Osterrätsel (Auflösung Teil 4)

Neues Wohnen auf Tennisareal

Das Osterei war auf dem Gelände in Edingen-Südwest versteckt. Der Bau von 24 Wohneinheiten beginnt im zweiten Halbjahr

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Edingen. Was hier einst durch die Luft flog, war kein Ei, sondern eine Kugel aus Filz – gelb und elastisch. Wir hatten unser Osterei auf dem Gelände in Edingen Südwest versteckt, das früher als Tennisplatz diente. Längst hätten hier Menschen eine neue Wohnung finden sollen, doch erst geriet das Bebauungsplanverfahren mehrfach ins Stocken und dann sprangen auch noch zwei mühsam gefundene Investoren ab.

Das Projekt hat eine lange Geschichte. Ein Umzug der Tennissportler vom alten Standort zwischen Kleingärten und Schule ins Sport- und Freizeitzentrum war bereits 2010 unter Bürgermeister Roland Marsch (SPD) Thema. Das Areal an der Mannheimer Straße war eh und je darauf ausgelegt, weiteren Sportvereinen eine neue Heimat zu bieten. Doch damit an einer Stelle etwas neues entstehen kann, muss an anderer Stelle Altes Platz machen und Geld einbringen. Das Gelände der Tennisplätze als Bauland zu verwerten, war deshalb von Anfang an Teil des Plans. Doch dessen Verwirklichung sollte sich noch ziehen.

Anfangs gibt es dabei recht ehrgeizige Pläne. Mit Hilfe eines Schweizer Investors will der TC Grün-Weiß elf Tennisplätze, zwei Hallen und ein Clubhaus mit einem Gesamtvolumen von sage und schreibe 7,5 Millionen Euro bauen. Doch kaum ist die Idee von der „Racket Lounge“ bekannt, wird sie vom Gemeinderat auch schon wieder beerdigt. Eine gewerbliche Nutzung durch Dritte sei nicht erwünscht, macht Marsch im Juli 2010 klar, und der Gemeinderat folgt ihm.

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Veröffentlicht
Von
Sylvia Osthues
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Am Umzug ins Sportzentrum halten die Tennissportler gleichwohl fest, fassen auch eine Fusion mit den Sportsfreunden aus Neckarhausen ins Auge. Beide Ziele werden immer wieder bekräftigt, jedoch ohne sichtbare Fortschritte. Im Oktober 2016 bildet der Gemeinderat unter dem neuen Bürgermeister Simon Michler (CDU) einen Arbeitskreis, der sich intensiver mit dem Thema befassen soll. Im Juli 2017 wird offiziell die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Areal der alten Tennisplätze beschlossen. Im gleichen Jahr gibt der Rat auch die Planung für ein neues Tennisareal samt Clubhaus im Sport- und Freizeitzentrum in Auftrag. Eine erste Rate dafür wird in den Haushalt 2018 eingestellt. Im Februar 2019 kommt es zur Fusion der Tennisvereine, im August des gleichen Jahres wird die neue Anlage in Betrieb genommen.

Fünf Mehrfamilienhäuser und sechs Doppelhaushälften

Über die Bebauung des rund 6000 Quadratmeter großen alten Areals wird dagegen lange und intensiv diskutiert. Nach einer zunächst reinen Reihenhaussiedlung sind fünf Mehrfamilienhäuser und sechs Doppelhaushälften im Gespräch. Anlieger laufen dagegen Sturm, sehen den Park in Gefahr. Nach eineinhalb Jahren Diskussion speckt der Gemeinderat das Projekt ab auf vier Einfamilienhäuser mit insgesamt 24 Wohneinheiten (statt zuletzt 36). Mit einem Investorenauswahlverfahren geht die Gemeinde auf die Suche nach den besten Ideen und Geldgebern. Doch das Interesse ist verhalten. Nur zwei potenzielle Bauträger melden sich. Einer von ihnen springt kurz darauf wieder ab, der zweite folgt. Ein Vierteljahr später dann macht sich Erleichterung breit. Das Mannheimer Unternehmen Diringer & Scheidel springt ein, will aber nur drei Häuser mit bis zu 24 Wohnungen bauen. Die Planung wird auf Wunsch des Bauherren angepasst, eine Erschließung der Tiefgarage in zwei verschiedene Straßen wird wieder gestrichen. Im Oktober 2023 wird der geänderte Bebauungsplan verabschiedet. Vor wenigen Tagen bestätigt die Gemeinde auf Anfrage, dass ab Mitte 2024 tatsächlich gebaut werden soll.

Für die Gemeinde ist das Projekt in doppelter Hinsicht von Bedeutung. Zum einen entsteht hier Wohnraum, der in Edingen-Neckarhausen ohnehin sehr knapp ist. Zum anderen ist durch den Verkauf der früheren Tennisplätze Geld in die Kasse der Kommune geflossen und hat so unter anderem den Neubau des Tenniszentrums im Sport- und Freizeitzentrum finanziert.

Was die neu entstehenden Wohnungen kosten sollen, steht noch nicht fest. In Neckarhausen, wo in den Wingertsäckern gerade neue Reihenhäuser entstehen, liegt der Preis im Einheimischenmodell bei 3800 Euro pro Quadratmeter. Unter 4000 Euro werden die neuen Quartiere also sicher nicht zu bekommen sein. Wahrscheinlicher sind Preise zwischen 5000 und 6000 Euro pro Quadratmeter.

Unweit des Neubaus gibt es noch eine andere Baustelle der Gemeinde. Der Verwaltungstrakt der Pestalozzischule wird von Grund auf saniert. Die Arbeiten hier sollen bis nach den Sommerferien abgeschlossen sein. Auf den ehemaligen Tennisplätzen werden dann vermutlich gerade erst die Arbeiten beginnen.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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