Betreuung

Bürstadt: Sechs Kita-Gruppen ziehen auf den Freizeitkicker

Der Mietvertrag für den Container-Bau ist unterzeichnet, in einigen Monaten sollen die Kinder der Villa Kunterbunt einziehen. Aber auch dann fehlen in Bürstadt Kita-Plätze

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Sandra Bollmann
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Neben dem Netto-Markt sind 2000 Quadratmeter für das neue Kita-Gebäude reserviert. © Berno Nix

Bürstadt. Richtig groß soll die Kita auf demBürstädter Freizeitkickergelände werden: Sechs Gruppen - das hat der Magistrat gerade beschlossen - sollen in den Containerbau einziehen. Und zwar möglichst schnell. Am Mittwoch hat Bürgermeisterin Bärbel Schader den entsprechenden Vertrag im Rathaus unterschrieben.

Noch am gleichen Tag werden die Container in Auftrag gegeben, versprechen Tina Eder und Sebastian Gruber von der Firma Audere Mobile Solutions. Die Zeit drängt: Möglichst bald sollen die Gruppen der Villa Kunterbunt hier einziehen. Weil im Kita-Gebäude massiver Schimmelbefall festgestellt worden ist, sind die Kinder zurzeit im Bürgerhaus Riedrode untergebracht. Und das soll eben so schnell wie möglich wieder Vereinen und anderen Gruppen zur Verfügung stehen.

Geplant ist ein eingeschossiger Riegel

Jetzt sieht es so aus, als könnten die Jungen und Mädchen in einigen Monaten umziehen. Wegen der Baugenehmigung ist die Stadt ohnehin im Austausch mit dem Kreis - schließlich geht es inzwischen um sechs Gruppen. Ursprünglich waren vier vorgesehen. Jetzt hoffen alle Beteiligten, dass der Kreis zügig grünes Licht gibt. „Kitas und Flüchtlingsunterkünfte werden bevorzugt behandelt“, erläutert Bärbel Schader. Die Nutzung gilt ohnehin nur als „temporär“: Sobald die Container nicht mehr gebraucht werden, soll die Anlage komplett verschwinden.

Rathaus-Chefin Bärbel Schader (l.) und Tina Eder von Audere Mobile Solutions unterschreiben den Mietvertrag für die Container. © Berno Nix

„Wir benutzen mobile Fundamente, die wieder versetzt werden können“, erläutert Sebastian Gruber. Ressourcen schonen, laute die Vorgabe. Ohnehin setzen die Container-Experten auf Nachhaltigkeit. Mithilfe von Wärmepumpen soll es in den Containern kuschelig warm oder angenehm kühl werden. „Damit sparen wir gegenüber den Elektroheizungen, die sonst bei solchen Modulen verwendet werden, rund 80 Prozent Strom“, erläutert Gruber.

Geplant ist ein eingeschossiger Riegel mit 960 Quadratmetern Grundfläche - samt Foyer und weitläufigem Spielflur, von dem dann die einzelnen Gruppenräume abgehen. Küche, Sanitär- und Wirtschaftsräume gehören ebenfalls dazu. „Wir müssen die Standards wie bei jeder anderen Kita auch erfüllen“, erläutert die Rathaus-Chefin. Dazu gehört auch ein Außengelände von noch einmal knapp 1000 Quadratmetern Fläche, mit Spielplatz und einem stabilen Zaun, der das Gelände absichert. In sieben bis neun Monaten könnte Einweihung gefeiert werden, stellt das Unternehmen in Aussicht - und wenn die Baugenehmigung wirklich so schnell wie erhofft eintrifft, einige Monate früher.

28 000 Quadratmeter Freifläche bleiben übrig

Platz finden soll die neue Kita am westlichen Rand des Freizeitkickers, in direkter Nachbarschaft zum Netto-Markt. Für die beiden Kita-Planer der perfekte Ort: gut zu erreichen, großzügig, mit einer Einkaufsmöglichkeit direkt nebenan. „Das ist ein echtes Filetstück“, macht Gruber deutlich. So etwas sei in vielen Kommunen gar nicht mehr zu finden.

Bärbel Schader nickt mit Nachdruck. „Wie nutzen 2000 Quadratmeter für die Kita. Insgesamt ist der Freizeitkicker 30 000 Quadratmeter groß. Damit bleiben 28 000 Quadratmeter übrig.“ Dass sich die Stadtverordnetenversammlung zu dem Beschluss durchringen konnte, freut sie sehr. „Das war von Anfang an unser Wunsch“, stellt sie die Sicht der Stadtverwaltung dar.

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Bis auf die CDU haben sich die politischen Fraktionen in Bürstadt ausdauernd gegen eine Bebauung gewehrt: Das Gelände sollte als Freifläche erhalten bleiben. Schader sieht das allerdings als „Luxus“, den sich die Stadt angesichts drängender Probleme kaum leisten könne. „Drachensteigen statt bauen?“ Die Bürgermeisterin schüttelt den Kopf. Bürstadt brauche dringend bezahlbare Wohnungen, viele Firmen auch Werksunterkünfte für ihre Mitarbeiter. Auch die Tafel würde sie gerne hier unterbringen.

Zunächst ist sie allerdings froh, dass es mit der Kita klappt. Lange genug hat die Stadt nach einer Freifläche für den Villa-Kunterbunt-Ersatzbau gesucht. Der Standort bei der TSG in der Gartenstraße schied nach der Prüfung des Untergrunds aus. Für den Freizeitkicker hatte das Stadtparlament im Dezember allerdings eine andere Nutzung beschlossen: Bürstadt musste dringend eine neue Flüchtlingsunterkunft bereitstellen. Mangels Alternativen sollte ein Containerdorf - für einen befristeten Zeitraum - auf der großen Wiese stehen. Inzwischen hat der Kreis Bürstadt allerdings angeboten, einen Teil der Flüchtlingsunterkünfte am Rewe zu nutzen.

Trotz Campus-Kita bleibt der Engpass bei den Plätzen

Kann die Ersatz-Kita endlich bezogen werden, dürfte das für die Stadt und viele Familien eine große Erleichterung sein. „Wir haben einfach zu wenig Plätze“, macht Schader deutlich. Auch wenn die neue Einrichtung auf dem Bildungs- und Sportcampus im Frühjahr fertig ist, bleibt es eng. Deshalb soll die Container-Kita auch Platz für zwei Gruppen mehr bieten als die Villa Kunterbunt. Bis dieses Gebäude wieder bereitsteht, wird es ohnehin noch lange dauern. Der Schimmel muss weg. Zudem steht eine energetische Sanierung an. Platz für sechs Gruppen sieht Schader hier allerdings nicht. „Dafür ist das Gelände zu klein.“ Stattdessen komme eher ein Ausbau von St. Peter in Frage.

Sobald die Container wieder frei werden, könnten dann die Gruppen der Arche Noah einziehen, lauten erste Überlegungen. Denn auch die katholische Kita muss renoviert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Das Provisorium Container-Kita könnte also doch zu einer längerfristigen Einrichtung werden.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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