Bildung

Biblis: Schule in den Weschnitzauen ist schon fast fertig

Bei einem Rundgang durch den Neubau lobt Landrat Christian Engelhardt die neue „Harry-Potter-Treppe“ und spricht über Technik, Finanzen und Wertschätzung.

Von 
Sandra Bollmann
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Großzügiges „Amphitheater“ mit „Harry-Potter-Treppe“: Im neuen Bibliser Schulhaus sieht es bereits sehr vielversprechend aus. © Berno Nix

Biblis. Vielleicht ist das Aha-Erlebnis am größten, wenn man das neue Bibliser Schulgebäude über den Seiteneingang betritt: an der Mensa vorbei ins lichtdurchflutete Foyer mit den breiten Stufen. Diagonal darüber scheint der schmale Aufgang zum zweiten Stock geradezu zu schweben. „Harry-Potter-Treppe“ haben die Schulkinder das Design-Schmuckstück getauft, das für einen echten Hingucker im Neubau sorgt. Und auch Landrat Christian Engelhardt zeigt sich beim Rundgang durch die fast fertige Schule in den Weschnitzauen ziemlich fasziniert.

Nach den Sommerferien soll der Unterricht für alle Bibliser Grundschüler hier stattfinden. Noch führt der Haupteingang direkt in die ausgedehnte Matschpfütze, die die Baumaschinen hinterlassen haben. Der Schulhof, zumindest rund um das neue Gebäude, soll bis zum Einzug aber auf jeden Fall fertig werden.

Foyer bietet Platz für alle 250 Kinder und viele Gäste

Dann gehen alle Klassen endlich gemeinsam zur Schule. Noch sind sie verteilt auf die beiden Standorte Viktoriastraße und Freiherr-vom-Stein-Straße. „Wir alle freuen uns sehr darauf“, versichert der kommissarische Schulleiter Timo Helwig-Thome. Und auch seine Stellvertreterin Nora Snaschel strahlt: „Dann können wir alle zusammen Treppensingen.“

Gemeinsam im Treppenhaus Lieder schmettern, das gehört in der Grundschule seit Jahren zum guten Ton. Künftig gibt es dafür jede Menge Platz: Neben den Treppen ins erste Obergeschoss sind extrabreite Stufen zum Sitzen entstnaden, noch fehlt allerdings die Holzabdeckung, damit es ein bisschen gemütlicher wird. Es passen locker alle 250 Kinder hin, die hier künftig Unterricht haben. „Genau, das wird ein schöner, großer Chor“, freut sich Snaschel.

Vier Jahre Bauzeit

  • Seit 2021 – rund vier Jahre – laufen bereits die Bauarbeiten für die neue Schule in den Weschnitzauen. Nach den Sommerferien soll der Unterricht hier starten.
  • Für größere Verzögerungen haben Wasser in der Baugrube und Mängel beim Rohbau gesorgt . Der Kreis hat den Vertrag mit dem Bauunternehmen gekündigt und einen Nachfolger beauftragen müssen.
  • Die Baukosten von rund 15 Millionen – einschließlich der Abrissarbeiten für das alte Gebäude in der Freiherr-vom-Stein-Straße – will der Kreis einhalten.
  • Das Schulhaus in der Viktoriastraße könnte als neuer Standort für eine weitere Sprachheilschule im Kreis genutzt werden, bestätigt Landrat Christian Engelhardt. Den Beschluss für einen neuen Standort hat der Kreistag erst am Montag gefasst.

Auch für Theateraufführungen eignen sich die Stufen perfekt. Und wenn noch mehr Platz gebraucht wird, können die Glastüren zwischen Foyer und Mensa einfach beiseite geschoben werden. „Amphitheater“ nennt Landrat Engelhardt das großzügige Treppenhaus. Darüber ist durch ein weites Oberlicht der blaue Himmel sehen. Die Treppe darüber ist – wie in den Harry-Potter-Filmen – ziemlich schmal geschnitten und lässt viel Platz für helles Tageslicht.

