Naturschutz

Bürstadt: Agendatisch ruft zur Demo am 9. Oktober auf

Bis zu 35 Bäume sollen fallen, wenn nun auch der östlichste Teil der Nibelungenstraße umgebaut wird. Dagegen wollen die Naturschützer mit möglichst vielen Mitstreitern protestieren

Von 
Sandra Bollmann
Lesedauer: 
Entlang der Nibelungenstraße sollen bis zu 35 Bäume fallen, unter anderem die große Eiche rechts. Das Exemplar gegenüber darf stehen bleiben. © Berno Nix

Bürstadt. Die Zeit drängt. Bereits am kommenden Mittwoch, 11. Oktober, könnte das Bürstädter Stadtparlament die Sanierungspläne für die östliche Nibelungenstraße beschließen - und damit festlegen, dass bis zu 35 Eichen, Ahorne und Birken gefällt werden. Deshalb lädt der Agendatisch Naturschutz zur Demo am Montag, 9. Oktober, 16 Uhr, ein. Treffpunkt ist in der Nibelungenstraße, Ecke Bubenlachring, also genau dort, wo zwei stattliche Eichen ihre Kronen ausbreiten.

„Wir hoffen auf viel Zuspruch.“ Michael Held, Franz Gärtner und Marion Brandner vom Agendatisch Naturschutz erklären beim Pressegespräch, worum es geht. Held und Brandner sitzen auch im Vorstand des Bürstädter Nabu, der die Aktion unterstützt. Zahlreiche Bürger hätten bereits nachgefragt, ihren Ärger kundgetan und eigene Aktionen angekündigt, berichten die drei. Dass auf der Nordseite der Nibelungenstraße so viele Bäume fallen sollen, könnten viele nicht verstehen.

Michael Held (vl.), Franz Gärtner und Marion Brandner vom Agendatisch Naturschutz haben sich die Pläne ganz genau angesehen. © Berno Nix

So geht es auch den Mitgliedern des Agendatischs. Sie berufen sich auf die Bürstädter Grüncharta, die das Stadtparlament im März 2022 einstimmig beschlossen hat. „An dieser Charta haben wir jahrelang gearbeitet“, macht Franz Gärtner deutlich. Dass sie nun einfach nicht beachtet werde, macht ihn fassungslos.

„Nicht einfach abnicken“

„Jeder Baum zählt“, ist darin festgeschrieben. Und auch, dass erhaltenswerte Grünflächen und Bäume bei der Umgestaltung von Straßen geschützt werden müssen. „Diese Selbstverpflichtung passt so überhaupt nicht zu der angekündigten Entnahme von 35 Bäumen“, kritisiert der Agendatisch in einer Stellungnahme, die sich an Politik und Bevölkerung wendet. Und gleichzeitig dazu aufruft, am 9. Oktober für den Erhalt der Bäume zu demonstrieren. „Wir freuen uns über jede und jeden, der kommt“, stellen die Organisatoren klar.

Das Ziel: „Wir wollen, dass sich die Stadtverordneten das Thema noch mal genau anschauen und nicht einfach die Planung abnicken“, erläutert Michael Held - und hofft, dass die endgültige Entscheidung verschoben wird. „Wir stehen für konstruktive Gespräche bereit“, unterstreicht Marion Brandner. Franz Gärtner erläutert anhand der Detailplanung die wichtigsten Kritikpunkte. Dazu gehört die Linksabbiegerspur in den Bubenlachring. Künftig würden in diesem Bereich also drei Spuren gebraucht. Die Fahrbahn würde ein gutes Stück breiter und die große Eiche gegenüber der Einfahrt zum Bubenlachring - für Michael Held „der schönste Baum Bürstadts“ - müsste fallen.

Mehr Fingerspitzengefühl erwünscht

Gärtner bezweifelt, dass an dieser Stelle unbedingt eine Linksabbiegerspur gebraucht werde. „Einfach weglassen, dann könnte der Baum stehen bleiben“, schlägt er vor. Mit ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl sei das durchaus zu machen, ist er sicher. Vor allem, wenn es um ein so stattliches Exemplar gehe, das eine wichtige Rolle in Sachen Klimawandel, Frischluftzufuhr und CO2-Speicherung spiele. „Die Eiche ist mindestens 60 Jahre alt und deckt den Sauerstoffbedarf von zehn Menschen.“ Dazu bietet sie einer Vielfalt von Vögeln und Insekten einen idealen Lebensraum. Um ihre Funktion zeitnah zu ersetzen, müssten 200 bis 300 junge Bäume nachgepflanzt werden.

Aber auch um die Eiche gegenüber, auf der anderen Seite der Nibelungenstraße, machen sich die Mitglieder des Agendatischs Sorgen. Zwar sollen die Bäume hier stehen bleiben. „Die Frage ist allerdings, ob die Nibelungenstraße für den Schwerlastverkehr ausgelegt wird. Dann müsste sie nämlich so tief ausgekoffert werden, dass das Wurzelwerk beschädigt würde“, gibt Held zu bedenken. Für ihn würde eine solche Maßnahme keinerlei Sinn machen. „Bis alles fertig ist, dauert es rund zwei Jahre. Solange müssten die Laster außenrum fahren.“

Umfahrung steht bereit

Vielleicht würde sich dann endlich herumsprechen, dass es durchaus möglich ist, Bürstadt über die B 47 und B 44 zu umfahren - „vielleicht gar keine schlechte Übung“, fügt er mit verschmitztem Lächeln an.

Bereits vor zwei Jahren hatte sich der Agendatisch mit seinen Einwänden und Vorschlägen an die Planer gewandt. „Eine Antwort haben wir nie bekommen“, ärgert sich Franz Gärtner. Also rufen Agendatisch und Nabu nun dazu auf, am Montag auf die Straße gehen, um die Fraktionen doch noch zum Umdenken zu bewegen. „Wir möchten möglichst viele Bäume erhalten und Ausgleichspflanzungen für gefällte Bäume erreichen“, haben sich die Akteure vorgenommen. Dass es in Bürstadt - trotz Charta - bald weniger Grün geben soll, wollen sie keinesfalls hinnehmen.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

Copyright © 2025 Südhessen Morgen