Die Schließung der Bäckerei Kapp in Edingen schlägt hohe Wellen. Auf der Facebookseite des „MM“ gab es wenige Stunden nach der Veröffentlichung am späten Montagabend bereits rund 100 Kommentare. Der Tenor: Die Schließung des Handwerksbetriebs ist ein herber Verlust. Und das nicht nur für Edingen-Neckarhausen, wie Kristin Hätterich schreibt. Fährfrau Martina Kreuzer kann das nur bestätigen: „Die kommen aus Dossenheim, Schriesheim und Ladenburg, um gute Backwaren zu kaufen.“
Aber woran liegt es, dass Kapp aufgeben muss? „Der Geiz-ist-geil-Kult zwingt das Handwerk in die Knie“, mutmaßt Horst Rieken. An die Seniorin des Hauses, Ilona Kapp, denkt Silke Stiefel: „Ach je, die arme Frau Kapp. Seit meiner Kindheit steht sie hinter der Theke.“ Mehr als 60 Jahre schon arbeitet die gebürtige Schwarzwälderin in der Bäckerei, die seit mehr als 100 Jahren besteht und in vierter Generation betrieben wird. „Wir sind 1977 nach Edingen gezogen“, erinnert sich Petra Gerber: „Die Bäckerei Kapp mit der netten Chefin im Laden war einer der ersten Kontakte dort.“
Zu den Stammkunden von Kapp zählte auch Bürgermeister Simon Michler. Anfangs wohnte er in der Grenzhöfer Straße direkt gegenüber des Stammsitzes, später nutzte er die Filiale im Amselweg, direkt um die Ecke seines Hauses. Gerüchte über die bevorstehende Schließung habe es immer wieder gegeben, sagte er am Dienstag, vom endgültigen Aus hat er aber erst aus dem „MM“ erfahren. „Kapp wird definitiv fehlen“, betont Michler: „Das war eine Kultbäckerei mit Qualität.“ An die Gemeinde habe sich Kapp nicht gewandt, erklärt Michler. Auch für die Vereine sei die Schließung ein Verlust. Die Familienbäckerei Stahl bleibe jetzt die letzte ihrer Art in Edingen. Der Bürgermeister weiß um die Probleme bei der Nahversorgung. Das spielt auch beim Verkauf eines Grundstücks in der Hauptstraße (Ecke Grenzhöfer Straße) eine Rolle. „Da sprechen wir gerade mit zwei Interessenten“, erklärt Michler. Hier könnte nach dem Abriss ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen. Nach der Schließung der Metzgerei Schwab im August 2018 gibt es auch in dieser Branche eine Lücke in Edingen, die er gerne schließen würde. Aber auch für eine Bäckerei böte der Standort Potenzial. Bleibt abzuwarten, ob sich ein Investor an das Projekt wagt. Spätestens seit Ausbruch des Ukrainekriegs und wegen extrem steigender Baupreise sei hier eine große Zurückhaltung zu spüren, lässt der Bürgermeister durchblicken.
Auch ein Neubau kann allerdings nicht zurückbringen, was viele Kunden von Kapp schon jetzt vermissen. „Ich bin echt traurig, ich liebe die Baguettes“, schreibt Sigi Klevenz auf der „MM“-Facebook-Seite. „Oh nein, unsere Lieblingsbäckerei“, kommentiert Sandra Pößnecker mit einem heulenden Smiley. Anke Bucher formuliert: „Ein außergewöhnlicher Bäcker mit hervorragenden Produkten ist nicht mehr, unfassbar, ganz ehrlich.“
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