Bürstadt. Es ist warm, aber nicht heiß. Im Bürstädter Freibad könnte deutlich mehr Betrieb sein. „Letztes Jahr war schon wenig los, aber diesen Sommer ist es noch ruhiger“, findet eine Seniorin, die am liebsten täglich kommt. Ihren Namen will die Bürstädterin lieber nicht nennen, aber eine Meinung hat sie zum Waldschwimmbad: „Es ist herrlich.“ Dass der Betrieb seit diesem Jahr vom Bensheimer Energieversorger GGEW geführt wird, spüre sie an keiner Stelle - zumal das langjährige Schwimmmeister-Duo Hans-Jürgen Bergmann und Leonid Kardasch weiterhin alle Fäden in der Hand hält.
Lob fürs „aufmerksame und gut eingespielte Personal am Beckenrand“ gibt’s auch aus Bensheim. Problemlos ist laut GGEW die Personalsuche in Bürstadt gelaufen, „da die Personen, die bereits in den Jahren zuvor dafür zuständig waren und bereits viel Erfahrung mitgebracht haben, übernommen wurden“. Sie zieht eine positive Zwischenbilanz. Wetterbedingt sei es bisher eine eher ruhige Saison ohne größere Zwischenfälle gewesen. Die Besucherzahlen sind laut Stadt niedriger als in den Vorjahren. Alle hoffen nun auf einen schönen September.
Kritik am Wildwuchs rund um die Baustelle an der Technikzentrale
Die Baustellensituation kannten die Badegäste auch schon vom vergangenen Jahr. Die tiefen Gräben wurden zwar zugedeckt und begrünt, doch um die neue Technikzentrale steht nach wie vor ein Bauzaun. Dort trifft sich seit vielen Jahren die Stammgast-Runde auf der Wiese. „Ich gucke am liebsten nur in Richtung Bäume und Rasen“, gesteht die treue Besucherin und dreht dem Bauzaun demonstrativ den Rücken zu. Der sei hässlich, aber immerhin praktisch, um Badeanzüge zum Trocknen aufzuhängen. Auf Anfrage teilt die Stadtverwaltung mit, die Baustelle werde im September beendet, die Stadtgärtnerei komme angesichts der vielen Grünflächen kaum mit der Pflege nach. In der Badesaison 2025 solle dann alles optimal laufen. Dann werde das Wasser mit Grundwasserwärmepumpen und Solarthermieanlage aus dem Wärmenetz klimaneutral erwärmt. „Der Grund für die verspätete Fertigstellung sind starke Lieferverzögerungen“, heißt es aus dem Rathaus. Die schwarzen Schläuche, in denen das Wasser über Jahre geheizt wurde, sind im Zuge der Bauarbeiten verschwunden.
Das Ehepaar Gebhardt schüttelt mit Blick auf den „Unkrautacker“ neben der neuen Technikzentrale den Kopf. Der Anblick sei scheußlich - und das in ihrem geliebten Waldschwimmbad. „Aber das heißt ja neuerdings Spaßbad“, sagt sie mit ironischem Unterton. So stehe es auf einem Verkehrsschild in der Stadt. Nur an „Spaß“ sei für Kinder zu wenig geboten. Gebhardts vermissen die Spielenachmittage mit der riesigen Krake im Becken, die es noch vor Corona gab. „Da war immer was los! Jetzt haben unsere Enkel meist gar keine Lust, das Freibad zu besuchen. Das ist doch schade“, meinen sie. „Zudem konnten sie früher hier Fußball spielen, das ist jetzt verboten.“ Stattdessen gebe es jetzt Spielautomaten am Eingang, die der Jugend das Geld aus der Tasche ziehen, kritisieren sie. „Und wieso wird eigentlich das Beachvolleyballfeld nicht wieder flott gemacht?“ Zwar gebe es eine ganz neue Anlage in Richtung TV Bürstadt - allerdings direkt hinter dem Zaun und ohne Zugang ins Freibad. Dieser ist nach Informationen der Stadt aber in Richtung Campus geplant. „Es wird einen eigenen Eingang und ein neues Kassenhäuschen geben“, hatte Bürgermeisterin Bärbel Schader im Frühjahr angekündigt. Dann kann direkt von den Sportplätzen ins Freibad gewechselt werden. Übrigens soll auch wieder ein Sanitärhäuschen aufgestellt werden, denn das alte hatte den Bauarbeiten weichen müssen. Und zum Thema Attraktionen und Aktionen stimme die Stadt sich für 2025 ohnehin mit der GGEW ab.
Beliebte Einrichtung schreibt jedes Jahr hohe Verluste
Die Stadt möchte zudem den Eingangsbereich umgestalten und bereitet laut Schader gerade den Förderantrag vor. Eine automatische Drehtür würde Gebhardts gefallen, damit sie sich als Dauerkarteninhaber nicht mehr anstellen müssen. Zudem soll es laut GGEW künftig Transponderkarten geben, die einmal beantragt und dann verlängert werden können. Fürs neue Kassensystem war laut Schader die Zeit zu knapp - erst zwei Monate vor der Saisoneröffnung hatte das Parlament den Beschluss für die Betriebsführung durch die GGEW gefasst.
Was die Betriebsführung durch den Bensheimer Versorger kostet, kann Schader erst nach der Saison sagen. Die Verluste betrugen in den vergangenen drei Jahren jeweils zwischen 330 000 und 400 000 Euro. Die Stadt lässt sich das Schwimmvergnügen also richtig viel kosten.
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