Neckar-Bergstraße

Ladenburg steht bei Radfahrern hoch im Kurs

Beim Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) steht in der Region Ladenburg ganz vorn. Wir haben einen Blick auf die Details geworfen und die Bürgermeister dazu befragt

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Edingen-Neckarhausen hat mit der Note 4,1 noch Luft nach oben. Im Bereich der Fähregibt es für Radler im Pannenfall aber eine Service-Station © Christoph Blüthner

Es ist wie schon 2020: In Sachen Fahrradklima nimmt die Stadt von Automobil-Pionier Carl Benz in der Region mit der Schulnote 3,4 die Pole-Position ein. Ladenburg liegt damit besser als Heidelberg (3,6) und Mannheim (4,0). Hirschberg (3,7) kann sich um eine Zehntelnote verbessern, Schriesheim sackt fast eine halbe Note ab (4,2), gleichauf mit Ilvesheim. Geringfügig besser ist Edingen-Neckarhausen mit der Note 4,1. Ladenburg und Hirschberg liegen damit etwas über dem Landesschnitt von 3,9.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hatte im vergangenen Jahr erneut dazu aufgerufen, online einen Katalog mit rund 30 Fragen zu beantworten. In der Auswertung kommen nur jene Städte und Gemeinden zum Zuge, in denen mindestens 50 Radfahrer an der Aktion teilgenommen haben. In Heddesheim waren es nur 22. Die Umfrage gilt zwar nicht als repräsentativ, gibt aber wegen ihrer umfangreichen Daten trotzdem wichtige Hinweise an die Kommunen.

Blick in die Details

Macht Radfahren in der Kommune Spaß – oder ist es eher Stress? In Edingen-Neckarhausen sind nur noch 48 Prozent der Auffassung, dass Radfahren Spaß macht, ein Minus von sieben Punkten. Jeder zweite vergibt die Note vier oder schlechter. Im Schnitt erhält die Gemeinde eine 3,7. Schriesheim kommt auf 56 Prozent (Schnitt: 3,4). In Hirschberg vergeben rund drei Viertel der Teilnehmer eine Drei oder besser (Schnitt: 2,9). In Ladenburg notieren 67 Prozent eine Drei oder besser (Schnitt: 2,9), eine leichte Verschlechterung gegenüber 2020. In Ilvesheim sind es gerade einmal 35 Prozent der Teilnehmer, die finden, dass das Radfahren hier Spaß macht (Note 4,1).

Eine Frage zielt auf das Engagement der Kommunen für den Radverkehr ab. Dass hier in jüngster Zeit besonders viel getan wurde, finden 46 Prozent der Befragten in Ladenburg, wo die Stadt im Schnitt auf eine 3,5 kommt. Gerade einmal 23 Prozent sind in Hirschberg und Ilvesheim dieser Auffassung (Schnitt: 4,5). Noch deutlich schlechter kommen Edingen-Neckarhausen (elf Prozent) und Schriesheim (15 Prozent) weg, die beide bei einer Durchschnittsnote von 5,1 und 5,0 landen – also eine glatte Fünf.

Überwacht die Stadt oder Gemeinde streng, dass Autos nicht auf Radwegen parken, oder wird es eher großzügig geduldet? Hier sehen Radfahrer in allen Kommunen Handlungsbedarf. Am schlechtesten schneiden hier Edingen-Neckarhausen (5,2) und Ilvesheim (5,1) ab, gefolgt von Hirschberg (4,6), Schriesheim und Edingen-Neckarhausen (4,9). Ladenburg liegt auch in dieser Frage klar vorn, wenngleich bei einer Durchschnittsnote von 4,5 rund drei Viertel der Antwortenden in der Stadt einen zu großzügigen Umgang mit Falschparkern sehen.

Das sagen die Bürgermeister

Florian König, Edingen-NeckarhausenDer Wert von Edingen-Neckarhausen liegt geringfügig unter dem Durchschnitt des Landes. Dennoch ist bei Betrachtung der Bestnote einiges an Verbesserungspotenzial – bezogen auf alle Ortsteile – festzustellen. Zweifelsohne handelt es sich – im Ortsgruppenvergleich auf Bundes- und Landesebene - um eine Platzierung im unteren Mittelfeld. Es ist dabei auch zu berücksichtigen, dass der ADFC selbst darauf aufmerksam macht, dass es sich um keine repräsentative Umfrage handelt.

