Bürstadt. Im Vorjahr waren es Engel, dieses Mal sind es Weihnachtskrippen: Das Gemeindezentrum St. Michael in Bürstadt hat seine Besucher erneut in eine adventliche Welt entführt. Dazu hatte Organisatorin Annerose Bechtloff zwei Wochen lang Exponate bringen und abholen lassen. Zahlreiche Besitzer wurden im Vorfeld angefragt, mehr als 100 Leihgaben kamen zusammen.
Besonders auffällig ist die große Krippe, die früher in der Lampertheimer Kirche Mariä Verkündigung stand, wie Bechtloff erklärt. Doch seit mehreren Jahren ist das Gotteshaus geschlossen, das Dach ist einsturzgefährdet. Eine Vielzahl an menschlichen und tierischen Figuren prägt das Exponat, an dem die Besucher stehen bleiben.
Ganz so detailreich geht es nicht überall zu. 40 Krippen, die aus aller Welt stammen, sind sehr klein. Aus Argentinien kommt etwa die Krippe von Peter Jakob aus Lampertheim. Der Diakon hat vor seiner Pensionierung in St. Peter in Heppenheim gewirkt und selbst eine Zeit lang in Südamerika gelebt. Auch aus Bolivien, Peru und Kuba sind Weihnachtskrippen vertreten.
Die Geschichte der aufwendig gestalteten Modelllandschaften ist weniger alt als das Christentum. Als erste Krippe im heutigen Sinn gilt die 1562 von Jesuiten in Prag mit Figuren errichtete Weihnachtsszene. Gefördert wurde der Krippenbau durch die Orden der Jesuiten, Serviten und Franziskaner im Zuge der Gegenreformation. Dargestellt wird die Gegend von Bethlehem, dem Geburtsort Christi. Neben dem Jesuskind sind Maria und Josef, Ochs und Esel, Hirten, Betende und Musikanten typischerweise zu sehen.
Zudem gibt es häufig Bezüge zum Dreikönigsfest mit den Weisen aus dem Morgenland, Caspar, Melchior und Balthasar sowie Kamele und manchmal sogar Pferde. Auch Szenen aus dem Leben des Heilands können im Aufbau der Krippe mit einbezogen sein. Die biblische Grundlage liefert das Matthäus- und Lukas-Evangelium.
Jede Figur ist ein kunstvolles Handwerksprodukt
Ein besonders schönes Krippen-Exemplar hat Annerose Bechtloff selbst beigesteuert. „Es handelt sich um Egli-Figuren“, erklärt die 74-Jährige. Jede Einzelne ist ein kunstvolles Handwerksprodukt. Um deren Ausdruck nicht festzulegen, fehlt das Gesicht. Dafür sind sie beweglich. Bleigewichte hängen an den Füßen. Hergestellt hat Bechtloff die Figuren vor 15 Jahren im Rahmen eines Kurses im Gemeindezentrum.
Ein Exponat hat Hartmut Maria Böhm ausgeliehen, der 27 Jahre lang Pfarrer in Bürstadt war und im Mai 90 Jahre alt wird. Seine Krippe besticht durch ungewöhnlich große Figuren aus Holz. Vielfältige Krippen hat zudem Pfarrer Peter Kern beigesteuert.
Natürlich darf auch das Geburtsland von Jesus nicht fehlen: Mehrere Krippen haben ihren Ursprung in Israel. Vom Berg Tabor kommt das Modell aus Olivenholz, ein weiteres ist in Jerusalem gefertigt.
Die Idee zur Krippenausstellung in einer solchen Dimension entstand in der Pfarrgruppe. „Jedes Jahr wollen wir etwas Passendes bieten, möglichst niederschwellig“, so Annerose Bechtloff. Mit dem Zuspruch an beiden Ausstellungstagen ist sie zufrieden. Eltern mit Kindern bilden die Hauptbesuchergruppe, nicht alle sind der Gemeinde verbunden. Bewusst gewählt war auch der Termin: Nur wenige Schritte entfernt lockte Bürstadts „Adventszauber“.
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