Verkehr

Gerät die Fähre in Neckarhausen ins Wanken?

Personalnot und Krankheitsfälle bremsen der Betrieb der kommunalen Fähre zwischen Neckarhausen und Ladenburg immer wieder aus. Ob das den Fortbestand gefährdet, und was die beiden Bürgermeister dazu sagen

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Die Fähre aus Neckarhausen legt in Ladenburg an. Derzeit fallen viele Fährtage aber personalbedingt aus. © Hans-Jürgen Emmerich

Dass die Fähre zwischen Neckarhausen und Ladenburg wegen Hochwassers ausfällt, kommt immer wieder mal vor. Doch in jüngster Zeit häufen sich die Ausfälle auch aus personellen Gründen. Wir haben deshalb bei der Gemeinde Edingen-Neckarhausen nachgefragt. Sie ist seit Mai 2020 Betreiber der schwimmenden Verbindung auf die andere Seite des Neckars.

Wie hat sich die Zahl der Fahrgäste entwickelt?

Im ersten Jahr des Betriebs in kommunaler Regie zählte die Gemeinde ab Mai knapp 163 000 Fahrgäste, auf das ganze Jahr hochgerechnet sind das fast eine Viertelmillion. 2021 lag die Zahl bei knapp 240 000. Im Jahr 2022 waren es weniger als 200 000 Fahrgäste, ein Rückgang um mehr als 16 Prozent. Für 2023 meldet die Gemeinde 160 000 beförderte Personen, ein Minus von 20 Prozent.

An wie vielen Tagen ist die Fähre gefahren?

Im Jahr 2022 gab es 336 Fährtage, 2023 waren es 324, also rund drei Prozent weniger. Seit Ende Januar verkehrt die Fähre wegen Krankheitsfällen beim Personal bis auf Weiteres an drei Tagen in der Woche (Donnerstag bis Samstag) nicht.

Wie wirkt sich der häufige Ausfall auf den Schülerverkehr von und nach Ladenburg aus?

„Von den Schülerinnen und Schülern bzw. von den Eltern haben wir kein Feedback erhalten“, heißt es von der Gemeinde. Wenn die Fähre geschlossen hat, fahren die Schülerinnen und Schüler über die Brücke an die weiterführende Schule.

Wie steht es um das Defizit des Fährbetriebs?

Im ersten Jahr lag das Defizit bei 60 000 Euro, bedingt unter anderem durch die Übernahme von der privaten Fährgemeinschaft und die Inspektion auf der Werft, die alle fünf Jahre fällig ist. Umgerechnet auf die Fahrgäste waren das 25 Cent pro Kopf. 2021 konnte das Minus deutlich gesenkt werden, nämlich auf umgerechnet fünf Cent pro Überfahrt.

2022 gab es nach einer Preiserhöhung sogar einen Überschuss von 10 000 Euro, ebenfalls von fünf Cent je Überfahrt. Für 2023 gibt es noch kein endgültiges Ergebnis, die Gemeinde rechnet aber nicht mit einer Unterdeckung.

Wie viel Personal sieht der Stellenplan für die Fähre vor, und wie viele Stellen sind besetzt?

Um die vollständigen Fährzeiten abdecken zu können, bedarf es im Winter 70 Stunden pro Woche und in den Sommermonaten 80 Stunden pro Woche. „Drei Vollzeitkräfte wären daher wünschenswert“, heißt es von der Gemeinde.

Wie viel Personal steht aktuell zur Verfügung?

Besetzt sind eine Vollzeitstelle und zwei Teilzeitstellen. Außerdem gibt es drei geringfügig Beschäftigte mit etwa zehn Stunden im Monat, die aber nur am Wochenende aushelfen können.

Was unternimmt die Gemeinde, um zusätzliches Personal zu finden?

Die Gemeinde hat mehrfach Stelleninserate, auch in Fachzeitschriften, geschaltet, wie Bürgermeister Florian König betont. Außerdem versucht sie, mit Öffentlichkeitsarbeit immer wieder auf die Personalnot in diesem Bereich hinzuweisen und so Personal zu generieren.

Das will sie auch weiterhin machen. Um die Fähre fahren zu dürfen, muss eine entsprechende Praxis nachgewiesen und eine Prüfung abgelegt werden. Die praktische Fahrzeit beträgt 180 Tage, an denen man gemeinsam mit einer „eingelernten“ Fährkraft fahren muss.

Gibt es Bemühungen, den abgeschobenen Fährmann zurück nach Deutschland zu holen?

„Die Person war kein ausgebildeter Fährmann, sondern unterstützte lediglich das fahrende Fährpersonal“, schreibt Bürgermeister Florian König: „Wir als Gemeinde haben keinen Einfluss auf die mögliche Rückkehr.“

Wie informiert die Gemeinde über Ausfälle der Fähre und Fahrplanänderungen?

Es gibt einen Fährnewsletter per WhatsApp, der momentan von 615 Personen bezogen wird, Tendenz steigend (anzufordern per Kurznachricht an die Nummer 06203/808191). Eine Veröffentlichung auf der Homepage der Gemeinde im Internet ist aktuell nicht geplant.

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In der Regel sei die Verbreitung über WhatsApp deutlich schneller und unkomplizierter, da die Schließung der Fähre auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten der Verwaltung erforderlich sein könne, heißt es zur Begründung.

Was sagen die Bürgermeister zu der aktuellen Situation?

Stefan Schmutz, Ladenburg: Die Fähre ist von besonderer Bedeutung für die Verbindung zwischen Ladenburg und Neckarhausen. Daher sehe ich die aktuellen Herausforderungen als Anlass, dass auch seitens des Landes klare Signale kommen sollten, den Erhalt dieses Kulturguts zu unterstützen.

Florian König, Edingen-Neckarhausen: Die Fähre ist mehr als nur ein Transportmittel, sie ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gemeinde und ein absolut erhaltenswertes Kulturgut. Die momentane Personalnot zwingt uns, das Angebot stark einzuschränken. Dennoch halte ich eine wenig fahrende Fähre immer noch für besser als eine gar nicht mehr fahrende Fähre.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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