Im Erdgeschoss hat die Schulkindbetreuung ihren eigenen Bereich. „Einen Aktionsraum, ein stilles und ein Bewegungszimmer“, erläutert Helwig-Thome. Ansonsten kann die Betreuung das gesamte Schulhaus nutzen: Die Bücherei, die multifunktionalen Säle für Musik und Naturwissenschaften oder was immer gerade gebraucht wird. Und natürlich auch den Hof, zu dem die Betreuung einen eigenen Ausgang bekommt.

Geheizt wird mit Erdwärme, der Strom kommt vom Dach

Noch sind nicht alle Deckenelemente an ihrem Platz, überall in den Fluren und Zimmern warten ganze Kabelstränge auf ihren Einbau. Der Fußboden ist mit Papier abgedeckt. Trotzdem ist schon deutlich zu sehen: Die neue Schule in den Weschnitzauen wird sehr schick, modern, hell und vor allem praktisch. Nach dem Cluster-Prinzip hat jeder Jahrgang seinen eigenen Bereich, zwei pro Stockwerk. Die Farbzuordnung lässt sich am besten an den Fliesen im Sanitärbereich erkennen: Im Geschoss über dem Foyer ist alles freundlich hellblau. Die anderen Bereiche sind in Grün, Gelb und Rot gehalten. Geheizt wird mit Erdwärme, die Bohrungen rund ums Schulhaus sind inzwischen abgeschlossen. Aufs Dach kommt Photovoltaik. Eine Belüftung soll für ein angenehmes Raumklima sorgen.

Perfekte Zuschauerplätze: Auf den Sitzstufen fehlen noch die Holzauflagen. Ans Foyer im Erdgeschoss schließt sich die Mensa an. © Berno Nix

Die Anforderungen an den neuen Lernort sind hoch, er soll effizient, nachhaltig, aber auch einladend sein. „Schule ist uns wichtig“, betont Engelhardt. Nicht nur, damit die Kinder das Gefühl haben, Teil von etwas Schönem zu sein. Sondern auch, weil im „mittlerweile harten“ Wettbewerb um die besten Lehrkräfte ein funktionelles, modernes Gebäude einen Unterschied machen könne.

Wenn die Klassen eingezogen sind, gehen die Bauarbeiten auf dem Gelände weiter: Dann wird das alte Schulgebäude abgerissen. Eine aufwendige Angelegenheit, erläutert Johannes Kühn, im Kreis für Schulgebäude zuständig, weil die verschiedenen Materialien für die Entsorgung fein säuberlich getrennt werden müssen. Was danach mit der freien Fläche passiert, ist noch nicht endgültig entschieden.

Gymnastikhalle auf dem Schulhof – oder doch ganz viel Grün?

Eigentlich wünschen sich alle Beteiligten einen neuen, großen Schulhof – Kreis, Schulfamilie und auch der Bibliser Bürgermeister Volker Scheib, macht Engelhardt deutlich. Allerdings ist das Thema Schulsport noch immer nicht endgültig geklärt. Fest steht, die Riedhalle wird abgerissen. Ob die Gemeinde zusammen mit dem Kreis einen Ersatz baut, ist nach wie vor offen. Falls der Kreis eine neue Halle alleine finanzieren müsse, werde lediglich eine kleinere Gymnastikhalle gebaut, stellt der Landrat klar. Und zwar an der Stelle, wo heute noch das alte Schulgebäude steht.

Von außen sieht das neue Schulhaus schon so gut wie fertig aus. Im Hof gibt es noch einiges zu tun. Nach dem Umzug soll der alte Bau links im Bild abgerissen werden. © Berno Nix

Dabei gibt es schon konkrete Pläne für den neuen Hof. „Es soll sehr viel grüner werden“, verrät Timo Helwig-Thome – mit großen Bäumen, Kletter- und Schaukelgeräten, Musikinstrumenten und einem grünen Klassenzimmer. Für die Mensa ist dazu eine Terrasse im Freien vorgesehen. Auf jeden Fall soll es zur Einweihung ein kleines Fest geben, kündigt Engelhardt an. „Oder eher ein großes?“ Nora Snaschel und Timo Helwig-Thome sind sich einig: „Ein sehr großes!“

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Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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