Bürstadt. Der Abbruch des C-Liga-Spiels zwischen Eintracht Bürstadt II und der SG Fürth/Mitlechtern II ereignete sich am 21. August. Doch erst am Donnerstagabend (19 Uhr) wird der Fall vor dem Sportgericht des Hessischen Fußball-Verbands beim Landessportbund in Frankfurt aufgerollt. Rainer Beckerle, Vorsitzender von Eintracht Bürstadt, hat wenig Verständnis dafür, dass so viel Zeit verstrichen ist. Schließlich wurden zwei Bürstädter Spieler in Folge der Tumulte, die den Schiedsrichter zum Abbruch in der Nachspielzeit veranlasst hatten, vorläufig gesperrt – ohne dass ihre Schuld bewiesen ist.
„Bis zur Verhandlung sind es sieben Spiele Sperre. Das ist mehr als das Mindestmaß“, erklärt Beckerle, der zurzeit im Urlaub weilt. Die Bitte des fachkundigen Vereinsvorsitzenden, die Verhandlung nach seiner Reise anzusetzen, wurde nicht erhört. „Auf die eine Woche wäre es nicht mehr angekommen“, ärgert sich der 61-Jährige. Am 3. September habe er den Beschluss des HFV-Verbandsanwalts bekommen, laut dem dieser die Unterlagen an das HFV-Sportgericht geschickt habe, berichtet Beckerle.
Dass der Fall Bürstadt II gegen Fürth/Mitlechtern II nicht vor dem Kreissportgericht Bergstraße verhandelt wird, hat zwei Gründe. Zum einen ist Beckerle dort Vorsitzender. „Zum anderen – und das ist hier entscheidend – wurden beim HFV zum 1. Juli ein Sportgericht und ein Verbandsanwalt installiert“, erklärt der Eintracht-Boss. Diese Gremien sind zuständig, wenn in Zusammenhang mit einem Abbruch ein rassistischer Vorfall, tätliche Angriffe gegen Schiedsrichter oder andere gravierende Vorfälle im Raum stehen.
Um einen mutmaßlich rassistischen Vorfall geht es auch beim Abbruch von Bürstadt. Beim Stand von 5:2 für Fürth/Mitlechtern II soll ein Anhänger der Gäste einen dunkelhäutigen Eintracht-Spieler rassistisch beleidigt haben, woraufhin es zu einer Rudelbildung kam. Laut Bürstadts zweitem Vorsitzenden Marco Schwaier, der an jenem Tag Ordnungs-Obmann war, gibt es Zeugen für den rassistischen Ausspruch.
Spielwertung noch offen
Beckerle selbst war nicht vor Ort, nimmt den betroffenen Eintracht-Spieler aber in Schutz. „Das ist keiner, der auf Krawall aus ist. Und es entspricht nicht den allgemeinen Lebensumständen, dass ein farbiger Spieler grundlos den Ball in Richtung eines Zuschauers schießt, den er beschuldigt, ihn rassistisch beleidigt zu haben“, holt der Eintracht-Vorsitzende aus. Auch die Frage, ob der Abbruch überhaupt nötig gewesen wäre, ist offen – genauso wie die Spielwertung. „Beide Mannschaften haben den Schiedsrichter gebeten, das Spiel zu Ende spielen zu können. Gegen den Schiedsrichter wurde keine Gewalt verübt. Das hat er in seinem Sonderbericht explizit so geschrieben“, erläutert Beckerle.
Dass die Teams weiterspielen wollten, bestätigt auch SG-II-Spielertrainer Kevin Hiller. In Sachen Rassismusvorwurf steht jedoch Aussage gegen Aussage. „Ich muss den Vorwurf aus Bürstadt entschieden zurückweisen“, sagt Hiller: „Dass es zu Provokationen und Wortgefechten kam, mag ich gar nicht bestreiten – auch wenn ich es nicht verstanden habe, weil es bis dahin ein faires Spiel und das Ergebnis deutlich war.“ Hiller war vor Ort, stand aber nicht in nächster Nähe des Geschehens. „Es war eine Einwurfsituation. Der Ball ist in Richtung unserer Zuschauer gerollt. Mir wurde es so geschildert: Einer unserer Zuschauer hat den Ball durchgelassen, was unnötig war. Dazu muss ein Bürstädter Spieler was gesagt haben. Ihm wurde etwas zurückgesagt. Daraufhin ist der Spieler ausgetickt.“
Über den Wortlaut herrscht Uneinigkeit. „Ich wurde schon mit drei Begriffen konfrontiert. Das macht die Sache für mich unglaubwürdig. Aus unserer Zuschauergruppe, die aus 10 bis 15 Leuten bestand, weist jeder den Rassismusvorwurf zurück“, meint Hiller und merkt an: „Wir haben selbst einen farbigen Spieler, der sich schlichtend dazwischengestellt hat, weil mindestens zwei Bürstädter Spieler handgreiflich wurden.“
Einen Spieler, der nicht eingewechselt wurde und in Zivilbekleidung in der Zuschauergruppe stand, stellte die SG für eineinhalb Wochen frei. „Er war beteiligt und sollte darüber nachdenken. Aber wir haben mit ihm und allen Verantwortlichen auf der Seite gesprochen. Es war in keiner Weise eine rassistische Äußerung“, bekräftigt Hiller.
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