Wenn’s brennt, kommt es auf jede Sekunde an. Das Löschwasser in den Fahrzeugen reicht nur für die ersten Minuten, danach muss Nachschub aus dem Leitungsnetz kommen. Dafür dienen die Hydranten, die sich an vielen Stellen auf den Straßen und Plätzen einer Kommune befinden. Aber wo genau? Diese Frage haben bislang kleine Schilder an Hauswänden oder Laternen beantwortet. In einem roten Rahmen ist darauf ein schwarzes „H“ auf weißem Grund zu sehen, das auf einem schwarzen „T“ steht. Zwei Zahlen darunter geben die Richtung und die Entfernung vom Schild zu dem jeweiligen Hydranten an.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Das Schild zu finden, zu lesen und dann den Hydranten zu suchen, kann im Brandfall wertvolle Zeit kosten. Viele Feuerwehren haben deshalb ein digitales Verzeichnis im Einsatz, das ihnen auf dem Bildschirm eines Tablets oder Mobiltelefons die Standorte der Hydranten anzeigt und sie dorthin führt, wie ein Navigationssystem im Auto.
Weil es in Edingen-Neckarhausen aber einen solchen Plan bislang nicht gab, hat Gruppenführer Lukas Nicolai mit seinen Kameraden so eine Art Schnitzeljagd unternommen, um bei Spaziergängen durch die Gemeinde die lebensrettenden Hydranten zu finden und zu erfassen. Besagtes Schild half ihnen zuweilen bei der Suche. Auf dem nicht kommerziell betriebenen Internetportal „OsmHydrant“ (www.osmhydrant.org/de) wurden so innerhalb weniger Wochen jede Menge Hydranten in der Gemeinde mit Lage, Größe und auch Foto eingepflegt. Dies kann übrigens jeder übernehmen, der ein Smartphone hat und sich kostenlos bei Openstreetmap registriert. Darum bittet Nicolai sogar ausdrücklich, denn: „Die Daten können uns im Einsatz helfen und wertvolle Zeit sparen.“
Ehrenamtliche Hilfe bei der Erstellung eines digitalen Hydrantenplanes
Die Erstellung des digitalen Hydrantenplanes läuft in Edingen-Neckarhausen komplett ehrenamtlich. Die bisherigen Pläne seien nicht mehr auf dem aktuellen Stand gewesen, erläutert Nicolai. Durch die Erfassung ließen sich zugleich fehlende Hydrantenschilder bei der Gemeinde melden, die sie dann ersetzen könne.
Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp
Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt!
Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen
Wer einen Blick auf die genannte Onlinekarte wirft, wird schnell feststellen, dass die Ehrenamtlichen aus Edingen-Neckarhausen bereits ganze Arbeit geleistet haben. Es gibt schon mehr als 500 Hydrantensymbole, die per Mausklick weitere Angaben preisgeben, etwa den Standort (Straße oder Gehsteig). Auf der anderen Seite des Neckars, in Ladenburg, klafft dagegen ein großer weißer Fleck auf der Karte, denn hier ist kein einziger Hydrant verzeichnet. Herrscht dort also noch digitale Steinzeit? Keineswegs, wie Kommandant Patrick Löffelhardt betont. „Wir nutzen die offiziellen Pläne von der Stadt Ladenburg“, erklärt er. Nicht auf Papier, sondern digital. Auch beim jüngsten Gebäudebrand am 3. Januar am Bahndamm habe sich der Trupp schon bei der Anfahrt auf einer Einsatzapp über die Lage der Hydranten informiert.
Schritt für Schritt zur Digitalisierung in Heddesheim
Ähnlich ist es in Heddesheim, wo die Feuerwehr auf die Angaben des Wassermeisters zurückgreift. Sie werden jetzt Schritt für Schritt digitalisiert und in die vorhandene Alarmierungssoftware eingepflegt. Die ersten iPads hatte Kommandant Daniel Schmidt kurz nach seiner Amtsübernahme eingeführt, zwei weitere sollen folgen, wenn der Gemeinderat die Mittel dafür mit dem Etat für 2024 freigegeben hat. „Wir schwören darauf“, betont er. Denn auf dem Weg zum Einsatzort sei die Navigation mit Google Maps eine große Hilfe, und die App erlaube auch eine Erkundung der Einsatzstelle. Nicht ausgeschlossen, dass man auch in Heddesheim auf Daten aus Openstreetmaps zurückgreift, denn dort sind bereits mehr als 250 Hydranten erfasst.
Deutlich weniger sind es aktuell in Schriesheim, doch auch dort hat die Feuerwehr längst den Weg der Digitalisierung angetreten. Diese Art der Einsatzunterstützung wird bereits seit 2016 genutzt, wie Kommandant Oliver Scherer berichtet. Es handelt sich um die App Fireboard, die auf Tablets verwendet wird. „Darauf sind alle Hydranten und Wasserentnahmestellen verzeichnet“, erklärt Scherer. Aber nicht nur das. Auch Brandmeldeanlagen und Feuerwehrpläne sind darauf zu finden. Daten kamen zum Teil von der Stadt, vor allem aber wurden sie von Hand eingepflegt und werden – ebenfalls manuell – immer auf dem neuesten Stand gehalten.
Hydranten-Schilder bleiben wertvoll
Bei aller Digitalisierung sind die kleinen weißen Schilder mit dem roten Rahmen und den Angaben zu den Hydranten aber unverzichtbar. „Wir sind froh, dass wir die Schilder haben“, betont Löffelhardt. Denn wenn die moderne Technik ausfällt, weisen sie immer noch den Weg zum Löschwasser. In diesem Zusammenhang hat auch das neue Kommando in Edingen-Neckarhausen noch eine Bitte an die Bürger: Hydranten sollten niemals zugeparkt und immer frei gehalten werden, auch von Schnee und Eis.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/neckar-bergstrasse_artikel,-neckar-bergstrasse-wie-die-feuerwehr-in-edingen-neckarhausen-hydranten-aufspuert-_arid,2168715.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heddesheim.html