Wir werden in jedem Fall die Ergebnisse näher prüfen – insbesondere Maßnahme die sich ohne bauliche Veränderungen herstellen lassen. Gleichwohl lässt sich schon jetzt sagen, dass bauliche Gegebenheiten – beispielsweise Barrieren undEngstellen im Ortskern – nur bedingt umgestalten werden können. Hinzu kommt, dass Edingen-Neckarhausen in den letzten 7 Jahren konsequent auf die Sanierung von Straßen verzichtet hat. Die Verfolgung der sogenannten „Do-Nothing-Methode“ schont zwar kurzfristigden Haushalt, es lassen sich jedoch auch weniger Maßnahmen zur Umgestaltung von Gemeindestraßen realisieren. Bei einer grundhaften Straßensanierung lässt sich zum Beispiel der Verkehrsraum neu ordnen, so dass dem Fuß- und Radverkehr mehr Verkehrsfläche zugeteiltwird (Shared-Space-Flächen, Radschutzstreifen, Bike-Protect-Lane, usw.).

Viele Maßnahmen, insbesondere kurzfristige Entscheidungen, müssen im Einvernehmen mit der Verkehrskommission (Straßenverkehrsamt, Straßenbauamt, Polizei, usw.) getroffen werden. Es bedarf im diesen Fall sogenannter „verkehrsrechtlicherAnordnungen“ durch das Straßenverkehrsamt des Rhein-Neckar-Kreis. Eine absolute Zahl lässt sich daher nur schwer schätzen, aber diese sollte im Bereich mit einer drei vor dem Komma liegen.

Ralf Gänshirt, HirschbergWir haben das Ergebnis der Umfrage selbstverständlich zur Kenntnis genommen.

Die Verbesserung von Rad- und Fußverkehr in Hirschberg ist eine unserer stetigen Aufgaben. Gleichberechtigung und gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmenden ist dabei das Oberziel. Bei allen Infrastrukturprojekten unserer Gemeinde spielt das Thema Mobilität eine zentrale Rolle. Insbesondere in Verbindung mit unserem aktuellen Beteiligungsprozess zur Erstellung unseres Klimaschutzkonzeptes haben wir im Bereich Verkehr Potentiale identifiziert. Der Stärkung des Fuß- und Radverkehrs kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.

Stefan Schmutz, Ladenburg: Die Stadt Ladenburg belegt in der Kategorie Städte unter 20.000 Einwohner Platz 39, wir befinden uns bundesweit also unter den 50 Fahrradfreundlichsten Kleinstädten Deutschlands. Gegenüber dem letzten Test im Jahr 2018 gab es seitens der Befragten in der Bewertung keine Verschlechterung. Es gibt weiterhin Licht und Schatten: Gute Bewertungen bei der Erreichbarkeit des Zentrums, den öffentlicher Radverleihstationen und der Beschilderung, weniger gute bei der durchschnittlichen Breite der Fahrradwege und bei der Kontrolle von Falschparkern, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Wir sehen die Rückmeldungen als Orientierung und Ansporn auf Grundlage unseres Radwegekonzepts das Radfahren in Ladenburger weiter attraktiver zu machen. Dazu zählt möglichst in diesem Jahr eine neue Radabstellanlage am Bahnhof zu errichten und eine Verbreiterung des Radwegs entlang der Ilvesheimer Straße für eine bessere Anbindung an den zukünftigen Radschnellweg.

In diesem Zusammenhang sei auch der Hinweis angebracht, dass wir uns, wie in den Vorjahren, am Wettbewerb Stadtradeln beteiligen und es ab dem 7. Mai darum geht, gemeinsam in die Pedale zu treten. Anmeldungen sind bereits heute möglich. Und je mehr Teilnehmende es gibt, desto besser ist das auch für das Klima!

 

Christoph Oeldorf, Schriesheim: Zunächst danken wir dem ADFC ganz herzlich für die Durchführung des Fahrradklimatests und die Zusammenstellung der Ergebnisse. Wir bedauern es sehr, dass sich die Bewertung des Radverkehrs in Schriesheim insgesamt im Vergleich zu 2020 leicht verschlechtert hat. Die transparente Darstellung der Einzelbewertungen ermöglicht es uns, die wahrgenommenen Stärken und Schwächen rund um den Radverkehr in Schriesheim im Detailzu betrachten. Dabei ist es erfreulich, dass das Radfahren generationsübergreifend eine bedeutsame Rolle für die Schriesheimerinnen und Schriesheimer spielt. Hieran möchten wir selbstverständlich anknüpfen. Um Verbesserungspotentiale aufzudecken und die Verkehrssituationin Schriesheim im Rahmen der Möglichkeiten zu optimieren, hat die Stadtverwaltung Schriesheim bereits im Jahr 2021 in Absprache mit dem Gemeinderat ein Verkehrs- und Radwegekonzept sowie ein Mobilitätskonzept in Auftrag gegeben. Nach umfassenden Messungen,Untersuchungen, Bürgerbefragungen und Workshops sind die Arbeiten zur Erstellung der Konzepte inzwischen weit vorangeschritten. In den kommenden Monaten sollen die Verkehrskonzepte nun erneut im Gemeinderat behandelt werden. Um das Radfahren kurzfristig aktivzu fördern nimmt Schriesheim in diesem Jahr vom 07. Mai bis 27. Mai bereits zum vierten Mal in Folge an der internationalen Radkampagne Stadtradeln teil. Durch unsere Teilnahme möchten wir das Radfahren in unserer Stadt bewerben und signalisieren, dass unseine fahrradfreundliche Stadt sehr am Herzen liegt. In den vergangenen Jahren ist die Teilnehmerzahl stetig gewachsen. Demnach hoffen wir in diesem Jahr, noch mehr Personen zu einer Teilnahme am Stadtradeln und einem langfristigen Umstieg auf das Rad zu motivieren.Wir arbeiten kontinuierlich daran, die erforderlichen Rahmenbedingungen für eine fahrradfreundliche Stadt zu schaffen und ich bin zuversichtlich, dass wir uns auf einem guten Weg befinden

