden.
Landesziele bis 2030
- Verdoppelung des öffentlichen Verkehrs
- Jedes zweite Auto fährt klimaneutral
- Ein Fünftel weniger Kraftfahrzeuge in Stadt und Land
- Jede zweite Tonnage fährt klimaneutral
- Jeder zweite Weg wird selbst aktiv mit Rad, Tretroller oder zu Fuß zurückgelegt.
„Eine spannende Sache“
„Verkehr und Mobilität wecken Emotionen und gehen uns alle an“, sagte CDU-Fraktionschef Rainer Hege. Jeder kenne Beispiele wie das Problem von Verspätungen im ÖPNV, von Staus und Lärm. „Wir brauchen neue Antworten und kluge Lösungen“, unterstrich Hege die Notwendigkeit eines solchen Konzepts. Dieser Masterplan werde „eine spannende Sache für Heddesheim“. Er sei gespannt auf die Vorschläge, denn: „Es gibt außer Heddesheim keine Kommune in Baden-Württemberg, in der sich sieben überörtliche Straßen in der Ortsmitte treffen. Genau hier liegt die Crux.“
Für die Grünen erklärte Günther Heinisch: „Verkehr ist wesentlicher Treiber von Klimaschäden.“ Das Verfahren sei ergebnisoffen: „Wir werden sehen, was dabei ’rauskommt.“ Die Anbindung an den Radschnellweg sei eine neue Option. Dass die Bevölkerung eingebunden wird, begrüßte er. „Ich bin gespannt, wie viele Punkte bei uns zusammenkommen.“ Er erwarte einen spannenden Prozess.
Jürgen Merx (SPD) erinnerte daran, dass kleinere Maßnahmen wie neue Fußwegeverbindungen und Lademöglichkeiten für E-Autos und teilweise auch Tempo 30 teilweise schon umgesetzt worden seien. Ein komplettes Überdenken der Verkehrssituation im Ortszentrum sei ein zentrales Thema. „Die Akzeptanz bei der Bevölkerung muss wachsen, sonst wird nicht der gewünschte Effekt erzielt“, mahnte Merx.
„Auch wir unterstützen den ganzheitlichen Ansatz“, betonte Simon Jarke (FDP). Der Verkehr sei eine der größten Baustellen in Heddesheim. „Wir werden Augen und Hirn der Bürger brauchen, um zukunftsgerichtete und für lange Zeit tragfähige Lösungen zu finden“, unterstützte Jarke die Bürgerbeteiligung. „Wir gehen ergebnisoffen an die Sache heran, sind aber keine Träumer und Phantasten“, stellte Bürgermeister Weitz abschließend fest.
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