Kommentar Ausfall der Technik eröffnet Chance für Perspektiven

Dass das Freizeitbad in Neckarhausen für den Austausch der Lüftungsanlage vorübergehend geschlossen werden muss, gibt der Gemeinde die Chance, über eine klimafreundliche Zukunft nachzudenken, findet Hans-Jürgen Emmerich

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Hans-Jürgen Emmerich
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Gute Nachricht für alle Freunde des Wassersports: Das Freizeitbad in Neckarhausen soll nach dem Austausch der Lüftungsanlage spätestens im August wieder öffnen. Das sorgt für Erleichterung bei Vereinen, die hier trainieren, insbesondere bei der DLRG, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Aber auch jenen, die im Wasser des Bades Rehasport machen oder sich auch im hohen Alter noch fit und beweglich halten, dürfte ein Stein vom Herzen fallen.

Eine dauerhafte Schließung des Bades wurde zwar als Lösung genannt, aber offenbar nicht ernsthaft in Erwägung gezogen. So gut die Nachricht also für die Gesundheit der Menschen ist, so schlecht ist sie für die Finanzen der Gemeinde. Denn mit der Investition von 300 000 Euro ist für die kommenden Jahre auch das jährliche Defizit von fast 800 000 Euro zementiert. Wenn gerade erst so viel Geld in das Bad gesteckt worden ist, wird eine Schließung fürs erste nicht in Erwägung gezogen werden.

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Wo bleibt der Klimaschutz?

Und wie steht es eigentlich mit dem Klimaschutz? Die Gemeinde hat sich erst kürzlich auf die Fahnen geschrieben, bis 2035 klimaneutral zu sein. Das ist in gerade einmal zwölf Jahren. Aber womit wird das Freizeitbad geheizt? Das Freizeitbad wird von einem eigenen gasbetriebenen Blockheizkraftwerk versorgt, also durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe. Von Alternativen dazu hat man bislang nichts gehört. Wenn es aber nicht gelingt, das Erdgas durch CO2-neutrale Brennstoffe zu ersetzen, müsste die Einrichtung konsequenterweise in zwölf Jahren geschlossen werden.

Keine Frage: Wenn Kinder an einem Fluss groß werden, dann sollten sie zu ihrer eigenen Sicherheit schwimmen können. Aber der Totalausfall der Lüftung im Freizeitbad bietet auch eine gute Gelegenheit, die Energieversorgung insgesamt auf eine klimafreundliche Alternative hin zu untersuchen. Denn wenn der Klimawandel nicht rechtzeitig gestoppt wird, gehen wir buchstäblich alle baden.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.