Edingen-Neckarhausen. Das Freizeitbad der Gemeinde in Neckarhausen bleibt mindestens bis Ende Juli geschlossen. Das geht aus einer Pressemitteilung der Gemeinde hervor. Grund ist nach Angaben der Verwaltung ein irreparabler Schaden an der Lüftungsanlage. Diese sollte ohnehin in Kürze ausgetauscht werden, hat aber Anfang der Woche ganz ihren Geist aufgegeben.
Das Bad wurde deshalb am Mittwoch geschlossen und bleibt bis auf weiteres nicht nutzbar. „Der öffentliche Badebetrieb, sowie alle weiteren Schwimm-, Kurs-, Schul- und Vereinsangebote können derzeit nicht stattfinden, denn ohne eine funktionierende Lüftungsanlage erlischt die Betriebserlaubnis des Schwimmbads“, schreibt die Gemeinde weiter.
Austausch war bereits geplant
Der Defekt war am Dienstagabend durch das Personal im Freizeitbad festgestellt worden. Noch am selben Abend habe eine örtliche Firma einen elektrischen Fehler ausschließen können. Die Verwaltung meldete den Ausfall der Anlage an die zuständige Wartungsfirma. Auch deren Techniker konnte die Anlage am frühen Morgen nicht wieder in Betrieb nehmen und stellte den nicht reparablen Schaden am Motor der Lüftungsanlage fest, wie die Gemeinde weiter erläutert. „Wir wussten, dass die Anlage in die Jahre gekommen war“, sagte Bürgermeister Florian König am Mittwoch im Gespräch mit dieser Redaktion.
Freizeitbad Neckarhausen
- Das Freizeitbad gibt es seit 1973, es kann also in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiern.
- Vor der Corona-Pandemie zählte die Gemeinde pro Jahr rund 70 000 zahlende Badegäste und mehr als 5000 aus den Bereichen Schulen und Vereine.
- Das jährliche Defizit beläuft sich auf mehr als 700 000 Euro.
- Die Eintrittspreise wurden zuletzt 2022 um knapp 20 Prozent erhöht. Die Einzelkarte kostet seitdem 6,50 Euro (zum Vergleich Hallenbad Heddesheim: 4 Euro).
- Das Bad verfügt über ein 25-Meter-Becken mit Sprungturm, einen Whirlpool mit Bewegungsbecken.
- Das beheizte Außenbecken mit Liegemulden bleibt wegen der Energiekrise seit Ende 2022 in den Wintermonaten geschlossen. hje
Deshalb seien für den Austausch in den Jahren 2023 und 2024 bereits Mittel von rund 300 000 Euro im Haushaltsplan vorgesehen. „Jetzt kam uns dummerweise das Schicksal zuvor, und wir sind fremdbestimmt“, fuhr er fort. Dank der Haushaltsmittel könne der Austausch nun vorgezogen werden. Die Lieferzeit mit Einbau der neuen Anlage würde rund 25 Wochen betragen. Damit könnte das Bad nicht vor August wieder öffnen.
Die vorgesehene Maßnahme ist laut Gemeinde gleichzeitig auch eine energetische Sanierung und amortisiert sich rund drei bis vier Jahren. „Auch ein reiner Austausch des Motors würde mit einer Lieferzeit von 16 bis 20 Wochen die Schließzeit nicht erheblich verringern“, argumentiert die Verwaltung. Außerdem entstünden dadurch zusätzlich Kosten von 60 000 bis 80 000 Euro. Daher habe die Verwaltung entschieden, dem Gemeinderat den Komplettaustausch der Lüftungsanlage vorzuschlagen.
Im Rathaus wird an Notfallplan gearbeitet
In einer nichtöffentlichen Beratung in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch sprach sich die breite Mehrheit des Gemeinderats für den Verwaltungsvorschlag aus. Entschieden ist damit aber noch nichts. Einen Beschluss zum weiteren Vorgehen muss der Gemeinderat im Februar treffen, wenn er sich auch mit dem Etat für 2023 befasst.
Im Rathaus arbeitet man derweil an einem Notfallplan, um den wegfallenden Badebetrieb aufzufangen. „Da sind wir mit Hochdruck dran“, betonte Bürgermeister Florian König am Donnerstag auf Nachfrage, nachdem er sich vor Ort ein Bild von der Situation gemacht und auch mit Mitarbeitenden gesprochen hatte. Bei dem Notfallplan spielt auch das Kleinhallenbad in Edingen eine wichtige Rolle. Zunächst müssten aber weitere Gespräche mit Behörden geführt und Abstimmungen mit Nutzergruppen getroffen werden. Unter anderem benutzt die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) das Bad zum Training.
Neben den beiden Reparaturvarianten wurde eine komplette Schließung des Bades als Alternative dargestellt. „Das war aber kein Vorschlag der Verwaltung“, betonte König. Auch in den Fraktionen war das keine ernsthaft diskutierte Lösung, wie eine Umfrage der Redaktion am Donnerstag ergab.
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