Edingen-Neckarhausen. Mehr als ein halbes Jahr ist bereits vergangen, seit die Sängereinheit in Edingen ihren ersten Hilferuf für den Friedrichshof abgesetzt hat, doch die Rettung des Traditionslokals steht noch immer aus. Zwar gab es Interessenten, die sich nach dem Artikel im „MM“ und auf Anzeigen gemeldet haben, doch zu einem Pachtvertrag ist es bislang nicht bekommen. Aber genau den braucht der Verein für sein Sängerheim, das zugleich eine wichtige Gaststätte im Ort ist.
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Ochsenbrust als Klassiker
Ein Eisen hat die Vorsitzende Erika Keller derzeit noch im Feuer. Der Interessent habe sich Bedenkzeit bis Ende August erbeten, sagt sie im Gespräch mit dem „MM“, doch sehr zuversichtlich klingt sie dabei nicht. „Pächter für gut eingeführten, sehr beliebten Gasthof mit Biergarten und Festsaal gesucht“, heißt es in einer Anzeige. Der Innenbereich mit Gastraum und Saal verfügt über 130 Sitzplätze, im Biergarten finden noch einmal 40 bis 45 Gäste Platz. Noch wichtiger als die Raumkapazitäten ist allerdings die tiefe Verwurzelung des Traditionslokals mit der örtlichen Gemeinschaft. Hier treffen sich die Vereine und Parteien, hier kommen Familien aus Anlass von freudigen Ereignissen wie Hochzeit und Taufe ebenso zusammen wie beim letzten Abschied nach einer Beerdigung. Auch das Kurpfälzer Abendessen der FDP mit Ochsenbrust und Meerrettich wird hier einmal im Jahr eingenommen. Ein Klassiker von Manfred Müller, der gemeinsam mit seiner Frau Petra für die gut bürgerliche Küche sorgt. Doch Ende des Jahres ist für sie Schluss. Nicht etwa, weil es ihnen an Gästen mangelt oder der Umsatz nicht stimmt. Nein, der Wirt erreicht mit 65 das Rentenalter und hat sich seinen Ruhestand redlich verdient.
„Schwere Last“ für die Vorsitzende
Bis zum Jahresende einen Nachfolger zu finden, könnte schwierig werden. „Wir sind wirklich am kämpfen“, versichert Erika Keller. Als sie 2019 als erste Frau das Amt der Vorsitzenden des mehr als 150 Jahre alten Vereins übernahm, ahnte sie nicht, dass sie damit zugleich zur Immobilienmanagerin und Verpächterin werden würde. „Da lastet eine schwere Last auf meinem Rücken“, stellt sie fest und hofft weiter auf ein Happy End.
Gelingt es nicht, das Lokal im Herzen von Edingen neu zu verpachten, dann wäre das nicht nur ein herber Verlust für die dörfliche Gemeinschaft und das gastronomische Angebot. Vielmehr könnte es auch den Anfang vom Ende der Sängereinheit bedeuten, deren Domizil der Friedrichshof zugleich ist. Erst in der jüngsten Vergangenheit hat der Verein hier noch einmal investiert und unter anderem einen behindertengerechten Zugang zum Obergeschoss geschaffen.
Droht das Ende der Sängereinheit?
Auch wirtschaftlich hängt das Vereinsleben vom Friedrichshof ab. „Wir können vielleicht ein Jahr überbrücken und von den Rücklagen leben“, sagt Erika Keller: „Aber dann muss ich den Verein schließen.“ In diesem Fall ginge das Gebäude an die Gemeinde, der auch das Grundstück gehört. Doch daran will die Vorsitzende gar nicht denken. Sie hofft weiter auf den entscheidenden Anruf und schaut immer wieder auf ihr Handy (0157/50 95 05 85).
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