Edingen-Neckarhausen. Die Gemeinde Edingen-Neckarhausen will einen Bebauungsplan zur Nahversorgung im Ortsteil Neckarhausen aufstellen. Das hat der Gemeinderat am Mittwochabend mit klarer Mehrheit beschlossen. Damit soll die Ansiedlung eines Supermarktes am nördlichen Ortsrand ermöglicht werden. Der Beschluss ist allerdings nur ein erster Schritt. Das damit begonnene Verfahren kann durchaus zwei bis drei Jahre dauern.
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Die Grundsatzentscheidung fiel am Mittwochabend nach längerer kontroverser Diskussion mit 13 gegen sieben Stimmen. Dafür votierten neben Bürgermeister Florian König (CDU) die Fraktionen von CDU und SPD, Teile der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) und Gemeinderat Gerd Wolf (parteilos). Dagegen stimmten die Offene Grüne Liste (OGL) sowie die Gemeinderäte Heike Dehoust (UBL) und Ulf Wacker (parteilos), Stephan „Stips* Kraus-Vierling (UBL) enthielt sich der Stimme.
Nahversorgung ist schlecht
In einem Punkt waren sich die Gemeinderäte einig: Die Nahversorgung in Neckarhausen ist aktuell schlecht. Der am Parkplatz beim Freizeitbad vorgesehene „Teo“-Laden von Tegut könnte zwar für eine Entspannung sorgen, allerdings keinen vollwertigen Markt mit Frischetheken ersetzen. Öffnen wird der personallose SB-Markt nach Angaben von Bürgermeister König erst im November oder Dezember, die Vertragslaufzeit beträgt fünf Jahre. Ob und wie es danach weitergeht, ist unklar.
Initiative von Edeka schon im Jahr 2019
Laut König kam das Unternehmen Edeka bereits 2019 auf die Gemeinde mit dem Wunsch zu, am nördlichen Ortsrand einen Markt zu errichten. Seitdem habe es Gespräche mit Fachbehörden und eine artenschutzrechtliche Potenzialanalyse gegeben. Ergebnis: Als Standort kommt nur das Ackerland entlang der Rudolf-Diesel-Straße in Frage, gegenüber von Bäko. Eine erste Bürgerinfo habe es im November 2021 gegeben, eine erneute Bürgerversammlung im Juni 2022. „Der Eindruck der Verwaltung war, dass das durchaus positiv angenommen wurde“, fasste der Bürgermeister zusammen. „Jetzt geht es um den Aufstellungsbeschluss, die Details kommen später“, betonte er weiter. Das Ja oder Nein zu dem Projekt interessiere die Bürger brennend.
Ein flammendes Plädoyer dafür hielt Tobias Hertel (SPD): „Wir sind stark dafür, dass wir in Neckarhausen so einen Einkaufsmarkt bekommen.“ Es gebe so gut wie keine Geschäfte mehr für Waren des täglichen Bedarfs. Ein solcher Markt wäre auch eine Bereicherung für bestehende Einzelhändler, sagte Hertel. Viele Menschen seien heute gezwungen, zum Einkaufen woanders hinzufahren: „In Neckarhausen schläft man nur noch.“
Für die Offene Grüne Liste (OGL) räumte Rolf Stahl ein, beim Blick auf die finanzielle Seite müsse man dem Markt „freudig zustimmen“. Zugleich machte er aber deutlich, es gebe auch viele Nachteile. Ein großer sei der Verkehr. Edeka plane 120 Parkplätze, rechne also mit vielen Kunden, die mit dem Auto kommen. „Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Supermarktlandschaft komplett verändert hin zu Lieferdiensten“, wagte er eine Prognose. Die Tendenz gehe zu Lieferungen, auch Edeka arbeite mit einem Lieferdienst zusammen.
Erst der Startschuss: Das gilt es noch zu regeln
„Wenn Edeka bauen will, hat das sicher einen Grund“, entgegnete Bürgermeister König. Dass das Areal im Landschaftsschutzgebiet liege, hob Thomas Hoffmann (OGL) hervor. Markus Schläfer (CDU) sagte: „Wir geben hier nur den Startschuss, danach sind viele kleinere Dinge zu regeln.“ Der Bebauungsplan solle am besten vorhabenbezogen erstellt werden, dann ass müsse der Antragsteller die Kosten tragen.
Das Argument mit dem Lieferdienst sei „Schwachsinn“, erregte sich Hertel über die Äußerungen von Stahl, wogegen Klaus Merkle (UBL) den Kollegen in Schutz nahm: „Hier redet niemand Schwachsinn.“ Die Nahversorgung sei ein Riesenthema, sagte Merkle weiter: „Das beschäftigt uns schon eine ganze Weile.“ Die Frage des Betreibers sei noch offen, verwies Merkle auf den Beschlussvorschlag. Er sprach von einer „verflixten Situation“, auch der Flächenverbrauch sei nicht ohne. Den ersten Schritt könne die UBL mehrheitlich mitgehen: „Das wird von vielen Leuten erwartet, weil die Nahversorgung sehr schlecht ist.“
Bürgermeister König betonte: „Es ist ein großes Projekt, und es soll ein gutes werden.“ Er habe die Einzelhändler im Ort vorab informiert. „Wir müssen ein Angebot schaffen, das für jeden erreichbar ist, auch zu Fuß und ohne Auto“, betonte Markus Schläfer (CDU). Der Markt sei „eine sehr gute Lösung für den Standort und die Gemeinde“.
Während die Befürworter wie Schläfer den Markt mit Blick auf das Beispiel Edingen als positiv für den bestehenden Einzelhandel sehen, befürchten die Skeptiker wie Walter Heilmann (OGL) das Gegenteil. „Die Versorgungslage ist ungenügend“, räumte auch Heilmann ein. Er kritisierte dann aber vor allem die Flächenversiegelung, die bei fast einem Hektar liege. Von Heilmanns Argumentation ließ sich der parteilose Gemeinderat Ulf Wacker nach eigenen Angaben zu einer Ablehnung statt Enthaltung bewegen, Gerd Wolf (fraktionslos) zeigte sich „hin- und hergerissen“, sah aber „schlichtweg keine andere Chance“.
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