Kleinkunst

Sprachkunst und Humor: Kabarettist Markus Weber in Bürstadt

Der Kabarettist Markus Weber hat sein Publikum im SKK-Vereinsheim Bürstadt mit humorvoller Sprachkunst und Kurpfälzer Mundart begeistert.

Von 
Jutta Fellbaum
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Kleinkunstabend mit Markus Weber im SKK-Vereinsheim in Bürstadt. © Berno Nix

Bürstadt. Zwei Stunden lang war er mit seinem Hund durch den Wald gelaufen und hatte einmal mehr für seine kabarettistische Sprachkunde für Eingeborene und Roigeplagde geübt. Kabarettist, Chansonnier, Büttenredner, Zauberer, Autor und Märchenerzähler Markus Weber wollte im Vereinsheim des Spiel- und Kulturkreis (SKK) sein Publikum begeistern und mitreißen. Frei nach dem Motto: „Iwwerleije se mol“ gelang ihm im ausverkauften Haus ein sprachlicher Raketenstart. Es wurde lauthals gelacht und beim interaktiven Mitmachen wurden die Eigentümlichkeiten der Kurpfälzer Mundart mit viel Humor, Witz und Pep erklärt und damit selbst nur des Hochdeutschen Mächtigen verständlich gemacht.

Dabei verwob der gebürtige Weinheimer Apotheker und Lokalrevolutionär die sprachlichen Analysen geschickt und geschliffen mit historischen Fakten und Begebenheiten. Bei seinem humorvoll-linguistischen Parforceritt gab er einen Abriss über die Kurpfälzer Lautlehre und ließ mit strahlenden Augen erkennen, dass Grammatik zu einem seiner Steckenpferde gehört. Dabei lernte das Auditorium die Gegensätze zwischen Hochdeutsch und Heimatsprache kennen und auch, dass manches Wort aus dem kurpfälzischen Sprachgebrauch zu größten Missverständnissen mit anderen „Volksstämmen“ führen kann. Auch dass zwischen „wissen“ und „glaawe“, oder „häd gern“, „tun“ und „däd“ Welten liegen, bekam das mundartlich begabte Publikum verbal serviert.

Grammatikalische Absurditäten verführen das Publikum zu Lachsalven

Auch ein bisschen Stolz blitzte durch: Schließlich wisse man in der Welt, wenn man „aus der Nähe von Heidelberg kommt“, oder kenne die BASF und SAP. Dieser Weltgewandtheit liege der „Völkertourismus“ zugrunde. Die steile These: Die Kurpfälzer Mundart und Indisch gehörten schließlich zur gleichen Sprachfamilie. Auch wenn die heimische Mundart früher als schlechtes Hochdeutsch verschrien war, so habe sich dies im Laufe der Zeit gewandelt. Sprachlich „verweichlicht“ werde aber das „P“ zu „B“ und das „Ch“ komme als Zischlaut und „Sch“ daher.

Auch wenn man beim Lernen der Sprache sich nicht selten die „Kieferstellung“ merken müsse, so seien auch die unsichtbaren Sprachgrenzen in der Region manchmal nur einen Schritt voneinander entfernt. Kraftvoll und ausdrucksstark und oft als „vulgär“ geschmäht, babbelt der Kurpfälzer gerne über seine Mitmenschen und verfügt über ein reichhaltiges Repertoire von boshaften Bezeichnungen. Statt in ein Gefängnis geht man in der Kurpfalz zum „Dudde babbe“ und ist oft nicht „ganz sauber“. Selbstkritisch räumte Weber ein, dass das sprachliche Feuerwerk so manchem „Roigeplaggde“ sprichwörtlich die „Schuh auszieht“.

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Viele grammatikalische Absurditäten verführten das Publikum zu langanhaltenden Lachsalven. Gewürzt mit geografischen und historischen Anekdoten zum Werdegang von Pfälzer „Edelwilden“ und einer damit einhergehenden „antiken Temperamentslehre“ brachten die Lachtränen dann endgültig zum Fließen. Sprichwörtlich den Nagel auf den Kopf traf auch seine Beschreibung von weiblichen und männlichen Wechseljahren. Markus Weber gelang es auch bei seinem dritten Auftritt im SKK-Vereinsheim einmal mehr, seine Fans vollständig zu begeistern. Zudem wurde er in einer kleinen Pause um ein Autogramm in sein Weinheimer Kochbuch „Kadoffelbrieh – die Woch‘ is hie“ gebeten. Selbstverständlich zweisprachig geschrieben.

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