„Ich bin hier gut angekommen“, sagt Timo Helwig-Thome, kommissarischer Leiter der Schule in den Weschnitzauen. Als er zu Schuljahresbeginn seinen Dienst an der Bibliser Grundschule begann, lagen aufregende Monate hinter der Schulgemeinschaft, die von Konflikten geprägt waren.
„Mit Veränderungen geht immer eine gewisse Unsicherheit einher“, sagt der Schulleiter. Aber in seinem Fall seien diese noch verstärkt worden durch die Umstände, die zu seiner Einsetzung geführt hatten. Doch die anfängliche Skepsis sei schnell einer guten Atmosphäre und einer offenen Zusammenarbeit gewichen.
Nach einem Gespräch mit Sebastian Rogosch vom Staatlichen Schulamt Heppenheim hat der Schulleiter nun die Bestätigung, dass er diese Aufgabe weiterhin kommissarisch beibehält. Bis auf Weiteres – denn noch seien die mit der Stelle verbundenen Personalangelegenheiten nicht geklärt.
Schulamt reagiert im Jahr 2023 auf Beschwerden von Eltern
Die frühere Rektorin war nach Beschwerden von Eltern im vergangenen Jahr nach den Osterferien nicht mehr an die Grundschule zurückgekehrt. Besorgte Eltern hatten dem Schulamt gemeldet, dass in der Schule ein „Klima der Angst“ herrsche, unter dem ihre Kinder stark litten. Die Amtsleiterin teilte damals mit, dass diese Vorwürfe geprüft würden. Die Fürsorgepflicht des Landes Hessen als Dienstherr gebiete es, die Rektorin bereits zu diesem Zeitpunkt aus der Schule herauszunehmen und damit nicht abzuwarten, bis die umfangreichen Ermittlungen abgeschlossen seien.
Torsten Wiechmann, der Rektor der Bürstädter Schillerschule, übernahm zunächst die kommissarische Schulleitung in Biblis. Vom Schulamt gab es die Zusicherung, dass die bisherige Rektorin nicht mehr dienstlich an die Schule in den Weschnitzauen zurückkehren werde.
Timo Helwig-Thome arbeitete zu dieser Zeit im Schulamt und verfügte auch über Erfahrung als Schulleiter. Fünf Jahre hatte er die Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Rimbach geleitet – eine Haupt- und Realschule. Vom Schulamt aus ging’s für ihn an die Bibliser Grundschule.
Seit Schuljahresbeginn ist er dort kommissarischer Leiter mit der dringlichen Aufgabe, für Beruhigung zu sorgen. Das machte Schulamtsleiterin Susann Hertz in einer Pressekonferenz im vergangenen Sommer deutlich. Der Pädagoge sei eine gute Wahl, um die Stelle kommissarisch zu besetzen. Es gehe nun zunächst darum, verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen und die inneren Strukturen der Grundschule zu festigen. Es werde an einer dauerhaften Lösung gearbeitet. Hertz bat um Geduld.
Initiative zur Verlängerung geht von Helwig-Thome aus
Nun ist klar, dass Timo Helwig-Thome nach den bevorstehenden Sommerferien weiterhin die kommissarische Leitung innehaben wird. Die Initiative zur Verlängerung ging von ihm aus. „Da mein Vertrag bis zum 31. Juli befristet war, habe ich mir überlegt, wie es weitergeht.“ Da er an der Schule bleiben wollte, sprach er darüber mit Sebastian Rogosch vom Schulamt und erhielt eine Verlängerung.
„Es wäre nicht hilfreich, wenn die Schulleitung im Jahresrhythmus wechseln würde“, betont der Pädagoge und freut sich darauf, seine Arbeit an der Grundschule fortsetzen zu können. Für die Schüler und Eltern sei eine Personalfluktuation kein Vorteil, und auch nicht für die Lehrerinnen und Lehrer. Schließlich gehe es darum, das gewonnene Vertrauen zu stärken und eine gute Zusammenarbeit zu gewährleisten.
Ziel sei es gewesen: „Den Kindern eine Lernatmosphäre zu bieten – ohne komische und ungute Gefühle.“ Zunächst habe es klärende Gespräche gegeben. Außerdem sei eine Sozialpädagogin zum Schul-Team hinzugekommen, berichtet Helwig-Thome. „Sie hat hier eine halbe Stelle und ist an einer weiteren Schule tätig.“ So komme sie wöchentlich abwechselnd drei oder zwei Tage nach Biblis.
Außerdem nutzt die Schule das HELP-Angebot, das der Kreis Bergstraße zur Verfügung stellt. HELP steht für „Hilfe durch erfolgreiche Lösungen mit Profis“. Diese bieten dann sozialpädagogische Hilfestellungen in der Schule an, die vorbeugend genutzt werden können, aber auch begleitend oder im akuten Krisenfall.
„Das ist das Bindeglied zu den Eltern“, erklärt der Schulleiter. Denn die HELP-Fachkräfte sind Ansprechpartner für Kinder und Eltern. Mit Blick auf das in den vergangenen Monaten Erreichte sagt der Schulleiter: „Alle Bemühungen sind nur durch die tatkräftige Unterstützung des Lehrerkollegiums und unter Einbeziehung der Eltern in Entscheidungsprozesse gelungen.“
Umzug in Schulneubau erst im Frühjahr oder Sommer
Während sich innerhalb des Schulgebäudes einiges verändert hat, ist gegenüber der lang ersehnte Neubau weiter fortgeschritten. Wie berichtet, verzögert sich der Umzug wegen schwerwiegender Baumängel. Statt in den kommenden Weihnachtsferien soll es nun in Richtung Frühjahr oder Sommerferien 2025 gehen.
Ob gleich die gesamte Schulgemeinde mit den Kindern aus der Alten Schule in der Viktoriastraße ins neue Gebäude ziehen wird, sei offen. „Das ist eine organisatorische Frage.“ Das Außengelände sei beim Umzug noch nicht angelegt. Am Anfang werde nur eine kleine Fläche für den Pausenhof zur Verfügung stehen. Zunächst müsse das jetzige Schulhaus abgerissen werden, um Platz zu schaffen. Aber das Problem mit dem kleinen Außenbereich könne auch mit flexiblen Pausenzeiten geregelt werden, bleibt der Schulleiter zuversichtlich.
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