Bürstadt. Die belastende Corona-Pandemie und die herausfordernde Zeit während des Umbaus im Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth sind vorbei. Aber Personalmangel in der Pflege bleibt generell ein Thema. Im Caritaszentrum in Bürstadt hat sich die Lage jedoch entspannt. Das berichten Heimleiterin Melanie Hagedorn und Letisha Junker, Leiterin des ambulanten Pflegedienstes, bei einem Pressegespräch.
Über die Entwicklung in ihrem Aufgabenbereich berichtet außerdem Sozialarbeiterin Birgit Mascetta. Sie ist Koordinatorin des Sozialraumorientierten Netzwerks in der Altenhilfe, kurz SoNAh-Projekt genannt. Zu Beginn verweist Caritasdirektor Winfried Hoffmann auf die Jahreskampagne des Caritasverbandes. Diese lautet: Caritas öffnet Türen - für Leben, Gemeinschaft und Teilhabe.
Dieses Motto treffe auf das Caritaszentrum in Bürstadt voll und ganz zu. „Mit unseren Einrichtungen und Hilfsangeboten - dem Alten- und Pflegeheim, dem ambulanten Pflegedienst, dem betreuten Wohnen, dem SoNAh-Projekt, der Seniorenberatung und der allgemeinen Lebensberatung - sowie den vielen engagierten Caritasmitarbeitern öffnet die Caritas tagtäglich Türen zu Gemeinschaft, Teilhabe und Lebensqualität“, betont der Caritasdirektor. „Aber diese Türen stehen nicht selbstverständlich offen. Sie brauchen Menschen, Strukturen, Ressourcen - und eine faire Verantwortungsgemeinschaft zwischen Staat, Kommune, Zivilgesellschaft, Kirche und Wohlfahrt.“
Nachfrage war größer als die vorhandenen Kapazitäten
Dass viele Menschen die Hilfe der Caritas in Anspruch nehmen wollen, wissen Melanie Hagedorn und Letisha Junker. Lange Zeit war die Nachfrage größer als die vorhandenen Kapazitäten. Im vergangenen Jahr hatte der ambulante Pflegedienst 455 Klientinnen und Klienten. „Wenn wir die Tür bei den Menschen in ihrem Zuhause öffnen, dann erleben wir oft eine große Dankbarkeit und Freude. Das Gespräch bei der Medikamentengabe oder beim Anziehen der Kompressionsstrümpfe ist genauso wichtig wie die medizinische Versorgung selbst“, sagt Letisha Junker. Gleichzeitig stünden die Pflegekräfte unter Zeitdruck. Für die einzelnen Leistungen könne nur eine vorgegebene Zeit abgerechnet werden. Fürs Strümpfe anziehen lediglich fünf Minuten. Das reiche nicht.
„Die Belastung in dem Beruf hat sichtbare Folgen“, betont Letisha Junker. Denn die Arbeit sei auch körperlich anstrengend. Das mache sich bemerkbar. „Im letzten Jahr musste ich 1748 Krankheitstage im Team ausgleichen.“ Das habe zu einem personalen Engpass geführt, der die Arbeit zusätzlich erschwerte. „Eigentlich habe ich genügend Personal - wenn alle da sind“, sagt die Leiterin. Aufgrund dieser angespannten Situation habe sie zeitweise keine Klienten mehr aufnehmen können. Im Moment sehe die Lage wieder besser aus. Sie habe drei neue Leute einstellen können. Jetzt sei es möglich, weitere Klienten aufzunehmen. Melden können sich Interessenten aus Bürstadt, Biblis, Groß-Rohrheim, Hofheim und Einhausen.
Nun sind 88 von insgesamt 94 Plätzen belegt
Zu wenig Personal war auch ein Problem im Alten- und Pflegeheim. Deshalb konnten im frisch renovierten Wohnbereiche nicht gleich nach der Fertigstellung neue Bewohner einziehen, obwohl es genug Anfragen gab. „Nun sind 88 von den insgesamt 94 zur Verfügung stehenden Plätzen belegt“, berichtet Melanie Hagedorn. Vorher waren es 62 Bewohnerinnen und Bewohner. Dank personeller Verstärkung war die Aufstockung möglich. Um alle Plätze belegen zu können, müssten noch zwei freie Vollzeitstellen im Fachkräftebereich besetzt werden, die auch in Teilzeitstellen aufgeteilt
werden könnten.
Im Altenheim sind neben den Pflegefachkräften auch Alltagsbegleiter beschäftigt, die sich tagsüber in den Wohngruppen um gemeinsame Aktivitäten kümmern und im Heimalltag wichtige Ansprechpartner für Bewohner und Angehörige sind. Diese Tätigkeit können auch Quereinsteiger übernehmen, die bislang noch nicht in der Pflege tätig waren.
Ehrenamtliches Team ermöglicht die Öffnung der Cafeteria
Mittlerweile ist es auch gelungen, ehrenamtliche Helfer für die Cafeteria zu finden. Dies war bereits vor Corona ein beliebter Treffpunkt für Bewohner, Angehörige und Besucher. Während der Pandemie und dem Umbau war die Cafeteria geschlossen. Auch den Kiosk will Melanie Hagedorn wieder öffnen. Weitere Helfer sind für beide Bereiche sehr willkommen.
Interessierte können sich bei der Heimleiterin telefonisch unter 06206/988 910 oder per E-Mail an m.hagedorn@caritas-bergstrasse.de melden. Auch Kontakte zu Vereinen, Musikgruppen und zur neuen Bewegungs-Kita „Campus Kids“ gebe es. Die Bewohner würden sich über Besuch von außen immer sehr freuen.
Angebote für eine Verbesserung der Lebensqualität
Auf der Suche nach ehrenamtlicher Unterstützung in der Altenhilfe ist auch Birgit Mascetta. Ihr geht es darum, die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern, wenn Einsamkeit, Hilfsbedürftigkeit oder Überforderung den Alltag bestimmen. Zum Angebot gehören Filmvorführungen, ein kostenloser Männertreff und eine Frühstücksgruppe (nicht kostenlos). Birgit Mascetta ist offen für neue Ideen. So können beim Gottesdienst freitags um 10 Uhr in St. Elisabeth an Demenz erkrankte Menschen mit einer Begleitperson teilnehmen. Außerdem gibt es Pläne für Gymnastik und Gedächtnistraining.
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