Klimaneutralität bis 2035 – das hat sich die Gemeinde Edingen-Neckarhausen zum Ziel gesetzt. Ein Mittel dafür sollen große Photovoltaik-Anlagen auf Feldern sein. Doch um die ersten dafür ins Auge gefassten Flächen sieht es nicht gut aus, wie jetzt bei einem Sachstandsbericht deutlich wurde.
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Die Gemeinde hatte beim Netzbetreiber Netze BW, vier Areale angefragt, um eine Einschätzung zu bekommen. Außerdem wurde der Verband Region Rhein-Neckar dazu gehört. Dort ist man offenbar besonders kritisch. 200 Meter rechts und links der Autobahn ist für großflächige Anlagen keine Zustimmung erforderlich. Wenn es darüber hinausgeht, sind die Behörden zurückhaltend bis skeptisch. Außerdem muss hier mit Widerständen der Landwirtschaft gerechnet werden, falls diese dadurch wertvolles Ackerland verliert.
Regionalplanung tangiert
Sofern es sich bei den geplanten Standorten um Vorranggebiete für die Landwirtschaft und um regionale Grünzüge handelt, sind gleich zwei regionalplanerische Zielfestlegungen betroffen. Das erfordert nach Angaben der Verwaltung weitere Vorabstimmungen, unter anderem mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe und dem Nachbarschaftsverband sowie dem Landratsamt (untere Landwirtschaftsbehörde). Erst dann könne die Sache abschließend bewertet werden.
Ins Auge gefasst hatte die Gemeinde unter anderem den Bereich rund um das Klärwerk in Neckarhausen. Hier lehnen die Behörden eine solche Anlage ab, weil es sich im Bereich des vorbeugenden Hochwasserschutzes befindet. Bei Hochwasser würde das Gelände komplett überschwemmt. Der Hochwasserschutz und die Beanspruchung der Grünzäsur sind auch das Problem in Neckarhausen, gegenüber von Bäko. Hier ist bekanntlich die Ansiedlung eines neuen Edeka-Marktes im Gespräch. „Wir hatten viele gute Ideen, sind aber sehr ernüchtert worden“, stellte Patricia Hauck vom Bauamt fest.
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Thomas Hoffmann von der Offenen Grünen Liste (OGL) machte deutlich, dass die Pläne mit einem Abweichungsverfahren doch noch realisiert werden könnten: „Da muss das Regierungspräsidium (RP) entscheiden.“ Lukas Schöfer (CDU) zeigte sich über die Ablehnung bei der Kläranlage verwundert: „Die Kläranlage wurde ja auch dort gebaut.“ Außerdem zerschneide der Neubau der L 597 die Landschaft ebenfalls. Er halte jedenfalls einen vernünftigen Kompromiss mit dem RP für denkbar.
„Wir verstehen vollkommen den Zielkonflikt mit der Landwirtschaft“, bekannte Rolf Stahl, Gemeinderat der OGL und glühender Verfechter der Solarenergie. Man müsse sich aber auch die Größenordnung vor Augen halten. Die zehn Hektar, um die es hier geht, seien weniger als 1,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche.
Kritik an „Schönwetterstrom“
„Wir stehen noch auf schwachen Füßen“, kommentierte Klaus Merkle von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV) den Sachstand. Er brachte außerdem einen weiteren möglichen Standort in den Milben ins Gespräch, der noch geprüft werden müsse. Dort gebe es minderwertige Böden. Sein Fraktionskollege Helmut Koch, selbst Landwirt, verwies dagegen auf „wunderbare Böden“ und äußerte sich kritisch: „Ich bin kein Verfechter der Freiflächen-Photovoltaik: „Das ist Schönwetterstrom, im Winter holen wir Atomstrom aus Frankreich.“
Bürgermeister Florian König betonte: „Wir müssen jetzt nicht das Buch zumachen und stecken nicht den Kopf in den Sand.“ Zum Teil sei eine Neubewertung erforderlich, etwa im Zusammenhang mit dem Bau der L 597. Man wolle nun zunächst das Ergebnis der Netzabfrage abwarten und sehen, wo es wirtschaftlich Sinn mache. Danach kommt wieder die Arbeitsgruppe ins Spiel, in der auch die Landwirtschaft vertreten ist. „Der Strombedarf wird massiv ansteigen, wir müssen für jede Kilowattstunde dankbar sein“, mahnte er. Allerdings dürfe das nicht über die Köpfe der Landwirtschaft hinweg entschieden werden, wie König betont: „Konsens ist wichtig.“
Die Gemeinde Edingen-Neckarhausen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu sein. Um das zu erreichen, müsste sie 69 000 Megawattstunden Strom auf der Basis von erneuerbaren Energien produzieren, wie Klaus Keßler von der Kliba vergangenes Jahr im Gemeinderat erläutert hatte. Zwei Potenzialanalysen sind danach zu dem Ergebnis gekommen, dass auf Dachflächen 36 000 Megawattstunden Sonnenstrom erzeugt werden könnten. Selbst wenn alle Dächer mit Solarzellen belegt würden, reichte dies nicht aus, um den prognostizierten Strombedarf zu decken. Auf den dafür privilegierten Freiflächen besteht Laut Keßler ein Potenzial von etwa 150 000 Megawattstunden.
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