Ausstellung

Heilige Familie ist in Bürstadt in völlig verschiedenen Formen zu sehen

Es hat etwas von einer Weltreise, sich die Weihnachtskrippen von Pfarrer Peter Kern anzuschauen. Am Wochenende sind sie in Bürstadt zu sehen - neben anderen von Pfarrer Böhm und Familie Bechtloff.

Von 
Corinna Busalt
Lesedauer: 
Filigran oder massiv, detailgetreu oder minimalistisch: Einige seiner Weihnachtskrippen zeigt Pfarrer Peter Kern im Gemeindezentrum St. Michael in Bürstadt. © Berno Nix

Bürstadt. Es hat etwas von einer Weltreise, sich die Krippen von Pfarrer Peter Kern anzuschauen. Von vielen Reisen hat er die heilige Familie mitgebracht. In Südamerika etwa stieß er auf ein Modell, das in einem brasilianischen Slum gestaltet wurde - aus Material, das zur Hand war. Deshalb ist das Schaf aus einer alten Zündkerze mit Schraube geformt. Auch Jesus, Maria und das Jesuskind bestehen aus Altmetall. Daneben steht eine aus schön gemasertem Olivenholz von Israel oder Glasfiguren aus Rom sowie bunt bemalte Keramik aus Peru. Selbst in Streichholzpäckchen passt die heilige Familie. „Mich fasziniert, wie detailgetreu die einzelnen Teile angefertigt wurden.“ Er sammelt sie seit vielen Jahren.

Dass der langjährige Pfarrer Bürstadts, der im September feierlich in den Ruhestand verabschiedet wurde, viel Humor hat, ist den Krippen ebenfalls anzusehen. Denn der 69-Jährige besitzt ein extrem minimalistisches Modell, bei dem verschieden große Holzklötze die Tiere und Menschen im Stall darstellen. Ihre Namen wurden eingebrannt, sonst könnte man das Schaf glatt mit Jesus verwechseln. Ähnlich verhält es sich bei den unterschiedlich großen Glasscheiben: Das Schaf ist rund und hell, der Hirte daneben nur am Metallstab zu erkennen, das Jesuskind halbrund zwischen etwas höheren Formen. Peter Kern lacht. Nicht dass ihm das gefiele, aber spannend findet er die Darstellung schon.

Ausstellung

  • Mehr als 60 Krippen aus aller Welt sind am Samstag, 7. Dezember, von 14 bis 18 Uhr im Gemeindezentrum St. Michael zu sehen. Am Sonntag, 8. Dezember, ist die Ausstellung zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet.
  • Pfarrer Peter Kern zeigt dafür einige seiner vielen Krippen, auch Organisatorin Annerose Bechtloff bringt eigene Figuren mit. Große Figuren leiht Pfarrer Hartmut Maria Böhm für die Ausstellung aus. Ein Modell kommt auch von Mariä Verkündigung aus Lampertheim, hat Pfarrer Christian Rauch zugesagt.

Wie viele verschiedene Krippen der 69-Jährige besitzt, weiß er gar nicht so genau. 50 bestimmt. Einen Teil seiner vielfältigen Sammlung zeigt er bei der Ausstellung am Samstag und Sonntag, 7. und 8. Dezember, im Gemeindezentrum St. Michael. Das ist nicht weit entfernt von seiner Wohnung, dennoch muss er alles sorgfältig verpacken, damit die filigranen Elemente heil bleiben. Sehr zerbrechlich wirken etwa die wenige Millimeter großen Figuren aus Salzkristallen. „Drei bis vier Krippen dieser Größe passen in meine Hand“, bemerkt er grinsend.

Einzigartige Krippensammlungen in der Region: Pfarrer präsentiert außergewöhnliche Modelle

Selbstverständlich besitzt der Pfarrer auch ganz klassische Formen der Heiligen Familie, doch zur Ausstellung bringt er lieber außergewöhnliche Modelle mit. Die meisten seiner Krippen sind natürlich aus Holz, eine ist sogar als Spieluhr geformt. Aus Keramik, Glas, aber auch aus rostigem Metall hat der 69-Jährige Figuren, zudem besitzt er welche aus kuscheligem Filz. Eine seiner liebsten wurde aus alten Gartengeräten geschmiedet. Eine alte Harke ist zu erkennen, kunstvoll gebogen. Wo jetzt Köpfe zu erkennen sind, war einst das Loch für den Holzstiel. In Bad Wimpfen hat er dies vor Jahren gekauft. So wie viele andere, die er unterwegs entdeckte und mit heim nahm. Freunde, die von seiner Sammlung wissen, haben ihm auch immer schon oft etwas mitgebracht, etwa eine Krippe aus Bienenwachs.

Mehr zum Thema

Brauchtum

Klassisch bis modern: Benefizausstellung mit Weihnachtskrippen in Friedrichsfeld

Veröffentlicht
Von
Marion Schatz
Mehr erfahren
Unterhaltung

So war das Weihnachtsprogramm von Christian Habekost in Ludwigshafen

Veröffentlicht
Von
Waltraud Kirsch-Mayer
Mehr erfahren

Wer früher in der Adventszeit im Pfarrhaus von St. Michael war, wird einige Stücke wiedererkennen. Über Jahre zeigte der 69-Jährige dort zwischen Dezember und Februar seine Krippen. Sie nun neben anderen Leihgaben von seinem Vorgänger Pfarrer Hartmut Böhm oder dem jetzigen Verantwortlichen Pfarrer Christian Rauch auszustellen, war die Idee von Annerose Bechtloff vom Pfarrgemeinderat. Die Bürstädterin steuert aus ihrer Familie ebenfalls zahlreiche Modelle bei.

Pfarrer Kern tritt einmal im Jahr als Bischof im Chormantel auf

Als Pfarrer genießt Peter Kern die Adventszeit natürlich besonders. Dazu zählt auch sein Auftritt als Nikolaus - wie in all den Jahren zuvor. „Einmal im Jahr darf ich Bischof sein“, meint er grinsend. Dafür hüllt er sich in den roten Chormantel und besucht mit Bischofsstab sowie Mitra die Kitas. Erkennen dürfen und sollen ihn die Kinder aber schon. Auch wenn sie wissen, wen sie vor sich haben, weil sie sein Gesicht, die Brille oder Stimme erkennen, sei die Stimmung anders und die Kleinen kribbeliger als sonst. „So ganz sicher sind sie sich dann doch nicht, ob es nicht der richtige Nikolaus ist.“

Angst hätten sie zum Glück keine, das ist ihm wichtig. „Der Nikolaus ist keiner, der schlägt. Er predigt Nächstenliebe und will Gutes tun - so wie der Heilige ursprünglich.“ Manchmal sehen ihn die Kleinen später auf der Straße wieder und erklären ihren Eltern, dass das der Nikolaus sei, der ihnen da entgegenkomme. Peter Kern lacht. Diese Tage bis Weihnachten erlebt der 69-Jährige diesmal nicht mehr als hauptamtlicher Pfarrer. In Worms werde er an einem der Feiertage aber die Heilige Messe halten. Und das sei auch schön so.

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke