Gastgewerbe

Hotel in Edingen wird verkauft - und könnte Wohnraum weichen

Das Haus ist ein Hingucker, wenn auch etwas in die Jahre gekommen: Das Top-Apartment-Hotel in Edingen schließt Ende September. In Edingen-Neckarhausen gibt es dann nur noch ein einziges Hotel

Von 
Julian Eistetter
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Das Top-Apartment-Hotel in Edingen fällt durch seine außergewöhnliche Fassadengestaltung auf. Jetzt wird das Haus verkauft. © Hans-Jürgen Emmerich

Edingen-Neckarhausen. Die Fassade mit ihren dunklen, verschnörkelten Holzelementen und den Wandreliefs ist ein Blickfang. Sie verleiht dem Gebäude in der Bismarckstraße in Edingen einen rustikalen Charme. Wer sich in der Region etwas auskennt, dem ist dieser Stil auch schon in Schwetzingen oder Viernheim aufgefallen. Bei allen drei Häusern handelt es sich um Hotels der Brüder Helmut und René Weber. Das Top-Apartment-Hotel in Edingen steht nun zum Verkauf, wie aus einer Anzeige hervorgeht, die bis Mittwoch noch auf dem Immobilienportal Immoscout24 eingestellt war. Ob es ein Hotel bleiben wird, ist noch unklar.

Eigentümer hat bereits konkrete Interessenten an der Hand

Nach Angaben von Betreiber René Weber gibt es bereits ernsthafte Interessenten für das 1989 erbaute Hotel unmittelbar neben der Bft-Tankstelle an der Mannheimer Straße. Er ist optimistisch, dass zeitnah ein Nachfolger gefunden wird. Ob dieser das Hotel dann weiterbetreibt oder nicht, sei ihm „relativ egal“. In der wohl wegen des konkreten Kaufinteresses inzwischen wieder entfernten Anzeige auf Immoscout24 wurde das Objekt jedenfalls als „Ideal für einen Umbau in ein Mehrfamilienhaus“ angepriesen.

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Klar ist, dass Weber das Apartment-Hotel zum 30. September schließen wird. „Dann ist Schluss“, sagt er. Den beiden Mitarbeitern sei bereits gekündigt worden. Er selbst werde das rentablere Hotel Tenne in Viernheim weiterbetreiben, sein Bruder das Central Hotel in Schwetzingen. „Ein paar Jahre mache ich das noch weiter“, erklärt er. Auf den Betrieb in Edingen habe er schlicht „keine Lust“ mehr. Zumal Hotelbetreibern von der Politik immer wieder Stöcke zwischen die Beine geworfen würden.

Bürgermeister sieht Edingen-Neckarhausen nicht als klassisches Touristenziel

Als Kaufpreis waren bei dem Immobilienportal 1,1 Millionen Euro aufgerufen. Weber ist optimistisch, diesen Betrag auch zu erzielen. Immerhin verfüge das Haus über 18 Hotelzimmer, die laut Anzeige auch flexibel als Ein- bis Zweizimmerwohnungen vermietet werden könnten. Auch Dreibettzimmer sowie zwei exklusivere Apartments mit Dampfbad gibt es. Bestehende Einliegerwohnungen würden sich für längere Aufenthalte oder zur Vermietung an Monteure eignen, hieß es in der Anzeige. Insgesamt verfügt das Hotel derzeit über 30 Betten.

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Attraktiv dürfte für Interessenten insbesondere die günstige Lage zwischen den beiden Großstädten Mannheim und Heidelberg sein. Mit der Mannheimer Straße liegt die Direktverbindung in beide Richtungen quasi vor der Haustür.

Das Hotel ist vor allem wegen seiner auffällig gestalteten Fassade ein Blickfang. © Hans-Jürgen Emmerich

Sollte das Top-Hotel durch die neuen Eigentümer tatsächlich zu regulärem Wohnraum umgebaut werden, so würde in der Gemeinde nur noch ein einziger Betrieb aus dem Gastgewerbe verbleiben - das Hotel Neckarperle in Neckarhausen. „Es stimmt, wir haben grundsätzlich extrem wenige Hotelleriebetriebe in der Gemeinde, auch im Vergleich zum Umland“, sagt Bürgermeister Florian König (CDU) im Gespräch mit dieser Redaktion. Anders als Ladenburg mit seiner pittoresken Altstadt oder Schriesheim und andere Kommunen an der Bergstraße sei Edingen-Neckarhausen aber auch kein klassisches Tourismusziel. „Urlaubsaufenthalte sind hier eher ungewöhnlich.“

Übernachtungszahlen in den vergangenen Jahren rückläufig

Auch das Top-Apartment-Hotel sei weniger von Touristen als vielmehr von Monteuren genutzt worden, die für mehrere Wochen für Aufträge in der Region unterkommen mussten. „Sonst übernachten hier vielleicht noch Menschen, die auf der Durchreise oder bei einer Familienfeier zu Gast sind und irgendwo unterkommen müssen“, erklärt König. Wer in Heidelberg Urlaub mache, der suche sich auch eher ein Hotel dort. „Der Markt ist also nicht unbedingt für uns gemacht“, sagt der Bürgermeister.

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Das belegt auch ein Blick in die Daten des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg. Dort schwankte die Zahl der Übernachtungen im Reiseverkehr in Edingen-Neckarhausen seit 2004 jährlich zwischen etwa 6000 und 8000. Die beiden niedrigsten Werte wurden mit 5338 und 5477 in den Jahren 2018 und 2019 erfasst. Damals gab es noch drei Hotels in der Gemeinde. Seit 2020 waren es nur noch zwei, und die Zahlen wurden gar nicht mehr veröffentlicht.

Verwaltung will Kontakt zu neuem Eigentümer aufnehmen

Insofern sieht der Rathauschef auch in Zukunft eher einen Bedarf an neuem Wohnraum als an Hotelbetrieben. Eine Umwandlung des bisherigen Gastbetriebs würde die Verwaltung also nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstehen. „Wir schauen uns das natürlich an und werden auch versuchen, mit dem Käufer Kontakt aufzunehmen, um zu erfahren, welche Pläne er an diesem Standort verfolgt“, so König.

Möglichkeiten zur Übernachtung gebe es in der Gemeinde ja trotz allem noch - im Hotel Neckarperle oder in den zahlreichen Airbnb-Angeboten, auf die König verweist. Gerade junge Leute würden diese Art der Buchung heutzutage häufig bevorzugen.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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