Ehrenamt

Bibliser Lebensretter seit über 60 Jahren im Einsatz

Es gibt zwar keine Badegäste mehr am Gemeindesee in Biblis. Viel zu tun hat die DLRG aber weiterhin. Gefragt sind die Schwimmkurse, für die es eine Warteliste gibt.

Von 
Petra Schäfer
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Die DLRG Biblis feiert dieses Jahr ihr 60-jähriges Jubiläum, v.l. 1. Vorsitzender Daniel Hofmann und 2. Vorsitzende Britta Fischer am Gemeindesee. © Berno Nix

Biblis. Sie sind die Lebensretter im Wasser. Das Ziel der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ist es, Menschen vor dem Ertrinken zu retten. In Biblis gibt es seit 1964 einen DLRG-Ortsverband, also seit mehr als 60 Jahren. Ein Grund zum Feiern. Und das tun die Bibliser DLRG-Mitglieder am 23. August in der Wasserrettungswache am Gemeindesee. „Ein Jahr nach dem Jubiläum“, stellt der Erste Vorsitzende Daniel Hofmann fest.

Der Grund dafür ist die Sanierung der Riedbahn im vergangenen Jahr. Dadurch war der Bahnübergang an der Kirchstraße für längere Zeit gesperrt. Die Rettungswache am See mit der ganzen Ausrüstung für die Taucher und Rettungsschwimmer samt den Einsatzfahrzeugen konnte zwar über den Ersatzübergang am Dungauer Weg erreicht werden. Damit war gesichert, dass die Rettungskräfte zum Einsatz fahren konnten.

Doch ein wichtiger Moment im Jubiläumsjahr war trotzdem möglich. Einige Gründungsmitglieder haben den runden Geburtstag ihres Vereins miterlebt. „Wir haben ihnen bei der Jahreshauptversammlung im vergangenen Jahr die Ehrennadeln überreicht“, berichten Daniel Hofmann und die Zweite Vorsitzende Britta Fischer. Die Gründungsmitglieder Hans-Dieter Barth, Theodor Dörfler, Alfred Kissel, Manfred Gölz, Günter Sommer, Dieter Wolf und Klaus Held sind die Zeitzeugen der Ereignisse Anfang der 1960er-Jahre.

Früher herrschte am Bibliser Gemeindebadesee Hochbetrieb. Für die Sicherheit der Badegäste gründete der damalige Bürgermeister Josef Seib die DLRG-Ortsgruppe, zu der auch Taucher gehören. © DLRG Biblis

Damals kamen immer mehr Badegäste zum Gemeindesee. Nach einem tragischen Badeunfall wurde auf Initiative des damaligen Bürgermeisters Josef Seib die DLRG-Ortsgruppe im Jahr 1964 gegründet. 33 Männer und eine Frau machten mit. Vorsitzender war Bürgermeister Seib. Die Badeaufsicht übernahm die DLRG-Gruppe ehrenamtlich. Auf Fotos aus dieser Zeit ist zu sehen, welcher Andrang an dem früheren Kiesloch herrschte. Viele fuhren mit ihren Autos direkt ans Gewässer, um dort zu parken.

Vom Badesee zum naturnahen Gewässer

Seit 2003 ist der Gemeindesee kein Badesee mehr. Vorausgegangen waren Probleme mit der Wasserqualität. Über die Sanierung des Gewässers und die damit verbundenen Kosten wurde lange Zeit im Ortsparlament diskutiert. Schließlich fiel die Entscheidung, den Badesee aufzugeben. Er sollte sich zu einem naturnahen Gewässer entwickeln.

Ob die DLRG überhaupt noch ehrenamtlich die Badeaufsicht leisten könne, war vor dieser Entscheidung ebenfalls ein Thema. „Das könnten wir nicht leisten“, sagt der heutige Vorsitzende Daniel Hofmann. Im Einsatz sind die Lebensretter weiterhin. Die Bibliser DLRG ist Teil des Wasserrettungszugs und auch beim Katastrophenschutz mit dabei. Mit den DLRG-Gruppen in Lampertheim und Heppenheim gebe es eine enge Zusammenarbeit. Im vergangenen Sommer während des Rheinhochwassers am Kraftwerksgelände und auf den umliegenden Feldern war die Bibliser DLRG Tag und Nacht im Einsatz, um die Feuerwehrleute bei der Deichwache abzusichern.

2. Vorsitzende Britta Fischer und 1. Vorsitzender Daniel Hofmann am Taucherfahrzeug. © Berno Nix

Mit 30 Einsatzkräften stehe der Ortsverein gut da, betont der Erste Vorsitzende. Aber der Altersdurchschnitt sei hoch. In den kommenden Jahren würden wohl einige Mitglieder aus dem Dienst ausscheiden. Neue Einsatzkräfte zu finden, sei nicht einfach. „Wir leisten unseren Dienst ehrenamtlich“, betont Hofmann. Da werde er schon mal gefragt, warum kein Geld für die Arbeit gezahlt werde. „Dieses Ehrenamt fordert viel Zeit“, sagt Britta Fischer. Das könne schwierig werden, wenn jemand einen Partner hat, der das nicht verstehe.

