Ehrenamt

Drei Bürstädter Jungs vermitteln Praktika mit Spaßfaktor

Wie geht es weiter nach der Schule? Mika Willwohl, Luigi Imperato und Mika Back wollen Neunt- und Zehntklässlern in Bürstadt auf die Sprünge helfen. Dafür haben sie Fit for Future - kurz F3 - gegründet. Was dahinter steckt

Von 
Sandra Bollmann
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Laden Schülerinnen und Schüler zu Schnupper-Workshops in Bürstädter Betrieben ein: Mika Back (v.l.), Luigi Imperato und Mika Willwohl beim Gespräch im KamÜ. © Berno Nix

Wie geht es weiter nach der Schule? Wenn es um die berufliche Zukunft geht, schwebt bei vielen Neunt- und Zehntklässlern ein großes Fragezeichen über dem Kopf - das haben zumindest Mika Willwohl, Luigi Imperato und Mika Back festgestellt. Die drei jungen Leute wollen jetzt dazu beitragen, dass so manchem ein Licht aufgeht. Fit for Future - oder auch F3 - heißt das Projekt, das die Drei ins Leben gerufen haben. Sie wollen aufzeigen, welche Ausbildungsmöglichkeiten es allein in Bürstadt gibt - und gleichzeitig die Unternehmen in der Stadt bei der Nachwuchssuche unterstützen.

Wenig Theorie, viel Praxis: So können sie die Schülerinnen und Schüler am besten erreichen, davon sind die jungen Männer überzeugt. Also geht es zu einem Schnupperpraktikum für etwa zwei Stunden direkt in den Betrieb. An der Werkbank stehen, fräsen, löten, sich unters Auto legen, bei einer Gerichtsverhandlung dabei sein, das sei auf jeden Fall besser als jeder Vortrag, finden sie. Ihre Pläne haben die drei 20-Jährigen bereits im März in der Erich Kästner-Schule (EKS) präsentiert. Rund 60 Neunt- und Zehnklässler wollen dabei sein. „Insgesamt gibt es für unsere Workshops mehr als 80 Anmeldungen“, sagt Willwohl. Ein echter Erfolg, freuen sie sich.

Dass nur ein Studium zum Erfolg führt, ist einfach irreführend.
Mika Back

Bis zu den Sommerferien bieten sie zweimal pro Woche einen Kurs an, dann ist Fragen, Zuhören und Mitwerkeln angesagt. „Mehr als fünf bis acht Leute sollten es nicht sein, sonst wird es unübersichtlich“, erläutert Imperato. Die Workshops finden aber auch dann statt, wenn sich nur eine Person meldet. Wie zum Auftakt bei der Schreinerei Deka-Form in Riedrode. „Aber der Nachmittag war super.“ Der Kurzzeitpraktikant war mitten im Geschehen und half mit, einen Tisch zu schreinern.

Bürstädter Projekt F3: Zwei Stunden mitanpacken ist besser als jeder Vortrag

Die Woche drauf gab’s gleich zwei Workshops beim Rewe-Markt in Bürstadt. „Die Nachfrage war groß, deshalb haben wir den Kurs geteilt“, erzählt Back. Auch hier galt: selbst mithelfen und anpacken. Für Vorträge und „oft langweilige Führungen“ sind Schülerinnen und Schüler wenig zu begeistern. Das wissen die Drei nur zu gut aus ihrer eigenen Schulzeit, das Abi ist schließlich erst ein Jahr her. „Berufsmessen und Infotage werden oft nur abgehakt, weil man sie machen muss“, erinnert sich Imperato.

Dann lieber direkt in die Büros und Werkstätten, sich selbst umsehen, mit den Mitarbeitern unterhalten - und am besten auch mit den Auszubildenden vor Ort. Dafür darf ein bisschen Unterricht gespart werden: Für die Workshop-Teilnehmer ist bereits nach der fünften Stunde Schluss. Die EKS-Schulleitung habe sich sehr offen gezeigt, loben die Organisatoren des Projekts. Auch ein Fahrdienst ist vorgesehen. „Wir bringen die Praktikanten zum Betrieb“, erläutert Willwohl. „Von uns ist immer jemand dabei.“

Versichert sind alle Teilnehmer über die Bürgerstiftung, die fest hinter der Idee der drei jungen Bürstädter steht. Die Drei haben schon länger guten Kontakt zum Vorsitzenden Rüdiger Engert. „Er hat uns angeboten, das KamÜ zu nutzen“, berichtet Back. Für ihr soziales Projekt dürfen die Freunde auch gerne Gäste in die Räume von „Kultur am Übergang“ einladen - „jederzeit und kostenlos“, das sei sehr hilfreich.

Bei Bürstädter Unternehmen offene Türen eingerannt

Zahlreiche Stunden haben sie hier verbracht, um ihre Idee auszuarbeiten und die Workshops vorzubereiten. Ein ziemlicher Zeitaufwand sei es allein gewesen, mit rund 20 Bürstädter Unternehmen Kontakt aufzunehmen. Dabei haben sie offene Türen eingerannt, wie Willwohl bestätigt: „Die Firmen sind begeistert von der Idee.“

Ob kleine Betriebe oder große Unternehmen: Der Fachkräftemangel sei überall zu spüren. Geeigneten Nachwuchs zu finden, sei äußerst schwierig. Dabei werde oft viel mehr geboten, als die Schülerinnen und Schüler glauben. Mika Back nennt die Dachdeckerei Stadtmüller als perfektes Beispiel: Wer weiß schon, dass es hier verschiedene Ausbildungsberufe gibt? Seinen Meister kann man hier ebenfalls bauen. Aber auch Duale Studienplätze würden angeboten. Und dass es bei guten Noten einen Extra-Bonus gibt, dürfte weitaus weniger bekannt sein.

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Imperato und Willwohl haben bereits ein Studium begonnen, Back absolviert gerade ein Praktikum und will im Herbst an der Uni anfangen. Dennoch sind alle drei von der Option Ausbildung überzeugt. „Wir wollen zeigen, dass man auch hier gutes Geld verdienen kann“, macht Back deutlich.

„So mancher wäre bei einer Ausbildung glücklicher“, davon ist Willwohl überzeugt. Viele junge Leute würden nach der Realschule einfach nur mit der Oberstufe weitermachen, weil sie keine andere Idee hätten. Bei den vielen Angeboten könne man tatsächlich schnell den Überblick verlieren.

„Die Schüler sollen später mal das machen, was sie begeistert“, wünscht sich Imperato. „Davon profitieren dann auch die Unternehmen“, ist sich Willwohl sicher. Back nickt zustimmend: „Dass nur ein Studium zum Erfolg führt, ist einfach irreführend.“

In den nächsten Wochen haben die Drei nun alle Hände voll zu tun. Absprachen mit Firmen, Fahrdienste, Workshops begleiten - und dann auch die jungen Leute an ihre Praktikumstermine erinnern, das gehört ebenfalls dazu. „Das ist die größere Herausforderung“, berichten sie mit einem Grinsen.

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Vor den Sommerferien ist ein Treffen mit allen Unternehmen geplant, die bei Fit for Future mitmachen. Dann soll Bilanz gezogen werden. Ein Riesenerfolg wäre natürlich, wenn ein Ausbildungsvertrag zustande käme. Weitermachen wollen die Drei aber auf alle Fälle. „Das Projekt soll sich längerfristig etablieren“, lautet der Plan. „Und man könnte es auf das ganze Ried ausweiten“, überlegt Back. Anfragen aus Hofheim gebe es bereits.

Vorerst wollen sich die Freunde aber auf Bürstadt konzentrieren. Die Einladungen an die Schülerinnen und Schüler stehen übrigens weiterhin: „Wer Interesse an einem Workshop hat, kann sich immer noch anmelden.“

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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