Politik

Holger Halkenhäuser seit einem Jahr Ortsvorsteher in Bobstadt

Fahnen für die Kerwe und Flyer mit Terminen hat Holger Halkenhäuser aus der eigenen Tasche bezahlt: Der Bürstädter Stadtteil Bobstadt liegt dem Ortsvorsteher am Herzen. Er zieht nach einem Jahr im Amt Zwischenbilanz

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Corinna Busalt
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Noch mehr Leben im Alten Rathaus – und im Stadtteil – wünscht sich Ortsvorsteher Holger Halkenhäuser. © Berno Nix

Bürstadt. Er lässt Flyer mit den Terminen in Bobstadt drucken, die er selbst verteilt, und will zur Kerwe Fahnen mit dem Wappen des Stadtteils hissen: Holger Halkenhäuser (Freie Wähler) legt sich als Ortsvorsteher ins Zeug. „Wir könnten hier so einiges bewegen, wenn sich mehr Leute einbringen würden“, sagt er gleich mehrfach im Gespräch. Seit einem Jahr ist der 60-Jährige nun im Amt.

Einmal im Monat bietet Halkenhäuser eine Sprechstunde im Alten Rathaus an, und auch dort könnte mehr los sein, findet der Kommunalpolitiker. Denn das bekannte Gebäude ist zwar aufwendig saniert und barrierefrei ausgebaut worden, stehe aber häufig leer. „Man könnte es viel öfter nutzen, gerade weil es hier vor Ort sonst keine Räume in der Größe gibt“, sagt Halkenhäuser. Die mögliche Vermietung läuft jedoch über die Stadtverwaltung, darauf habe er keinen Einfluss.

Holger Halkenhäuser

  • Holger Halkenhäuser, Jahrgang 1964, ist zwar in Mannheim aufgewachsen, seine Wurzeln hat er aber in Bobstadt. Denn von dort stammen seine Großeltern. 1996 zog Halkenhäuser nach Bürstadt, 2001 hat er in Bobstadt gebaut und lebt seither im Stadtteil.
  • Nach seiner Ausbildung zum Elektromechaniker bei der Post holte er sein Fachabitur nach und studierte BWL an der FH Ludwigshafen. Bei der Axa war er als Versicherungskaufmann tätig, inzwischen arbeitet er Teilzeit im Vertrieb für das Heppenheimer Unternehmen PBS Energie Gesellschaft für Solarenergie.
  • Politisch aktiv ist Halkenhäuser seit 2001. Sowohl für die SPD als auch die Grünen engagierte er sich schon. Vor vier Jahren gründete er mit Mitstreitern die „Freien Wähler“, die bei der Kommunalwahl 2021 auf Anhieb zweitstärkste Kraft in Bürstadt wurden. Sie erreichten 22 Prozent und damit sieben Sitze in der Stadtverordnetenversammlung.
  • Halkenhäuser leitet den Haupt- und Finanzausschuss und seit gut einem Jahr auch die Fraktion im Parlament. Im Juni 2023 hat er das Amt als Bobstädter Ortsvorsteher übernommen.

Ideen, um das Alte Rathaus zu beleben und den ganzen Stadtteil attraktiver zu machen, liegen seiner Ansicht nach vor. Der Ortsvorsteher erinnert an einen Antrag von Jan Hoffmann (Grüne) im Ortsbeirat, der sich schon vor gut einem Jahr mehr Aktivitäten und Angebote für die Jugendlichen vor Ort gewünscht hatte. „Das fanden alle gut, und die Verwaltung wurde gebeten, die Jugendarbeit hier zu entwickeln.“ Es sei daher angedacht, dass Oliver Haberer von der Sozialagentur Fortuna, die das Jugendhaus in Bürstadt betreut, in die Sitzung kommt und ein Konzept vorstellt. „Passiert ist aber monatelang nichts. Ich habe immer wieder nachgefragt im Rathaus“, sagt Halkenhäuser. Laut Bürgermeisterin Bärbel Schader wäre Haberer schon gekommen, wenn der Termin der Ortsbeiratssitzung nicht kurzfristig verlegt worden wäre. Nun hat er sich plötzlich an diesem Mittwoch, 19. Juni, im Ortsbeirat angekündigt, um über Angebote für Jugendliche zu sprechen.

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Mühsam ist laut Halkenhäuser auch das Thema Frankensteinstraße. Bei einer Bürgerversammlung soll es um eine Umgestaltung gehen - etwa mit einem Kreisel im Kreuzungsbereich der L 3411. Dieser könnte den Verkehr ausbremsen und das Überqueren sicherer machen. „Bisher darf man immer noch mit 50 Stundenkilometern um die Kurve - trotz Bushaltestelle. Wenn der Schulbus hält und die Kinder rausspringen, kommen Autos angebrettert.“ Wieso dort nicht Tempo 30 gilt, ist für ihn unverständlich.

Dringend müsse sich dort was ändern, fordern auch etliche Bobstädter schon lange. Bereits seine Vorgängerin im Amt, Tochter Svenja Halkenhäuser, hatte den Auftrag, die Versammlung anzusetzen. Der 60-Jährige übernahm diese Aufgabe, kennt aber noch keinen Termin dafür. „Ich kann das nicht alleine festlegen, sondern bin darauf angewiesen, dass die Verwaltung das mit den Beteiligten vom Bauamt, dem Ingenieurbüro und Hessen Mobil koordiniert.“

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Zwar könne man nicht in die Sporthalle, weil die Sanierung sich länger hinzieht, aber im Bürgerhaus Bürstadt sei dies ja auch möglich. Für Bürgermeisterin Schader ist dieser Veranstaltungsort eher unglücklich, sagt sie auf Anfrage, da möglichst viele Bobstädter teilnehmen sollten, gleichwohl würden gerade Termine abgesprochen. Grundsätzlich aber liege die Organisation in den Händen des Ortsvorstehers.

Die Kerwe - und ihre Sicherheit - bestimmen derzeit die Arbeit

Im Moment drehe sich in Bobstadt fast alles um die Kerwe, die nach dem allerersten Hofflohmarkt Mitte August ansteht. „In der Planungsgruppe bin ich der einzige aus dem Ortsbeirat, da könnten durchaus noch weitere mitwirken“, findet er. Vor allem mit dem SV Vorwärts werde die Planung vorangetrieben, schließlich soll sich alles am Sportplatz abspielen. „Es wird nur einen Eingang geben - wegen der Sicherheit.“ Denn im vergangenen Jahr hatte es eine brutale Messerattacke gegeben: Auf dem Heimweg von der Kerwe war ein 41-Jähriger angegriffen und verletzt worden. In den Vorjahren hatten die Fußballer auch schon über Vandalismus geklagt.

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Mit verstärktem Sicherheitsdienst und umzäuntem Gelände sollen Übergriffe künftig verhindert werden. Das zusätzliche Security-Personal treibe natürlich die Kosten in die Höhe. Der Zuschuss der Stadt Bürstadt werde zum Großteil dafür aufgebraucht.

Die Kosten für einen DJ und Livemusik trage zum Glück der SV, und Halkenhäuser hofft, dass sich der Aufwand am Ende auch lohnt. „Die Vereine brauchen ja die Einnahmen aus den Festen, um wieder investieren zu können.“ So sei die Feuerwehr diesmal nicht dabei, weil sich der enorme Einsatz der Aktiven im vergangenen Jahr gar nicht gerechnet habe.

Das Vereinsleben in Bobstadt liegt dem Ortsvorsteher sehr am Herzen. „Ich bin auch bei allen hier Mitglied, bewerbe die Events und gehe auf die Feste.“ Dort werde er - außer in seinen Sprechstunden - auch oft mit Problemen im Ort konfrontiert. „Vieles lässt sich über den Mängelmelder beim Rathaus lösen, das trage ich dann ein.“ Manches Mal gehe es aber auch um Persönliches, dann versuche er Kontakte herzustellen und zu vermitteln. Die Aufgabe erfüllt ihn. Flyer und Fahnen zahlt er gern aus eigener Tasche.

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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