Jugend

Biedermann geht, Benz kommt: Umbruch in Heddesheims Jugendarbeit

Mit Uli Biedermann geht Mitte des Jahres eine Institution in der Jugend- und Schulsozialarbeit in Heddesheim. Seine Nachfolgerin hat einen ganz besonderen Draht zu ihm

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Hans-Jürgen Emmerich
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Pia Benz (l.) löst den scheidenden Sozialarbeiter Uli Biedermann (Mitte) ab, Anne Bauer (r.) bleibt Verantwortliche im Jugendhaus. © Hans-Jürgen Emmerich

Sein Büro ist für alle offen, aber wenn jemand zu ihm kommt, dann bleibt alles im Raum, wird also absolut vertraulich behandelt. So hat Uli Biedermann im Gemeinderat von Heddesheim seine Arbeit als Schulsozialarbeiter beschrieben. Für ihn selbst dürfte es der letzte Sachstandsbericht gewesen sein: Biedermann geht Mitte des Jahres in den wohlverdienten Ruhestand.

Die Nachfolge ist allerdings bereits geregelt. Pia Benz folgt ihm: „Ich hab’ bei Uli sogar ein Praktikum gemacht. Das hat mir gezeigt: Das ist der Beruf, den ich machen will.“ Seit 2015 als Schulsozialarbeiterin unter anderem in Mannheim tätig, freut sie sich nun, ihre Heimatgemeinde unterstützen zu können, wie sie sagte. „Das freut uns auch, dass wir Verstärkung aus der Gemeinde bekommen“, betonte Bürgermeister Achim Weitz, nachdem der Gemeinderat die neue Schulsozialarbeiterin bereits mit Beifall begrüßt hatte.

Wie vielfältig diese Aufgabe ist, zeigte der Bericht von Biedermann. Die Schulsozialarbeit an der Karl-Drais-Schule habe vor rund acht Jahren mit der Einrichtung der Gemeinschaftsschule begonnen. Sie sei eine Institution in der Schule, aber nicht eingeordnet in deren Hierarchie. Ein Nebenraum mit Spielen für Pausenzeiten biete die Möglichkeit der Begegnung. Es sei wichtig, alle Schüler zu kennen. „Wir müssen die Kinder dort abholen, wo sie sind“, machte Biedermann deutlich. Zu 50 Prozent bestehe seine Arbeit in Einzelfallhilfe. Bei Erziehungsproblemen biete er Beratung von Eltern. Wenn sie nicht kooperierten, müsse der Weg über das Jugendamt eingeschlagen werden. Auch Lehrer brächten Schüler zu ihm, bei denen es Probleme gebe.

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Eine große Rolle spiele die Förderung beim Übergang von der Schule in den Beruf, zusammen mit der Agentur für Arbeit und dem Job Central. Die Schule öffne sich zusehends und vernetze sich mit dem Gemeinwesen, sagte Biedermann. Diese Brückenfunktion sei ganz wichtig, auch zum Jugendhaus. Auf diese Verzahnung habe man von Anfang an großen Wert gelegt.

Häufig geht es in der Schulsozialarbeit um Krisenbewältigung. „Die Kinder wissen nicht mehr weiter“, erläuterte Biedermann. Ein Ziel seiner Arbeit sei es, ihnen Erfolgserlebnisse zu vermitteln, die sich nicht nur über Leistung definieren. Dazu gebe es Projekte wie Kanufahren oder Klettern. Allerdings sieht Uli Biedermann seine Möglichkeiten durchaus begrenzt: „Schulsozialarbeit kann nicht alles leisten.“ Das gehe nur vernetzt mit dem Jugendamt, zum Teil auch mit der Polizei, mit Vereinen und Beratungsstellen. „Wichtig ist, dass man die Eltern mitnimmt und Türen öffnet“, erklärte er weiter. Ganz wichtig sei die Vermittlung sozialer Kompetenzen wie ein fairer Umgang miteinander. Und es braucht Geduld und langen Atem: „Es gibt keine kurzfristigen Erfolge.“

Obwohl Biedermann noch bis Juni im Dienst ist, geriet die Aussprache im Rat schon zu einer kleinen Abschiedsfeier. Weitz dankte ihm und Anne Bauer „für die viele gute Arbeit, die Sie für Heddesheim und seine Kinder und Jugendliche leisten“. Dass das Thema – anders als früher – öffentlich behandelt wurde, würdigte Walter Gerwien (CDU): „Wir haben eine wertvolle Jugendarbeit, und das sollte auch sichtbar werden.“ Ausdrücklich begrüßte er die Verzahnung mit der Jugendsozialarbeit: „Ich weiß noch, wie lange wir für eine zweite Stelle haben bohren müssen.“

„Schade, dass Uli geht“, sagte Daniel Gerstner, um schnell die Hoffnung nachzuschieben: „Vielleicht bleibt er uns ja doch noch ein bisschen erhalten.“ Anerkennend formulierte er weiter: „Viele Generationen sind durch deine Hände gegangen, das kann man gar nicht hoch genug bewerten.“ Aus seiner eigenen Erfahrung als Lehrer an der Schule erinnerte Ulrich Kettner (Grüne) an die Zeit, als Biedermann schon Schulsozialarbeit geleistet habe, obwohl sie als solche noch gar nicht etabliert gewesen sei.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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