Weinheim (mit Video)

Supermarkt in Weinheim wird zum Corona-Impfzentrum

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
Lesedauer: 
Im Drei-Glocken-Center in Weinheim hat der Kreis ein neues Impfzentrum eingerichtet. Das Bild zeigt den Empfangsbereich. © Hans-Jürgen Emmerich

Freundliche Begrüßung statt Obst und Gemüse, Aufklärungsfilm statt Chips und Salzstangen, eine immunisierende Injektion statt Schweineschnitzel oder Rinderroulade: In den ehemaligen Räumen des vor wenigen Wochen geschlossenen Hit-Supermarktes im Drei-Glocken-Center in Weinheim hat der Rhein-Neckar-Kreis innerhalb kurzer Zeit bereits das dritte Impfzentrum aus dem Boden gestampft, wie es Landrat Stefan Dallinger bei der Vorstellung am Donnerstag stolz formuliert. „Wir stehen Gewehr bei Fuß“, sagt er weiter. Das einzige, was jetzt noch knapp ist, ist die Munition, um im Bild zu bleiben.

Bis zu 1000 Impfungen pro Tag könnten hier in den Räumen im Erdgeschoss des Centers verabreicht werden, zur Öffnung am Freitag, 22. Januar, werden die Dosen allerdings für höchstens 500 reichen. „Wir müssen deshalb noch um ein wenig Geduld bitten“, wirbt der Landrat um Verständnis. Kritik an an der Bestellung des Impfstoffes will er nicht üben: „Die Bundesregierung hat alles richtig gemacht.“

Um aus der einstigen Ladenfläche ein Impfzentrum zu machen, war einiger Aufwand nötig. Unterstützung erhielt der Kreis dabei vom Technischen Hilfswerk, der auf großen Plakatwänden auch gleich ein wenig Eigenwerbung macht. Für einen reibungslosen Ablauf der Impfungen sorgen insgesamt 80 Mitarbeiter, die eigens dafür eingestellt wurden. Die Kosten für das Personal, darunter jeweils auch zehn Ärzte je Schicht, übernimmt das Land ebenso wie jene für die Einrichtung des Zentrums.

„Für uns als größte Stadt des Kreises war klar, dass wir unseren Beitrag leisten“, unterstreicht Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just. Es sei aber schnell klar gewesen, dass eigene Immobilien der Stadt nicht dafür geeignet sind. Umso mehr freut sich Just, dass Michael Rihm die Räume in seinem Einkaufszentrum zur Verfügung stellt: „Der war Feuer und Flamme dafür.“

Ein Impfzentrum in einem ehemaligen Supermarkt, das fühlte sich auch für die zuständige Dezernentin Doreen Kuss anfangs etwas komisch an, wie sie gesteht. „Ich war hier selbst zwei, drei Mal einkaufen“, verrät sie. Inzwischen ist die Skepsis aber längst verflogen. Wer nicht weiß, dass hier früher Lebensmittel, Haushaltswaren und Kosmetikartikel verkauft wurden, wird davon auch nichts mehr erkennen. Die Räume haben eine regelrechte Verwandlung hinter sich, wirken hell und freundlich.

„Es gab sehr viele Details zu beachten, um einen möglichst reibungslosen Ablauf und eine leistungsfähige Infrastruktur zu gewährleisten“, erläutert der Landrat und lobt seine Mitarbeiter: „Die haben das super gestemmt und hochprofessionell gemacht.“ Es habe sich bewährt, dass man durch die Zusammenarbeit im operativen Stab des Landratsamtes gut aufeinander eingespielt sei und vieles auf dem sogenannten kurzen Dienstweg schnell und pragmatisch habe umgesetzt werden können.

Die ärztliche Verantwortung für das Impfzentrum in Weinheim und ein weiteres in Sinsheim übernimmt Christoph Schulze. Bei einem Rundgang erläutert er den Ablauf. Alles läuft nach dem Einbahnstraßenprinzip, damit die Impflinge möglichst wenig miteinander in Kontakt kommen.

Gleich bei der Registrierung am Eingang werden Termin (ohne bekommt man keinen Zutritt) und Impfberechtigung kontrolliert. In Kabinen werden die Daten der Impflinge erfasst. Über die Schutzimpfung gegen das Coronavirus informiert ein kurzer Film in einem Raum für sechs bis acht Personen. Auch hier gibt es genug Platz, damit die Menschen Abstand halten können. Anschließend geht es in eine Einzelkabine zu einem Arzt oder einer Ärztin.

Wenn der Impfling schriftlich sein Einverständnis zur Impfung gegeben hat, kann er sich in die nächste Einzelkabine begeben. Hier setzt medizinisches Fachpersonal die Spritze mit dem Impfstoff an, der Impfling sitzt oder steht dabei in der Regel, die Krankenliege steht nur für alle Fälle bereit. Nach dem „Pieks“ sollen die Geimpften noch in einem Wartebereich Platz nehmen, Falls gesundheitliche Beschwerden auftreten, steht ein Sanitätsbereich zur Verfügung. Außerdem ist auch hier immer ein Arzt verfügbar.

„In 45 bis 60 Minuten ist alles erledigt“, verspricht Christoph Schulze. Weil die Immunisierung erst nach einer zweiten Runde sicher eintritt, gibt es den Termin dafür bereits mit dem ersten. „Wir halten die zweite Dosis dafür zurück“, erklärt der Landrat und appelliert an die Bevölkerung: „Meine große Bitte an alle: Lassen Sie sich impfen. Nur so werden wir unser altes Leben wieder bekommen und uns endlich auch mal wieder in den Arm nehmen können.“ Er selbst werde dabeisein, sobald er die Chance habe. Ähnlich äußert sich Oberbürgermeister Manuel Just. Impftermine können ab dem 19. Januar ausschließlich über www.impfterminservice.de oder die Rufnummer 116 117 vereinbart werden.

Lokales

Weinheim: Rhein-Neckar-Kreis öffnet Impfzentrum

Veröffentlicht
Laufzeit
Mehr erfahren

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

Thema : Coronavirus - aktuelle Entwicklungen im Überblick

  • Mannheim Urlaub und die Pflicht zur Online-Registrierung: Was Reiserückkehrer beachten müssen

    Wer Urlaub in einem Risikogebiet (Inzidenz über 50) macht, muss bei der Rückkehr nach Deutschland einiges beachten. Selbst Geimpften und Genesenen drohen Bußgelder, wenn sie sich nicht anmelden.

    Mehr erfahren
  • Karte und Grafiken Coronavirus: Fallzahlen aus Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg und Rhein-Neckar

    Wie viele Coronavirus-Fälle wurden in der Region registriert? Wir geben einen Überblick über die bestätigten Fälle in der Metropolregion Rhein-Neckar und im Main-Tauber-Kreis.

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen