Landtagswahl

Schriesheim: Sebastian Cuny schafft's in den Landtag

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
Lesedauer: 

Schriesheim. Der Wahlkreis 39 Weinheim wird im Stuttgarter Landtag künftig nur noch mit zwei Abgeordneten vertreten sein. Nach dem klaren Sieg von Uli Sckerl von den Grünen kann sich seit dem frühen Montagmorgen auch der Schriesheimer Sebastian Cuny (SPD) auf den Einzug ins Parlament freuen.

„Es war um 0.38 Uhr“, berichtet Cuny am Montag, wann er von seinem Erfolg erfahren hat. „Wir waren im Kreis der Genossen in einer Videokonferenz zusammen“, erzählt er: „Da waren die Freude und der Jubel groß.“ Die Stunden davor gerieten dabei zu einem wahren Krimi. „Es war ein ständiges Auf und Ab“, schildert Cuny.

Schon früh sei klar gewesen, dass er auf Platz sechs der nachrückenden SPD-Bewerber im Regierungsbezirk landen würde. Die Frage, ob das letztlich für den Einzug reicht, hängt aber von vielen Faktoren ab. Ein befreundeter Professor rechnete deshalb ständig mit einer Excel-Tabelle nach. Erst mit dem vorläufigen amtlichen Endergebnis war dann weit nach Mitternacht klar, dass Cuny es geschafft hat. Jetzt stieß er auf den Erfolg an. Mit Sekt, und nicht mit Schriesecco, wie er gesteht. Warum er es nicht früher wagte? - „Ich bin ein abergläubischer Fußballer.“

Mehr zum Thema

Neckar-Bergstraße

Grüner Sckerl legt erneut zu, CDU stürzt mit Philippi weiter ab

Veröffentlicht
Von
Hans-Jürgen Emmerich
Mehr erfahren
Landtagswahl

Neckar-Bergstraße: Landtagswahl verläuft weitgehend reibungslos

Veröffentlicht
Von
Hans-Jürgen Emmerich
Mehr erfahren

Kommentar Sckerls Triumph

Veröffentlicht
Kommentar von
Konstantin Groß
Mehr erfahren

„Große Enttäuschung“

Des einen Freud ist des anderen Leid. Dies bisherige Landtagsabgeordnete Julia Philippi von der CDU erhielt um 1.20 Uhr die Liste mit den Gewählten - und sie stand nicht darauf. „Es war eine große Enttäuschung“, räumt sie am Montag am Telefon ein, wo sie der „MM“ während einer Fraktionssitzung in Stuttgart erreicht. Einige Male wird sie noch im Plenum sitzen und abstimmen, weil die Bewältigung der Corona-Pandemie immer wieder Beschlüsse des Parlaments erfordert. Doch ihre Tage als Abgeordnete sind gezählt.

„Ich werde mich jetzt ganz der Kunst und meiner Galerie widmen“, sagt Philippi zu ihren Zukunftsplänen. Denn eine Chance, in den Landtag nachzurücken, hat sie nicht. Das Wahlsystem in Baden-Württemberg sehe vor, dass jeweils die persönlichen Ersatzbewerber zum Zuge kämen, wenn ein Abgeordneter ausscheidet. Ob sie in fünf Jahren erneut eine Kandidatur anstrebt, ließ die 58-Jährige offen. Mit ihrem Ausscheiden verlieren auch die Mitarbeiter in den Büros in Stuttgart und im Wahlkreis erst einmal ihre Jobs. Die Verträge seien ohnehin jeweils auf fünf Jahre befristet, erläutert Philippi. Unterstützung erhielten sie bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung durch die Landtagsverwaltung und die Agentur für Arbeit.

Während Philippi nun bald ihr Büro in Stuttgart räumen muss, beginnt für Cuny die Vorbereitung auf die neue Aufgabe erst. „Ich laufe gerade durch Schriesheim und schaue mich um, wo etwas frei ist“, sagt er dem „MM“ am Montag am Telefon. Denn sein Wahlkreisbüro soll auf jeden Fall in der Weinstadt sein. „Da bin ich nah bei meiner Familie“, nennt Cuny einen wichtigen Grund. Bei der Suche nach Personal kann er aus dem Vollen schöpfen. Gut möglich, dass er dabei auch Mitarbeiter des amtierenden SPD-Landtagsabgeordneten Gerhard Kleinböck übernimmt. Ob dieser schon gratuliert hat? „Ich habe mehr als 60 Nachrichten auf meiner Mailbox“, antwortet Cuny. Angehört habe er sie noch nicht alle.

Mit Uli Sckerl von den Grünen und Sebastian Cuny von der SPD hat der Wahlkreis nun also nur noch zwei Abgeordnete im Stuttgarter Landtag. Die CDU stellt zum ersten Mal seit Jahrzehnten keinen Weinheimer Vertreter mehr in der Landeshauptstadt. Von den 70 Wahlkreisen im Land sind im neuen Landtag insgesamt 24 mit drei oder mehr Abgeordneten vertreten.

Kompliziertes Wahlrecht

Seit der Reform des Wahlrechtes von 2009 entscheidet über die Vergabe der Zweitmandate neben der Stärke der Partei nicht allein die absolute Zahl der Stimmen der Bewerber. Vielmehr wird unter anderem auch die Größe der Wahlkreise berücksichtigt. Im Regierungsbezirk Karlsruhe gingen Zweitmandate an sieben CDU-Bewerber. Fünf von ihnen erhielten weniger Stimmen als Philippi, kamen aber trotzdem zum Zuge. Von den landesweit 28 CDU-Kandidaten, die ein Zweitmandat erhielten, hatten zehn ein schlechteres Ergebnis als die Dossenheimerin.

Dossier zur Wahl: mannheimer-morgen/ltwbw

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen