Bürstadt. „Die ausgelassene Stimmung, die große Begeisterung und auch das Unkonventionelle: Das sind die Markenzeichen unserer Fastnacht“, betont Gabi Hofer vom Bürstädter Fastnachts Club (BFC). Einmal mehr beweist der BFC dies beim diesjährigen Motto „Die Eichel auf dem Nordpol steht, der BFC sie holen geht“ - als witzige Anspielung auf den Kinofilm Ice-Age. 300 Besucher verwandeln das Hasenheim im Bürstädter Süden in ein närrisches Tollhaus.
Die Vorsitzende Gabi Hofer ist schon von Anfang an dabei, seit 1978 bereichert der Verein die Bädschädder Fastnacht. „Damals war es normal, bei den traditionsreichen Sitzungen im feinen Anzug oder Kleid zu erscheinen. Das Sehen und Gesehenwerden stand im Vordergrund. Aber wir wollten einfach nur ausgelassen Fastnacht feiern und es so richtig krachen lassen“, erinnert sich Hofer. Der BFC hat die Narren damals erstmalig aufgefordert, im legeren Fastnachtskostüm zu den Sitzungen zu erscheinen. Diesen besonderen Charakter hat sich der BFC erhalten - und feiert eine Fete, die es in sich hat.
Gleich zu Beginn lässt eine rührige Putzkolonne das Stimmungsbarometer in die Höhe steigen. Und dann ist Eva-Maria Hofer da, die als Moderatorin durch den Abend führt, mal witzig, manchmal provokant kündigt sie die einzelnen Nummern an und macht dabei deutlich klar, dass beim BFC nicht alles ganz so ernst genommen wird.
Die kleinsten Fastnachter des BFC Bürstadt sind die Minimeter. Dieses Mal kommen sie als Pinguine verkleidet herein und schwimmen bewegungsfreudig durch polare Gewässer. Das Geschwisterpaar Lara und Jonas Brückmann zeigt eine eindrucksvolle, akrobatische Show. Vor allem die Hebefiguren, mit denen Jonas seine Schwester in Szene setzt, sind es wert, eine närrische Rakete abzufeuern.
Als „Fastnachtsazubi“ macht Michel Schmidt dem aufmerksamen Publikum klar, dass er das Zeug hat, es im Karneval noch weit zu bringen. Egal, wohin man ihn steckt, erledigt er seine Aufgaben mit Bravour. Beispielsweise an der Garderobe, wo er, wie er verrät, auch auf seine Kosten kam: „Hab´ reichlich Trinkgeld doann im Sack. Und noch jeder Sitzung e neie Jack.“ Dass der Nachwuchs beim BFC schon seit jeher einen hohen Stellenwert hat, zeigen auch die Magic Kids, bei denen Super Mario beweist, dass „die Liebe kein Kinderspiel ist“, als er seine Prinzessin schwungvoll zum Tanz auffordert.
Die alten Fastnachter müssen abdanken und endlich der Jugend das Zepter übergeben, fordert Leonie Weitz, die in ihrer munteren und frechen Art einen närrischen Generationenkonflikt herauf beschwört. „Wenn ihr euch da nicht irrt, ihr seid im Kopf total verwirrt“, ruft sie kess ins Publikum. Ihren Text liest die junge Büttenrednerin nicht vom Zettel ab, improvisiert zwischendurch kokett. Leidtragender ist dabei Sebastian Andres von der Technik. Weil sein Tusch zu spät einsetzt, drohte sie ihm, die Freundschaft zu kündigen.
Helfende Hände
Um die Fastnacht zu organisieren, sind zahlreiche helfende Hände im Hintergrund nötig. Als Anerkennung erhalten sie den Faschingsorden des Vereins . So zeichnet der BFC die vielen Trainer aus, die die Aktiven auf ihren tänzerischen Auftritt vorbereiten.
Pauline Bruhs und Tanja Schalich kümmern sich um die kleine Garde Minimeter. Jessica Brückmann und ihre Tochter Lara haben mehrere Vorführungen vorbereitet - und bilden zudem mit Caro Ries das Playback-Trio. Daniela Kern unterstützt die „Magic Kids“ tatkräftig.
Das Männerballett „Fireboys“ leitet Nadine Breitwieser . Jan Lobke und Christian Pscheidt trainieren die „Kessen Jungs“. hias
Dass jeder auf seine Weise schön ist und keiner es nötig hat, dem Schönheitsideal von Barbie hinterher zu hecheln, beweisen die Pink Fire Flames mit ihrem schwungvollen Tanz, bevor eine alter Hase auftritt: Als Rechtsanwalt tritt Ludwig „Lui“ Schweickert auf die närrische Bühne. „Mir lewe schon seit alde Zeide davon, dass die Leit sich streite.“ Sein anwaltliches Können erfordere auf jeden Fall eine finanzielle Gegenleistung: „Bei einem bin ich fix. Ohne Vorschuss läuft do nix.“ Als er um eine Zugabe gebeten wird, mutiert er plötzlich zum Playboy und hat erneut die Lacher auf seiner Seite.
Anschließend legen die Diamond-Chicks Boys und Girls Garde einen zackigen Gardetanz aufs Parkett. Eher deftig und rustikal bringt „Brigitte von Bäschdadd“ (alias Lisa Freudenberger) von den befreundeten Sackschoahoggern das Publikum zum Lachen. Sie hat zahlreiche Tipps zum Thema Gendern parat und lässt die Generation Z nicht ungerupft davonkommen.
Anfang der 1990er Jahre sorgten die Wildecker Herzbuben deutschlandweit für Unterhaltung. In Bürstadt sind das Stefan und Markus Heiser, die mit ihren kräftigen Stimmen das Publikum begeistern. Keine Fastnachtssitzung ohne Männerballett: So sind die „Fireboys“ aus Riedrode als heiße Zwerge verkleidet und verlangen Schneewittchen Oliver Litters alles ab.
Passend zum nordpolbezogenen Motto verwandeln die „Proseccos“ das Hasenheim in eine verwunschene Winterlandschaft, sodass Fabienne Krause als Eiskönigin inmitten eines wilden Flockentreibens steht. Die Diamond-Chicks erfreuen die Narren beim zweiten Auftritt mit einem bunten Jahrmarkttreiben - inklusive Kugeln, Lollis und Achterbahn. Das Männerballett des BFC braucht sich ebenfalls nicht zu verstecken, so veranschaulichen die „Kessen Jungs“, bei Standing Ovations, dass ein Eisbär nicht nur Liebe sucht, sondern sie auch findet. Am Ende nimmt das BFC-Playback-Trio das Publikum mit auf eine musikalische Zeitreise. Als sich alle Mitwirkenden zum Finale auf der Bühne versammeln, erklingt tosender Jubel.
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