Edingen-Neckarhausen. 1551 Kilometer in 16 Tagen radeln. Einmal quer durch Baden-Württemberg und Bayern - als 72-Jähriger. Und das für den Klimaschutz. Rolf Stahl aus Edingen hat einen spannenden Urlaub hinter sich. Mit dem Fahrrad spart er - im Vergleich zum Auto oder dem Flugzeug - nicht nur CO2 ein, er sammelt auch noch aktiv Geld für den Ausbau von erneuerbaren Energien.
Die Idee: Freunde und Bekannte spenden jeweils einen Cent pro geradeltem Kilometer. Seine Freunde nach Geld zu fragen, fiel Stahl aber nicht leicht: „Am Anfang ist es mir schon ein bisschen peinlich gewesen.“ Aber immerhin ist das Ganze für einen guten Zweck. Denn das Geld kommt in den Edingen-Neckarhausener Klimaschutz- und Transformationsfonds. Der wird von der „Klimaschutz+ Stiftung“ verwaltet und beispielsweise für die Finanzierung von Photovoltaik-Anlagen verwendet.
Auf einer Webseite hat der Edinger seine Freunde auf dem Laufenden gehalten
43 „Motivatoren“, wie Stahl die Spender nennt, machten letztendlich mit. Bei einem Cent pro Kilometer blieb es aber nicht: Die Meisten waren bereit, mehr Geld auszugeben. Und so kamen am Ende knapp 3200 Euro zusammen. „Ich finde es toll, wie viele Leute mitgemacht haben“, sagt Stahl stolz. Auf einer Webseite und mit der Hilfe von Peter Kolbe, dem Vorstand der „Klimaschutz+ Stiftung“, konnte der 72-Jährige seine „Motivatoren“ während der Reise auf dem Laufenden halten. Die Strecke kommt auch der Kommune zugute: Stahl hat die gefahrenen Kilometer bei der Aktion Stadtradeln eingetragen.
„Ich fahre gerne Fahrrad“, sagt Stahl. Und das auch lange Strecken. Er ist mit dem Rad schon an die österreichische Grenze, in die Bretagne und nach Italien gefahren. Der aktuelle Urlaub sei nicht seine größte Reise gewesen, aber trotzdem relativ lang. Am 24. Juni bepackte Stahl sein Fahrrad - wohlbemerkt kein E-Bike: Drei große Gepäcktaschen vorne, zwei hinten und die Camping-Ausrüstung. Eigentlich wollte er vier Tage vorher losfahren. Weil seine Frau aber operiert wurde, verschob sich der Start der Reise. Deswegen konnte er auch den geplanten Abstecher in das Salzburger Land nicht machen.
Diese Route ist der Edinger für den guten Zweck geradelt
Für Stahl geht es zuerst von Edingen nach Schwarzach. Dort besucht er seine Schwester und sortiert gleich schon Gepäck aus. Dann fährt er den Neckar hinunter bis nach Bad Friedrichshall, weiter nach Rothenburg ob der Tauber, Regensburg und Passau. An der österreichischen Grenze entlang geht es über den Chiemsee bis nach Kufstein. Hier besucht er seinen Sohn und seine Enkelkinder, die in der Nähe wohnen. Für sie legt er auch ein paar Tage Pause ein. Zurück fährt Stahl über Augsburg, Donauwörth und den kleinen Odenwald, bis er dann am 12. Juli wieder zuhause in Edingen ankommt.
Übernachtet hat der Rentner während seiner Reise in Hotels und Pensionen. Sein Zelt hatte Stahl zwar dabei, aber nicht genutzt: „Das waren nur zusätzliche Kilos, die ich bewegen musste“. Eine Unterkunft zu finden, sei kein Problem gewesen. Er habe sich einfach in dem Ort, in dem er war, umgeschaut. Obwohl die grobe Route im Vorhinein geplant war, entscheidet Stahl meist spontan, wohin er fährt. „Es ist unbeschwert. Ich bin einfach drauflosgefahren. Ich habe mich überraschen lassen, was ich sehe und was kommt“, berichtet der Gemeinderat von Edingen-Neckarhausen begeistert. Das Radfahren sei für ihn meditativ. Er könne dabei richtig abschalten.
Etwa zehn Stunden täglich ist Rolf Stahl aus Edingen Fahrrad gefahren
Jeden Tag steht Stahl gegen halb sechs auf, frühstückt gut und schwingt sich spätestens um acht Uhr aufs Rad. Dann fährt er den ganzen Tag bis etwa halb sieben - und das auch bei Dauerregen, Hitze und Gegenwind. Zwischendrin macht er kurze Pausen, um sich eine Stadt anzuschauen oder etwas zu essen. Und auch baden war der studierte Maschinenbauingenieur ab und zu, zum Beispiel in der Donau: „Das müsste man viel öfter machen.“ Begeistert war Stahl auch von den netten Menschen, die er kennengelernt hat. Ein Ehepaar wollte beispielsweise von Fulda über die Alpen bis an die Adria fahren. Und zwar auf einem Tandem, weil der Mann schwer sehbehindert sei. „Das war beeindruckend“, sagt Stahl.
Als er zuhause ankommt, fühlt er sich nicht erschöpft. Er braucht aber ein paar Tage, um sich wieder an die alltäglichen Aufgaben zu gewöhnen. Aber bis zur nächsten Radtour dauert es bestimmt nicht lange. „Ich werde es auf jeden Fall wieder machen, vielleicht sogar etwas Längeres“, sagt Stahl lachend. Eine Freundin sei nach Leipzig gezogen. Das ist für den Rentner die Gelegenheit, mit dem Rad nach Berlin zu fahren und unterwegs einen Stopp in Leipzig zu machen.
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