Bei den jungen Mitgliedern, die auf dem Weg zum Rettungsschwimmer oder Taucher seien, gebe es auch immer wieder Abgänge. „Ganz einfach, weil sie wegen des Studiums oder Berufs von Biblis wegziehen“, berichtet Daniel Hofmann. Umso erfreulicher sei es, wenn durch die Schwimmangebote der DLRG junge Interessenten gewonnen werden könnten. Ein gutes Beispiel ist Hofmann selbst, der schon als Jugendlicher begeisterter Schwimm war. Er machte die Prüfungen für Schwimmabzeichen.

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Heute ist der 30-Jährige als Taucher bei Rettungseinsätzen dabei und Vereinsvorsitzender. „Hier bei der DLRG ist es sehr familiär“, sagt er. Das habe ihm gefallen. Familiär ist auch die Verbindung, die Britta Fischer mit dem Verein hat. „Mein Vater ist seit fast 60 Jahren bei der DLRG, mich hat er gleich nach der Geburt angemeldet. Später dann auch meinen Sohn.“

Ein Jahr Wartezeit für Schwimmkurse

Eine große Bedeutung bei der DLRG hat das Schwimmen lernen, um die Sicherheit am und im Wasser am besten ab dem Kindesalter zu verbessern. „Wir bieten Schwimmkurse für Kinder an. Die Nachfrage ist sehr groß, deshalb haben wir eine Warteliste“, berichtet Britta Fischer. Die Wartezeit betrage ungefähr ein Jahr. Die Kurse finden in den Biedensandbädern in Lampertheim statt.

Die Fahrzeughalle der DLRG Biblis. © Berno Nix

„Das Problem ist, dass wir nicht genügend Bahnen zur Verfügung haben.“ Die Kinder seien meist zwischen fünf und zehn Jahre alt. Wer nicht schwimmen könne, gehe zunächst ins Nichtschwimmerbecken. „Die Kinder sollen Spaß haben und sich an das Wasser gewöhnen, bei uns gibt es keinen Drill.“ Beim späteren Bahnenschwimmen komme es dann zum Engpass. Und das begrenze die Teilnehmerzahl. Wir können auch nicht sagen, wann ein Platz frei wird. Wie lange ein Kind braucht, bis es schwimmen kann, ist sehr individuell. Einige haben Panik vor dem Wasser und brauchen Zeit.“ Auch Erwachsene, die überhaupt nicht schwimmen können oder sehr unsicher sind, können sich bei der DLRG melden. „Wir finden eine Lösung“, sagt Britta Fischer.

Sofort über die Notrufnummern Hilfe holen

Sie hat auch Tipps für Notfälle parat. Wer beobachtet, wie ein Mensch im Wasser in Not gerät, soll sofort die 110 oder 112 anrufen, damit die Leitstelle die entsprechenden Einsatzkräfte alarmieren kann. „Wichtig ist es, sich die Stelle im See zu merken, wo sich der Notfall ereignet hat, damit die Rettungskräfte nicht lange suchen müssen.“ Bei fließenden Gewässern sei die genaue Uhrzeit der Beobachtung hilfreich. Britta Fischer macht deutlich: „Eigenschutz geht vor.“ Rettungsversuche könnten gefährlich sein, wenn Retter unter Wasser geraten. „Das kann passieren, wenn jemand panisch um sich schlägt.“ Die Rettungsschwimmer haben Bojen oder Gurte dabei, die helfen, über Wasser zu bleiben.

Die Fahrzeuge der DLRG Biblis sind bereit zum Ausrücken. © Berno Nix

Hofmann rät dazu, regelmäßig einen Erste-Hilfe-Kurs zur Auffrischung zu machen. Bei einem Ertrinkungsfall soll zunächst fünfmal beatmet werden, damit das Wasser herausgedrückt wird. Anschließend könne mit der Herzdruckmassage begonnen werden. Falls ein Defibrillator vor Ort sei, sollte dieser dafür genutzt werden. „Dieses Gerät ist eine große Hilfe und leicht einzusetzen“, betont Fischer.

Wer Kontakt mit den Bibliser Lebensrettern aufnehmen möchte oder Fragen hat, kann sich auf der Hompage umschauen. Dort werden die verschiedenen Aufgabenbereiche vorgestellt wie Wasserrettungsdienst, Tauchen, Bootsdienst, Katastrophenschutz, Jugend und Schwimmausbildung.

Redaktion Redakteurin Südhessen Morgen

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