Viernheim

Viernheimer Verein feiert 30-jähriges Bestehen

Der von Eltern gegründete Verein für Grundschülerbetreuung blickt dieses Jahr auf sein 30-jähriges Bestehen zurück. Bei der Feier geht ein dringlicher Appell an die Politik

Von 
Othmar Pietsch
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Als der Verein für Grundschülerbetreuung vor 30 Jahren ins Leben gerufen wurde, war der Begriff Ganztagsschule noch gar nicht geboren. Mehrere Eltern hatten sich im Jahr 1994 zusammengeschlossen und die Betreuung ihrer Kinder selbst in die Hand genommen. Damals kamen gerade einmal fünf Kinder an der Friedrich-Fröbel-Schule in den Genuss einer pädagogischen Begleitung nach dem regulären Unterricht.

„Heute sind es 175 Schülerinnen und Schüler, also fast 50 Prozent der Grundschule. Für das kommende Schuljahr wird die Zahl auf 200 steigen“, beschrieb die erste Vorsitzende Astrid Pfenning, die einst zusammen mit Carola Humpe den Verein gründete, die imposante Entwicklung. Im Lauf der Jahre sei aber nicht nur die Zahl der Kinder gestiegen, sondern auch die eigenen Ansprüche und die Bestimmungen seitens der Politik. „Die Bürokratie kostet aber viel Zeit und deshalb auch Geld. Hier könnte man den Verein und unsere Mitglieder entlasten, die ihr Engagement lieber in die Arbeit mit den Jugendlichen stecken würden“, richtete Astrid Pfenning eindringliche Worte in Richtung der zuständigen Amtsstuben.

Großes Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen

Matthias Schimpf (Grüne), Erster Kreisbeigeordneter, hatte nicht nur die Grüße von Landrat Christian Engelhardt (CDU) mitgebracht, sondern auch jede Menge Lob für die Arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen der Grundschülerbetreuung. „Nur so kann es für Mütter und Väter eine Vereinbarkeit von Beruf und der Schule geben. Weil die Zahlen auch in Zukunft steigen werden, beginnen an der Fröbelschule demnächst Baumaßnahmen. Die neuen Räumlichkeiten werden ab dem Schuljahr 2025/2026 zur Verfügung stehen.“

Viernheim sei die erste Stadt im Kreis Bergstraße gewesen, die eine Grundschülerbetreuung finanziell unterstützt hat, erinnerte Bürgermeister Matthias Baaß (SPD). Dass es zu Beginn aber nur wenige Kinder waren, hat selbst das Stadtoberhaupt überrascht. „Umso bemerkenswerter ist die Entwicklung. In Viernheim kommen derzeit 750 Kinder in den Genuss einer Betreuung außerhalb des Unterrichts.“ Damit dürfte das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht sein. „Es gibt einen Rechtsanspruch. Diesen zu erfüllen, wird schwierig. Die Politik sollte eigentlich nur versprechen, was sie auch halten kann.“

Das Sommerfest am vergangenen Samstag wurde vom Verein eigenständig organisiert. „Auch hier zeigt sich das große Engagement der Mitglieder, was heutzutage kein Selbstverständnis mehr ist. Es ist aber auch ein äußeres Zeichen der guten Zusammenarbeit mit der Schulleitung, die sich in vielen Gesprächen und gemeinsamen Feierlichkeiten widerspiegelt“, erklärte Schulleiter Markus Taube.

Entsprechend ausgelassen wurde der Geburtstag gefeiert – mit Tänzen, Hüpfburg, Glücksrad, Deftigem vom Grill und interessanten Gesprächen.

Der Verein für Grundschülerbetreuung hat seit November 1994 die Betreuung in der Friedrich-Fröbel-Schule in der Hand, 2003 folgte die Betreuung „Siebenstein“ in der Goetheschule. Die Stadtverordneten seien damals nur schwer zu begeistern gewesen, für so etwas Geld auszugeben, erinnerte sich Matthias Baaß. „Da herrschte die Meinung vor, dass Mütter von Grundschülern nach Hause gehören, um sich selbst um die Kinder zu kümmern“, erzählte Rathauschef Baaß.

Hausaufgabenbegleitung und Spielmöglichkeiten

Heinz Klee, damals Schulleiter der Fröbelschule und politisch aktiv, konnte keine der großen Parteien überzeugen. Nur die Grünen hätten das Anliegen der Eltern unterstützt und somit die Anschubfinanzierung auf den Weg gebracht.

Trotzdem musste der Elternverein hart kämpfen, ehe er im November 1994 die erste Kindergruppe anbieten konnte. Neben der weiteren Verzahnung der Schulen, der Betreuungsangebote und der Kooperationspartner wurde die Schulsozialarbeit ein neuer Schwerpunkt in der weiteren Arbeit.

In Zusammenarbeit mit der Friedrich-Fröbel-Schule existiert aktuell ein flexibles Betreuungsangebot für Grundschülerinnen und - schüler der ersten bis vierten Klassen. Die verlässliche und durchgängige Betreuung ist unabhängig von wechselnden Stundenplänen, Schulanfangszeiten und Stundenausfällen. Hierfür steht den kleinen Gruppen auch Fachpersonal zur Verfügung, wahlweise mit Mittagsversorgung und Hausaufgabenbegleitung.

Daneben gibt es vielfältige Spiel- und Bastelangebote in kindgerecht gestalteten Räumlichkeiten sowie wechselnde Zusatzangebote am Nachmittag. Das Angebot soll Eltern bei der Organisation des Familienalltags unterstützen und den vielfältigen Bedürfnissen der Kinder gerecht werden.

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