Biblis. Konstantin Großmann hat am Wahlabend noch kräftig gefeiert – „mit rund 150 Leuten bis morgens um zwei, das war richtig schön“, erzählt der künftige Bibliser Bürgermeister am Morgen danach. Ganz gut bei Stimme ist er trotzdem. Dass er sich riesig freut, ist ihm deutlich anzuhören. Mit 60,4 Prozent ließ der CDU-Kandidat den parteilosen Amtsinhaber Volker Scheib (39,6 Prozent) ein gutes Stück hinter sich. „Ich hatte mir das Ergebnis viel knapper vorgestellt“, räumt Großmann ein.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Bis er sein neues Amt antritt, dauert es allerdings noch einige Monate. Am 1. April zieht der 40-Jährige dann als Chef ins Rathaus ein. Bis dahin dürfte sich auch das Gemeindeparlament anders zusammensetzen: Die Kommunalwahl steht am 15. März an. Ein kompletter Neustart also für die 9000-Einwohner-Gemeinde.
Neuer Haushalt in Biblis als nächstes großes Projekt für den neuen Bürgermeister
Bis dahin steht für Politik und Verwaltung noch jede Menge Arbeit an. „Der Haushalt muss aufgestellt und verabschiedet werden“, macht Großmann deutlich. Nach wie vor ist er Vorsitzender des Gemeindeparlaments und damit in die Beratungen ohnehin involviert. „Der Etat wird aber noch die Handschrift von Volker Scheib tragen.“
Dennoch hofft Großmann, dass einige Prozesse frühzeitig angestoßen werden. Vor allem bei der Riedhalle sieht er dringend Handlungsbedarf. Großmann hatte sich im Wahlkampf für eine Sanierung stark gemacht, die er auf rund 3,5 Millionen Euro schätzt. Volker Scheib dagegen trat für den Abriss des maroden Gebäudes und einen Neubau in der Pfaffenau ein – was nach Ansicht des CDU-Politikers mindestens doppelt so teuer ausfallen würde. Nun sieht Großmann die Planer im Rathaus gefragt: „Die genauen Kosten müssen auf den Tisch.“
Fördergelder für die Sanierung der Riedhalle im Blick
Tatsächlich ist Eile geboten: Der Bund hat ein Sonderförderprogramm für Sportstätten über 333 Millionen Euro aufgelegt, diesen Topf will der künftige Rathauschef unbedingt anzapfen. „Dafür müssen wir uns bis Dezember, spätestens bis Januar bewerben“, erläutert er.
Und dann nennt er gleich mehrere Vorhaben, die er schnell umsetzen möchte. Die Ampel, die den Schulweg an der Freiherr-vom-Stein-Straße sichern soll, und die Bepflanzung des Marsch-Kreisels beispielsweise. Aber auch mehr Mülleimer und eine Hundewiese in den Ortsteilen. Für die Seniorenheime habe er einige Ideen, dafür möchte er sich mit der Bürgerstiftung zusammensetzen. Und dann ist da noch das Thema Glasfaser-Ausbau, das noch nicht abgeschlossen ist. Für die größeren Projekte will er sich mit dem im März neu gewählten Gemeindeparlament in Klausur begeben – „einen Samstag irgendwohin fahren“, schwebt ihm vor. Gemeinsam soll festgelegt werden, was die Gemeinde als nächstes angeht.
Dabei will er ungeachtet seiner Parteizugehörigkeit als neutraler Rathauschef auftreten und „am liebsten alle Farben streichen“. CDU und SPD arbeiteten seit Jahren sehr kollegial über Parteigrenzen hinweg, lobt Großmann. Dritte Fraktion im Gemeindeparlament ist die Freie Liste Biblis, die sich äußerst rechts positioniert. Aber auch hier dürfe die Partei nicht entscheidend sein, wenn die Idee gut ist, macht Großmann deutlich.
Dennoch sieht er seine Zugehörigkeit zur CDU als großen Vorteil: „Es ist wichtig, ein funktionierendes Netzwerk zu haben.“ Das könne sich schon allein bezahlt machen, wenn es um Fördergelder von Land und Bund geht.
„Ich habe nicht gegen Konstantin Großmann verloren, sondern gegen die CDU“, sagt Volker Scheib am Tag nach der Wahl. Das Ergebnis findet er „bedrückend, aber eben Teil der Lebensrealität“. Bis zu seinem Dienstende am 31. März will er auf jeden Fall weiter professionell seine Aufgaben erledigen. Und dann nennt er eine lange Liste, die mit der Aufstellung des Haushalts beginnt und mit der Kostenaufstellung für eine Riedhallensanierung noch lange nicht endet. Den Neubau der Kita in der Pfaffenau stellt für ihn das größte Projekt dar. Dazu kommen die energetische Sanierung des Bauhofs mit einer hochmodernen Solaranlage auf dem Dach und die Skater-Anlage, die demnächst fertig wird. Das Thema sicherer Schulweg ist ihm ein großes Anliegen, genauso wie die Straßenführung in den Stadtteilen.
Neuer Bürgermeister von Biblis erlebt heftige Anfeindungen in den sozialen Medien
Beim Projekt Riedhalle will er sich einer genauen Kostenaufstellung keinesfalls verweigern. „Den Auftrag müssen wir als Verwaltung annehmen.“ Dass Großmanns Rechnung aufgeht, kann er sich dennoch nicht vorstellen. Eine energetische Sanierung des alten Gebäudes sei nicht zu stemmen, zitiert er ein Gutachten von 2021/22. Das sei aber die Voraussetzung, damit Fördergelder überhaupt fließen könnten.
Was ihn allerdings so richtig ärgert, sind die Anfeindungen in den sozialen Medien, die ihn in den vergangenen Wochen erreicht haben – alles durchweg anonyme Posts. „Das ist zum Teil unter der Gürtellinie und kaum zu ertragen.“ In zwei Fällen will er nun einen Anwalt einschalten. „Man muss sich das nicht gefallen lassen.“
Wie es nach seiner Zeit als Bürgermeister weitergeht, hat der 63-Jährige noch nicht entschieden. Nur eins steht für ihn fest: „Ruhestand ist kein Thema.“ Er werde noch an vielen Stellen gebraucht. Das will er ganz in Ruhe entscheiden.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/biblis_artikel,-biblis-was-sich-der-kuenftige-bibliser-buergermeister-vorgenommen-hat-_arid,2336927.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/orte/biblis_artikel,-biblis-amtsinhaber-abgewaehlt-konstantin-grossmann-cdu-wird-neuer-buergermeister-in-biblis-_arid,2336707.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/biblis.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Neustart im Bibliser Rathaus mit einem engagierten Macher