Sckerls Triumph

Konstantin Groß zum Ergebnis im Wahlkreis Weinheim

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Konstantin Groß
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Das Ergebnis des Urnengangs hat nicht nur Bedeutung für Land und Bund, sondern auch für die politische Landschaft der Region. Denn auch wenn das Resultat im Wahlkreis vor allem dem Landestrend geschuldet ist, so gibt es hier Besonderheiten.

Stolze 6,4 Prozent mehr – das ist ein sehr persönlicher Triumph für Uli Sckerl, und zwar ein verdienter. Seine wichtige Funktion in Stuttgart hat er stets zu verbinden gewusst mit starker Präsenz vor Ort. Die Menschen schätzen offensichtlich die Professionalität und Erfahrung des 69-Jährigen.

Darin liegt aber auch eine Verpflichtung: nämlich das Mandat nun volle fünf Jahre auszufüllen, nachdem er zum zweiten Mal diesen großen persönlichen Vertrauensbeweis erhielt. Sollte Sckerl in zwei, drei Jahren plötzlich entdecken, älter als 70 zu sein und das Mandat an Fadime Tuncer abgeben wollen, dann hätten die Wähler dafür wohl wenig Verständnis. Sie müssten sich getäuscht fühlen. In solchem Falle zu Recht.

Rückblickend war sein Sieg über CDU-Konkurrentin Julia Philippi stets ungefährdet. Angesichts des Trends hatte sie nie eine Chance. Eigene Fehler bildeten quasi das i-Tüpfelchen: Seit ihrem Nachrücken 2018 hatte sie kein eigenes Profil zu entwickeln vermocht. Zu jedermann nett zu sein, ist vielleicht für den Dossenheimer Gemeinderat hilfreich, in einer Landtagswahl aber reicht das nicht. Sie kann zufrieden sein, dass ihre Verluste im CDU-Landesschnitt bleiben und wenn sie ein Zweitmandat erringen würde.

Ein Desaster ist die Wahl auch für die SPD. Der Landestrend war zu übermächtig. Diesen durch ein neues Gesicht zu drehen, hat nicht geklappt. Aber Sebastian Cuny hat sich gut geschlagen, wenn man bedenkt, dass er nicht aus dem Mandat heraus antrat. Mit seinem engagierten Wahlkampf hätte er den Zuschlag bei der Zweitauszählung verdient.

Die FDP spielt in diesem Wahlkreis kaum eine Rolle. Ein Jahrzehnt ohne Mandat in Land und Bund hinterlässt eben Spuren. Zudem war Alexander Kohl ein schwacher Kandidat. Während die FDP im Land deutlich zulegte, verlor er denn auch vor Ort.

Und die AfD? 2016 noch gleichauf mit der SPD, hat sie sich halbiert, liegt nun sogar hinter der FDP. Ihre Kaltschnäuzigkeit, in zwei Wahlkreisen mit dem selben Kandidaten anzutreten, erhielt die verdiente Quittung. Angesichts dessen sind 7,9 Prozent allerdings immer noch zu viel.

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