Edingen-Neckarhausen. Rot-weiß-gestreifte Absperrgitter und Warnleuchten weisen schon kurz nach der Bahnbrücke darauf hin: Die Hauptstraße von Neckarhausen Richtung Seckenheim ist gesperrt. Seit Montag wird hier gearbeitet, Teile der alten Kreisstraße sind bereits abgetragen. Innerhalb von vier Wochen soll alles fertig sein.
Ursprünglich war geplant, dass auch Fußgänger und Radfahrer hier nicht mehr durchkommen. Bürgermeister Florian König (CDU) war es aber gelungen, im Gespräch mit dem Regierungspräsidium eine provisorische Lösung zu erreichen. So gelangt man nun zu Fuß oder mit dem Rad auf einem geschotterten Weg von der Seckenheimer Straße hinüber zur neuen Brücke, die über die künftige Umgehungsstraße führt. Allerdings gibt es eine Einschränkung: „Radfahrer absteigen“, steht groß auf einem Schild. Doch das scheint die angesprochene Zielgruppe allenfalls als unverbindliche Empfehlung zu verstehen. Keiner der Radler, die am Montag innerhalb einer Viertelstunde zu beobachten waren, stiegen tatsächlich ab. Vielmehr radelten sie munter auf die Baustelle zu.
Radfahrer missachten die Pflicht zum Absteigen
„Das war zu befürchten“, sagt Bürgermeister König auf Anfrage in einer ersten Reaktion. Er hatte schon im Vorfeld die Sorge geäußert, dass es kommt wie an der Baustelle in der Speyerer Straße. Auch dort gab es diese Regelung, und auch dort wurde sie so gut wie nicht befolgt. „Dabei liegt sie im eigenen Interesse der Radfahrer“, betont er. Denn der schmale, eingezäunte Weg ist im Begegnungsverkehr nicht gefahrlos zu benutzen. Außerdem führt er direkt auf die Baustelle, die wiederum von schweren Baumaschinen passiert wird. Da können Menschen auf Fahrrädern ganz schnell unter die Räder geraten. „Da sollte jeder an seine eigene Sicherheit denken, absteigen und genau schauen“, appelliert König an die Betroffenen. Trotz der umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld seien einige Verkehrsteilnehmer am Montag doch von der Sperrung überrascht worden, berichtet der Bürgermeister.
Etwas unglücklich ist der Umstand, dass die Sperrung teilweise mit dem turnusmäßigen Ausfall der Fähre zusammenfällt. „An uns hat es nicht gelegen“, beteuert König. Er verweist auf die ursprüngliche Zeitplanung des Regierungspräsidiums. Danach hätten die jetzt beginnenden Arbeiten längst abgeschlossen sein sollen. Die Freigabe des Teilabschnitts der neuen L 597 zwischen der alten Kreisstraße und der Unterführung unter der RNV-Linie und der Seckenheimer Hauptstraße war nämlich schon vor Weihnachten geplant, hatte sich dann aber unter anderem wetterbedingt mehrfach verschoben. Jetzt ist sie für April vorgesehen.
Neckarfähre fällt ab 10. März wegen Werftbesuch aus
Am kommenden Montag, 10. März, tritt die Fähre den Weg in die Werft im südhessischen Neckarsteinach an. Dies ist erforderlich, um sie zu warten und fit für die TÜV-Prüfung zu machen, die alle fünf Jahre ansteht. Und den Werftaufenthalt einfach verschieben? „Das geht nicht“, bedauert König: „Da hängt viel zu viel dran.“ Zum einen seien die mehrwöchigen Arbeiten schon lange gebucht, zum anderen könne die Fähre auch nicht aus eigener Kraft in die Werft schippern. Dazu sei ein Schlepper erforderlich, der ebenfalls langfristig terminiert worden sei, erläutert König.
Also bleibt es dabei: In den kommenden Wochen müssen Autofahrer den Umweg über die Speyerer Straße nehmen und im großen Bogen auf die Straße nach Seckenheim oder zur Autobahn A 656 fahren, wenn sie nach Ladenburg wollen. Der kurze Weg auf der Fähre über den Neckar bleibt ihnen verwehrt. „Das ist schade“, findet auch Fährfrau Martina Kreuzer. Immerhin: Fußgänger und Radfahrer können den Weg auf der Eisenbahnbrücke nutzen, um von Neckarhausen nach Ladenburg zu gelangen. Oder umgekehrt.
Die alte Kreisstraße nach Seckenheim wird zurückgebaut
Eine Einschränkung bleibt aber dauerhaft: Die alte Kreisstraße zwischen Neckarhausen und Seckenheim ist Geschichte. Sie wird im Zuge des Straßenneubaus zurückgebaut und rekultiviert. Asphalt und Unterbau der Straße verschwinden, die Natur erhält die Fläche zurück.
Der aktuelle Zeitplan des Regierungspräsidiums sieht vor, dass die Arbeiten an dem Knotenpunkt bis Mitte April abgeschlossen sind. Dann können Autofahrer auf dem besagten Teilabschnitt der neuen L 597 von Neckarhausen in Richtung Seckenheim, Edingen oder zur Autobahn gelangen. Dann können auch die jetzt eingeschränkten Buslinien auf den RNV-Linien 42 und 46 wieder in vollem Umfang fahren. Bis zur Freigabe des kurzen Wegs nach Ladenburg über die neue Brücke müssen sich die Verkehrsteilnehmer allerdings noch einige Zeit gedulden. Die Freigabe ist für Ende 2026 vorgesehen - wenn es nicht zu weiteren Verzögerungen kommt. Insgesamt sind für den Bau der 3,4 Kilometer langen Straße mit Brücke über den Neckar rund 85 Millionen Euro veranschlagt, das ist mehr als doppelt so viel wie ursprünglich kalkuliert.
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