Edingen-Neckarhausen. Die Pläne sind seit November 2021 öffentlich bekannt: Edeka will am Nordrand von Neckarhausen einen neuen Supermarkt mit einer Verkaufsfläche von rund 1200 Quadratmetern bauen. Der Gemeinderat hat sich nach einer ersten Bürgerinfo bereits mehrfach mit dem Thema befasst und unterstützt das Projekt mehrheitlich.
Das erforderliche Genehmigungsverfahren kommt bislang allerdings nicht so richtig voran. Nach dem Willen des neuen Bürgermeisters Florian König soll sich das nun ändern.
Größe der Verkaufsfläche könnte zum Knackpunkt werden
Der Gemeinderat hatte in der öffentlichen Sitzung im Juni 2023 mehrheitlich den Aufstellungsbeschluss „Nahversorgung Neckarhausen“ gefasst. Allerdings war schon damals klar, dass der Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim als Träger der Flächennutzungsplanung einen Nahversorger mit einer derart großen Verkaufsfläche kritisch sieht. Er hält eine Fläche von maximal 800 Quadratmetern für angemessen, steht mit dieser Auffassung jedoch alleine, wie es in einer Informationsvorlage der Verwaltung für die Sitzung des Gemeinderates an diesem Mittwoch heißt.
Denn die übrigen Planungsträger (VRRN mit dem Regionalplan sowie die Raumordnungsbehörde beim Regierungspräsidium) halten eine Verkaufsfläche von 1 250 Quadratmetern für realistisch. „Aufgrund der grundlegenden Diskrepanz bei der Auswahl der angemessenen Verkaufsfläche fehlt eine wesentliche planerische Grundlage“, schreibt das Bauamt weiter. Hinzu kommt, dass das Plangebiet im Landschaftsschutzgebiet (LSG) liegt und für die Realisierung eines Nahversorgungsmarktes eine Befreiung benötigt wird.
„Eine parallele Abarbeitung dieser beiden Themen war in der Vergangenheit nicht zielführend“, heißt es von der Verwaltung weiter. Deshalb solle nun zunächst das Thema Landschaftsschutz weiter bearbeitet werden. Wenn diese planerische Hürde überwunden sei, dann sei auch der Nachbarschaftsverband zur Aufnahme von Gesprächen über die Verkaufsfläche bereit. Parallel würde die Gemeinde dann in die frühzeitige Beteiligung im Zuge des Bebauungsplanverfahrens gehen.
Gemeinde hat Planungsbüros mit Untersuchungen beauftragt
Mit der Ausarbeitung für die Befreiung im Landschaftsschutzgebiet ist das Büro Bioplan Gesellschaft für Landschaftsökologie und Umweltplanung aus Heidelberg beauftragt. Den städtebaulichen Bebauungsplan-Vorentwurf erstellt das Stadtplanungsbüro Schöffler, Karlsruhe.
Die Planungskosten werden sich in diesem Jahr auf rund 9 000 Euro belaufen. Die Verwaltung geht davon aus, dass der Befreiungsantrag im dritten Quartal 2024 bei der Unteren Naturschutzbehörde eingereicht werden kann. Sobald absehbar ist, dass diese Befreiung Aussicht auf Erfolg haben könnte, wäre dann vermutlich zum Jahreswechsel 2024/2025 die frühzeitige Beteiligung der nächste Verfahrensschritt.
Wie die örtlichen Parteien zu dem Vorhaben stehen
Die Nahversorgung im Ortsteil Neckarhausen ist schon länger ein Thema. Innerorts gab es zuletzt nur noch das Markthaus, das aber 2022 seinen Betrieb einstellte. Mit dem Teo-Laden von Tegut kam dann im Dezember 2023 eine Alternative.
Doch dieses Angebot ist zunächst auf fünf Jahre befristet, und das Sortiment ist mit 900 Artikeln deutlich kleiner als bei einem Vollsortimenter, der mehr als 10 000 Artikel anbietet. Mit den geplanten 1250 Quadratmetern wäre der Edeka-Markt in Neckarhausen so groß wie der in Edingen. Der Ende 2016 im Zentrum von Heddesheim eröffnete Markt hat eine Verkaufsfläche von 1500 Quadratmetern.
Im Vorfeld der Kommunalwahl hatten sich die Parteien für den Wahlhelfer des „MM“ in dieser Frage noch einmal positioniert. „Das ist eine sehr umstrittene Frage, weil damit auch Geländeverbrauch einhergeht“, heißt es von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV). Durch den neuen kleinen Markt „Teo“ habe sich die Situation in Neckarhausen entspannt.
UBL verhält sich neutral, OGL sagt Nein
Deshalb verhält sich die nach wie vor stärkste Fraktion in dieser Frage neutral: „Wir bevorzugen kleinere innerörtliche Geschäfte, weil wir Discounter und Lebensmittelmärkte in der Nähe haben, die auch mit dem Rad gut erreichbar sind.“ Ein klares Nein kommt von der Offenen Grünen Liste (OGL): „Wenn bessere Nahversorgung, dann nicht vor den Toren von Edingen-Neckarhausen, sondern im Zentrum, und nicht im Landschaftsschutzgebiet.“
CDU und SPD stehen für die Ansiedlung. „Kurze Wege zu einem Vollsortimenter kommen nicht nur Bürgern jeden Alters, sondern auch dem Klimaschutz zu gute“, argumentieren die Christdemokraten. Die Nahversorgung unterhalb der Brücke sei schon seit Jahrzehnten ein Thema, das nun angegangen werde.
Die SPD/EBEN notiert: „Je näher der Nahversorger, um so geringer ist die Umweltbelastung durch Fahrten und Vorratshaltung. Hierzu stehen wir.“ Auch die PARTEI befürwortet die Ansiedlung. Zusammen mit CDU und SPD verfügt sie über 11 von 22 Sitzen im Rat.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Neckarhausen sollte Chance auf den Supermarkt nicht verspielen