Die Fähre zwischen Neckarhausen und Ladenburg kann künftig auch per Wertkarte genutzt werden. Dafür hat der Gemeinderat jetzt den Weg frei gemacht. Um das Defizit der seit April 2020 unter kommunaler Regie verkehrenden Fähre zu reduzieren, waren zum 1. Januar 2022 die Preise erhöht worden. Nun sollen Vielfahrer und Stammkunden etwas entlastet werden, wie die Fährbeauftragte Thea Crebert erläutert. Außerdem verspreche man sich davon eine Reduzierung des Münzgeldes auf der Fähre und in der Gemeindekasse.
Die Wertkarten werden voraussichtlich ab Anfang September im Rathaus erhältlich sein, und zwar ab 20 Euro. Zehn Prozent des gezahlten Betrags werden zusätzlich auf der Karte gutgeschrieben. Wer die Karte dabeihat, kann damit seine Überfahrten bargeldlos abwickeln. Sie ist auch übertragbar, kann also zum Beispiel von mehreren Mitgliedern einer Familie genutzt werden. Einzelfahrer müssen hingegen weiterhin mit Scheinen und Münzen bezahlen.
Die neuen Wertkarten
Die neuen Wertkarten sind vorraussichlich ab September im Rathaus Edingen erhältlich.
Sie kosten zehn Euro (oder ein Mehrfaches davon), haben aber einen um zehn Prozent höheren Wert.
Die Karten sind übertragbar, das Guthaben wird bei jeder Fahrt um den jeweiligen Fahrpreis reduziert.
Das Schülerticket kostet 18ß Euro im Schuljahr (15 Euro im Monat) und ist für beliebig viele Fahrten gültig.
Eine Zahlung mit Bankkarte wäre bei den geringen Beträgen und der von den Kreditinstituten erhobenen Gebühr unwirtschaftlich, erläuterte Crebert. „Das ist ein gutes weiteres Angebot, das schon länger von den Nutzern gewünscht wird“, sagte Bürgermeister Simon Michler (CDU) vor der Entscheidung im Gemeinderat.
Auch Schüler können künftig per Karte mitfahren. Das Plastikgeld ersetzt in diesem Fall den beliebten Schülerblock, der zwölf Euro kostete und für 50 Fahrten gültig war. Die neue Karte kostet 15 Euro im Monat und ist schuljährlich im Voraus zu bezahlen. Wer sie zu Beginn des Schuljahres erwirbt, zahlt also 180 Euro. Im Gegensatz zum Schülerblock ist sie jedoch unabhängig vom Schulbesuch auch in den Ferien und bei Freizeitaktivitäten gültig, wie man von Seiten der Gemeinde betont.
Gemeinde gegen Lastschrift
Für Familien mit mehreren schulpflichtigen Kindern, die eine der Schulen in Ladenburg besuchen, wird der September ein teurer Monat. Durch die Zahlweise jährlich im Voraus müssen sie bei zwei Schülern 360 Euro zahlen, bei drei sind es sogar 540 Euro. Eine Zahlung per Lastschrift lehnt die Verwaltung wegen schlechter Erfahrungen an anderer Stelle ab. Es komme zu häufig zu Rücklastschriften und damit zu zusätzlichen Kosten, heißt es zur Begründung.
Beim genaueren Hinsehen ist die neue Schülerkarte übrigens nicht unbedingt ein Schnäppchen. Wer bisher zum Beispiel an allen 200 Schultagen die Fähre hin und zurück genutzt hat, brauchte dafür acht Blocks, zahlte also 96 Euro. Die jetzigen Kosten sind fast doppelt so hoch. Wer mit der einmal erworbenen Schülerkarte auf den bisherigen Preis per Block von umgerechnet 24 Cent pro Fahrt kommen will, müsste an allen Tagen des Jahres zweimal mit der Fähre fahren.
Den Vorschlag zur bargeldlosen Bezahlung und den Tarifen hatte eine Arbeitsgruppe erstellt, der neben der Verwaltung auch Vertreter der Fraktionen angehören. Im Rat selbst wurde inhaltlich nicht mehr darüber diskutiert. Offenbar waren sich aber nicht alle Ratsmitglieder über die Tragweite der Regelung bei der Schülerkarte bewusst.
Möglich wird das Modell mit den Plastikkarten erst durch das neue Kassensystem. Dessen Anschaffung war bereits im Haushaltsplan mit 10 000 Euro berücksichtigt, wie Crebert im Rat auf Nachfrage erläuterte. Ein Pfand für die Karten sei bislang nicht vorgesehen, wäre aber denkbar.
Crebert: „2022 kein Defizit“
Durch die Erhöhung der Tarife konnten nach Angaben von Crebert die Erlöse um 30 Prozent gesteigert werden. Laut Zwischenbericht zum Haushaltsjahr 2022 wurden bis Mitte des Jahres rund 100 000 Euro eingenommen, tatsächlich seien es aber 120 000 Euro gewesen, erläutert Crebert und zeigt sich zuversichtlich: „Wir werden in diesem Jahr kein Defizit einfahren.“ Auf der Fähre hat man unterdessen beobachtet, dass sich viele Fahrgäste nur noch eine Überfahrt gönnen und für die andere den Umweg über die Brücke nehmen. Für Erwachsene im Auto war der Tarif auf zwei Euro verdoppelt worden.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Ende des Schülerblocks für Fähre Neckarhausen eine Zumutung