Bürstadt. Als Martina Rausch, Vorsitzende des Künstlervereins Bürstadt (KVB), die zahlreichen Gäste zur Eröffnung der 26. Kunstausstellung im Bürgerhaus begrüßt hatte, und das Mikrofon an Bürgermeister Boris Wenz übergab, fiel ihr sichtbar eine Last von den Schultern. Denn, wie in so vielen Vereinen, fehlten bei den unzähligen Vorbereitungen zur Kunstausstellung die Helfer. Zudem hatten einige der angemeldeten Künstler wegen Krankheit kurzfristig absagen müssen. Und auch verspätet angekommene Teilnehmer hatten das Nervenkostüm der Vorsitzenden tüchtig strapaziert.
Doch gewohnt ideenreich konnten die unverhofft aufgetretenen Lücken mit Exponaten aus den eigenen Reihen vervollständigt werden. Während das Duo „Black and White“ bei der Vernissage die ersten Kunstinteressierten mit Loungemusik verwöhnten, erfreute sich die neue Literaturecke besonderer Aufmerksamkeit. Liebevoll gestaltet von KVB-Mitglied Katja Meier, die auch das Künstlercafé dekoriert hatte.
Schnell-Porträts und Kurzgeschichten
Doch nicht nur mit dieser Neuerung wurden die Besucher überrascht: Porträtmalerin Laura Langer fertigte Fünf-Minuten-Schnell-Porträts an, und acht Autoren lasen im Halbstundentakt aus Krimis oder Kurzgeschichten vor. Zu hören waren Gedichte und fantasievolle Erzählungen – so hauchte die Vorsitzende einer Schwertkämpferin Leben ein. Die Geschichten gehörten zum facettenreichen Programm, bei dem 138 Werke geradezu die Sinne berauschten.
Scheinbar explodierende Farben und Materialien, unterschiedliche Techniken, digitale Kunst auf Leinwand oder Werke gefertigt aus Holz, Plastik oder Stoff gaben den Herbsttagen einen ganz besonderen Zauber. Scheinbar abwegig erscheinende Ideen schütteten ein Kaleidoskop aus der Welt von Flora und Fauna über die Gäste aus. Das gelang auch den „Big five“, die Isolde Enck lebendig auf die Leinwand gebannt hatte.
Juroren küren die Sieger in den einzelnen Kategorien
Sieben Juroren bewerteten die unterschiedlichen Arbeiten nach einem Punktesystem von eins bis zehn. So kristallisierten sich die Sieger und die weiteren Platzierten heraus. In der Kategorie Malerei erhielt Echo Kern mit „Porträt II.“ die meisten Punkte und damit den ersten Platz. Außerdem machte das von ihr auf Papier gemalte „Löwenchen“ Lust auf Abenteuer und Reisen. Zweiter wurde Roland Seitz mit „Farbenmeer“. Platz drei ging an Claudia Keil mit „Abendstimmung am Bodensee“.
Bei den Skulpturen gewann Sigrid Stadtmüller mit „Symbiose“. Als Botschaft an die Welt durfte man ihren aus Treibholz gestalteten Fisch bezeichnen. In seinem Innern sind Menschen. Künstlerin Sigrid Stadtmüller wollte damit plastisch ausdrücken, dass die Menschen die Erde brauchen, die Erde die Menschen jedoch nicht. Auf den zweiten Platz kam Ulla Ackermann-Betz mit „Lass sie zappeln“. Dritte wurde Hanne Plattner mit „Traum vom Fliegen.“ Bei der Fotografie kam Bernhard Schroth mit „Allwissend“ auf den ersten Platz.
Auch die anderen Werke zogen die Blicke auf sich. Ein wild schäumendes Meer oder sanfte Buchten hatten Roland Falkenhagen als Vorlage gedient. Fast ein bisschen skurril die Skulptur „Helikopter-Mütter-Omas“. Winfried-Gerd Horn hatte dem weiblichen Schopf eine Krone aufgesetzt und mit einem elektrisch angetriebenen Spielzeug-Helikopter den alle Gefahren abwendenden Müttern oder Omas ein „Denkmal“ gesetzt.
Viele der ausgestellten Werke enthielten gesellschaftlich relevante Botschaften. Landschaftsbilder, deren Intaktheit den Augen schmeichelten, detailgenau gemalte Gemälde in Öl, Acryl oder digital bearbeitete Beiträge hinterließen auch bei Besucherin Monika Drljaca ihre Spuren. Sie ist selbst Künstlerin und zollte der Ausstellung großen Respekt. Sie will im nächsten Jahr als Ausstellerin dabei sein. Gelobt wurde der offene, leichte Aufbau der Werke, die man Dank einiger Sitzplätze auch länger betrachten konnte. Auch Gespräche mit den Künstlerinnen und Künstlern war möglich.
Vermisst wurden die sonst regelmäßig teilnehmenden Künstler mit Behinderungen. Und auch die Werke der Kinder, die während der Ferienspiele von KVB-Mitgliedern betreut wurden, blieben verschollen. Dass viele Künstler die Anzahl ihrer Exponate bis zur Schmerzgrenze ausnutzten, ermüdete so manches Auge. „Wir weisen die Künstler immer darauf hin, dass manchmal weniger mehr ist“, gestanden die Organisatoren augenzwinkernd.
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