Andreas Metz, IlvesheimDas Abschneiden Ilvesheims bei diesem Test ist aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nur schwer einzuordnen. Dennoch kann man der Umfrageim Detail einige interessante Hinweise entnehmen, denen wir nachgehen werden.

Einige der positiven Bewertungen in diesem Fahrradklimatest sind auf die Umsetzungen des Ilvesheimer Radwegekonzepts zurückzuführen,zum Beispiel die Freigabe von Einbahnstraßen für den Radverkehr. Innerorts haben wir in Ilvesheim flächendeckend Tempo 30 oder verkehrsberuhigte Zonen, so das Radfahrer sicher und gleichberechtigt am Straßenverkehr teilnehmen können.

Dennoch ist festzuhalten, dass Ilvesheim aufgrund der räumlichen Nähe zu Mannheim und der engen verkehrlichen Verflechtung trotz dergeringen Einwohnerzahl keine ländliche, sondern eine suburbane Gemeinde ist.

Als aktiver Radfahrer nehme ich selbst wahr, dass der Radverkehr vor allem in Richtung Seckenheim, Feudenheim und Ladenburg entlangvon Landesstraßen stattfindet.

Grundsätzlich ist an Landessstraßen der Baulastträger, also das Land, für Radwege zuständig. Das sind in Ilvesheim die erwähnten relevantenVerkehrswege: Feudenheimer, Seckenheimer, Brücken, Schloss, und Ladenburger Straße. In der Seckenheimerstraße wurde tatsächlich vor ca. 10 Jahren vom Land ein kombinierter Geh- und Radweg erstellt.

Bezüglich der Feudenheimer und Ladenburgerstraße verweisen die zuständigen Behörden auf den geplanten Radschnellweg. Hier ist ein Baubeginnleider noch nicht in Sicht, es läuft das Planfeststellungsverfahren.

Sobald die Trassenführung der L 9000 (Radschnellweg) endgültig feststeht, werden wir das Ilvesheimer Radwegekonzept daraufhin ausrichtenund die innerörtlichen Anschlüsse herstellen können.

Danach erwarte ich auch bessere Bewertungen für das Fahrradklima in Ilvesheim.

 

 

Wie steht es um die gefühlte Sicherheit? Hier ist Ladenburg ebenfalls Spitzenreiter mit einer 3,5, dicht gefolgt von Hirschberg (3,6). Schlechter schneiden Schriesheim (4,2), Edingen-Neckarhausen (4,3) und Ilvesheim (4,4) ab. Sie bekommen damit schlechtere Noten als der Durchschnitt der Kommunen bis 20 000 Einwohner (4,1).

„Wir bedauern es sehr, dass sich die Bewertung des Radverkehrs in Schriesheim insgesamt im Vergleich zu 2020 leicht verschlechtert hat“, erklärt Bürgermeister Christoph Oeldorf. Die transparente Darstellung der Einzelbewertungen ermögliche es, die wahrgenommenen Stärken und Schwächen rund um den Radverkehr in Schriesheim im Detail zu betrachten.

„Das Abschneiden Ilvesheims bei diesem Test ist aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nur schwer einzuordnen“, erklärt Bürgermeister Andreas Metz. Dennoch könne man der Umfrage im Detail einige interessante Hinweise entnehmen, denen man nachgehen werde.

Es gibt Verbesserungspotenzial

„Der Wert von Edingen-Neckarhausen liegt geringfügig unter dem Durchschnitt des Landes“, räumt Bürgermeister Florian König aus Edingen-Neckarhausen ein. Dennoch sei „bei Betrachtung der Bestnote einiges an Verbesserungspotenzial festzustellen“.

„Wir haben das Ergebnis der Umfrage selbstverständlich zur Kenntnis genommen“, schreibt Bürgermeister Ralf Gänshirt aus Hirschberg: „Die Verbesserung von Rad- und Fußverkehr in Hirschberg ist eine unserer stetigen Aufgaben.“

„Wir befinden uns bundesweit unter den 50 fahrradfreundlichsten Kleinstädten Deutschlands“, freut sich Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz. Gegenüber dem Test im Jahr 2018 habe es keine Verschlechterung gegeben.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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