Soziales

Therapiehund Molly sorgt für bewegende Momente im Bürstädter Altenheim

Therapiehündin Molly sowie Bastelprojekte und Gartenarbeit bringen Abwechslung in den Alltag des Alten- und Pflegeheims St. Elisabeth in Bürstadt.

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Redaktion
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Oliver Raufert kommt mit der ausgebildeten Therapiehündin Molly regelmäßig ins Altenheim St. Elisabeth. © Caritas

Bürstadt. Wenn Molly zu Menschen geht, die körperlich eingeschränkt sind, und sich neben den Rollstuhl setzt, den Kopf sanft auf ein Bein legt oder ein Bällchen in den Schoß fallen lässt, dann entsteht eine ganz besondere Nähe. Die siebenjährige Hündin von Oliver Raufert kommt seit Jahresanfang regelmäßig ins Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth und sorgt seither für viele bewegende Momente.

Durch Molly finden Senioren wieder Freude an Aktivität

Für viele ist Molly ein „Glückshund“, der Wärme und Leichtigkeit ins Haus bringt. Oli und Molly sind quasi ein festes Team – und werden von den Bewohnern oft schon sehnlichst erwartet. Für ihren Einsatz hat Oliver Raufert mit der Hündin aus dem Tierheim eine Therapiehundeteam-Ausbildung absolviert. Mit ihrem Feingefühl und offenen Herzen findet sie in kürzester Zeit Zugang zu den Menschen. „Molly ist Türöffner für Bewegung und Kommunikation“, sagt ihr Herrchen. Sie spielt mit den Seniorinnen und Senioren Ball und animiert selbst Menschen, die sich lange nicht mehr bewegt haben. Sie finden durch das Spiel mit Molly neue Motivation und Freude an der Aktivität, beobachten die Pfleger. Andere wiederum kommen über Molly miteinander ins Gespräch und teilen Erinnerungen an eigene Haustiere.

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Für Molly selbst ist das Altenheim ebenfalls ein vertrauter Ort. Hier hat sie ein eigenes Schüsselchen, ihr Spielzeug und vor allem viele Freundinnen und Freunde. „Wenn Molly kommt, ist immer Freude im Haus“, sind sich alle einig. Für Leiterin Melanie Hagedorn sind solche Angebote ganz wichtig. „Bei einem Alten- und Pflegeheim denken viele zuerst an Pflege, an Hilfe im Alltag, an Betreuung und an Sicherheit. Aber Pflege allein macht noch kein Zuhause.“ Es soll bunt sein und voller Begegnungen – „und mit Würde bis zum letzten Atemzug, dank eines kollegialen Miteinanders von Pflege und Sozialdienst sowie von Haupt- und Ehrenamt“, heißt es von Seiten der Caritas als Träger.

Bei der Kreativgruppe bastelt Edith Held (2.v.r.) mit Senioren - gerade setzen sie das Projekt Aquarium mit Quallen und Fischen um. © Caritas

„Hier im Haus werden viele Ideen gesät, die wachsen manchmal schneller als unser Gemüse“, sagt Elke Unkelbach-Kniest, die den Sozialdienst im Haus leitet, lachend. Unterstützt wird sie von Birgit Mascetta, die unter anderem die Angebote des Familienzentrums koordiniert. Für Farbe im Haus sorgt die Kreativgruppe, die Edith Held ehrenamtlich leitet. „Mein Vater lebte hier im Haus und war bestens versorgt. Nun möchte ich anderen Bewohnerinnen und Bewohnern etwas von dem zurückgeben, was mein Vater hier erfahren hat“, sagt die Rentnerin, die jede Woche ins Haus kommt.

Ihre Begeisterung und ihr Schwung wirken offensichtlich ansteckend, denn die Gruppe wächst stetig. „Ich bin selbst bunt wie ein Tintenfisch“, sagt Held, die lange im Rathaus gearbeitet hat, lachend und präsentiert das aktuelle Projekt. Es ist ein großes Aquarium aus kreativen Bastelarbeiten, an dem viele Bewohnerinnen und Bewohner mitwirken. Auch Stationsräume und bettlägerige Menschen werden bedacht. Für sie gestaltet die Gruppe Deko-Äste, je nach Jahreszeit vom Frühlingsschmuck bis zu Adventsschmuck.

Caritasmitarbeiter Steffen Wenzel gärtnert mit Bewohnern von St. Elisabeth. Besonders groß ist die Freude, Tomaten und Paprika gedeihen zu sehen. © Caritas

Caritasmitarbeiter Steffen Wenzel ist leidenschaftlicher Hobbygärtner und dachte sich: Was zu Hause so viel Spaß macht, könnte auch Bewohnerinnen und Bewohnern gefallen. So fand sich eine „Grüne Gruppe“, die mit Freude Hochbeete mit Tomaten- und Paprikapflanzen angelegt hat, die prächtig gedeihen. Schon das Beobachten, wie alles wächst, ist für viele ein tägliches Highlight, freut sich Wenzel. Besonders beliebt sei der Moment der Ernte, wenn die Früchte mit den eigenen Händen gepflückt und anschließend probiert werden. „Das schmeckt einfach anders“, sind sich alle einig. Auch im Demenzbereich ist die Gruppe aktiv. Dort sorgen essbare Sträucher nicht nur für Abwechslung, sondern auch für sinnliche Erlebnisse.

Angebote zum Austausch

Das Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth in Bürstadt besteht seit 1988 . Im Jahr 2015 kauft der Caritasverband , der es ohnehin betreibt, die Einrichtung von der Stadt für 3,2 Millionen Euro.

Neben Kreativ- und Gartengruppe gibt es im Haus in der Rathausstraße auch offene Angebote für Menschen von außerhalb, organisiert von SoNAh (Sozialraumorientierte Netzwerke in der Altenhilfe). Dazu zählen der Männertreff , zu dem Männer aus der ganzen Stadt kommen, um zu singen, zu spielen oder sich auszutauschen. Das Seniorenfrühstück richtet sich an Menschen, die allein zu Hause leben, und an Demenzkranke, die von Angehörigen betreut werden. Sie werden vom Fahrdienst abgeholt und wieder heim gebracht.

Ein fester Kontakt besteht seit vielen Jahren zudem zum Familienzentrum St. Peter . Die Kitakinder sind regelmäßig Gäste im Alten- und Pflegeheim.

Ein mobiler Snoezelwagen kommt in der Palliativpflege von St. Elisabeth zum Einsatz. Sanftes Licht, leise Musik und Duftelemente fördern eine beruhigende und entspannte Atmosphäre, die auch bei Menschen mit Demenz für Entspannung sorgt. cos/red

Nicht nur das Gärtnern hat seinen festen Platz im Alltag. Auch die Bäckerinnen und Bäcker gehen ihrer Leidenschaft nach. Jeden Montag und Freitag werden leckere Kuchen gebacken, damit es bei den geöffneten Café-Nachmittagen dienstags und samstags an nichts fehlt und Angehörige und sonstige Gäste im Haus mit den Bewohnern besonders schöne Stunden verbringen können. Und nicht nur die Haare, sondern vor allem auch der Austausch sind im Friseurlädchen wichtig. Seit mehr als zehn Jahren kommt an mindestens zwei Tagen pro Woche Friseurin Gerlinde Breunig, die bettlägerige Menschen auch auf ihrem Zimmer besucht. Das Friseurlädchen gilt als Ort der Begegnung und der Geschichten. „Ich habe das Gefühl, manchmal ist das Gespräch fast wichtiger als die Frisur“, sagt Gerlinde Breunig.

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