Neckar-Bergstraße

Grundwasser, Radschnellweg und Stahl kosten mehr

Regierungspräsidium Karlsruhe äußert sich auf Nachfrage im Detail zu drastischen Mehrausgaben beim Neubau der L 597 mit Neckarbrücke

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Hier entsteht gerade die Grundwasserwanne für einen Teil der L 597. Allein sie sorgt für fast zehn Millionen Euro Mehrkosten. © Hans-Jürgen Emmerich

Die Arbeiten am Neubau der L 597 mit Neckarbrücke bei Ladenburg schreiten sichtlich voran. Im Juli hatte das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) zum ersten Mal von Mehrkosten berichtet. Statt der ursprünglich geplanten 35 Millionen sollen es jetzt 55 Millionen Euro sein, ein Anstieg um mehr als die Hälfte.

„Die Erhöhung ergibt sich insbesondere aus dem zusätzlichen Bau der Grundwasserwanne, den Mehrkosten aufgrund eines breiteren, den Anforderungen eines Radschnellwegs erfüllenden Geh- und Radwegs auf der Neckarbrücke sowie deutlich gestiegenen Materialpreisen“, hieß es zur Begründung.

20 Millionen sind eine gewaltige Summe. Wir haben deshalb nachgehakt, wie genau sie sich zusammensetzt. Den Löwenanteil macht die Grundwasserwanne aus, nämlich rund 9,4 Millionen Euro. Ihr Bau wird aktuell gerade vorbereitet, wie mächtige Rammwände aus Stahl zeigen. Dass ein Teil der neuen Straße den Grundwasserbereich berührt, war bereits Mitte 2020 bekannt, wie die Behörde auf Nachfrage einräumt. Ab diesem Zeitpunkt sei auch mit der Planung hierfür begonnen worden. Die Höhe der Mehrkosten stehe aber erst mit der vom Verkehrsministerium genehmigten Kostenfortschreibung seit Frühjahr 2022 fest, schreibt das RP.

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Brücke deutlich teurer

Auch das Herzstück der Umgehungsstraße, die neue Neckarbrücke bei Ladenburg, wird deutlich teurer. Hier gibt es laut RP rund 6,1 Millionen Mehrkosten. 1,7 Millionen kommen daher, dass über die Brücke nun auch der geplante Radschnellweg zwischen Mannheim und Heidelberg führt. Zwar war ohnehin ein kombinierter Geh- und Radweg auf der Brücke geplant, aber für diese überregionale Verbindung muss er deutlich breiter werden. Hinzu kommen die insgesamt stark gestiegenen Kosten für Stahl. Weil die Brücke aus Stahl konstruiert und mit einer Betondecke belegt wird, sind allein durch den verteuerten Rohstoff 4,4 Millionen an Mehrausgaben zu erwarten. Bleiben rund 3,5 Millionen Euro, die das Regierungspräsidium mit der allgemeinen Kostensteigerung begründet.

Aber führen die deutlich gestiegenen Materialpreise auch bei anderen Projekten dieser Art zu derart großen Kostensteigerungen? „Kostensteigerungen sind derzeit überall spürbar“, heißt es dazu. Je nach Baumaßnahme und verwendeten Materialien wirke sich das aber unterschiedlich stark aus.

Der Radschnellweg ist einer der Faktoren, die zu Mehrkosten führt. Aber war dieser nicht auch schon Bestandteil des Brückenbauwerks, das im vergangenen Sommer spektakulär verschoben wurde? „Nein“, lautet die Antwort aus Karlsruhe. Zwar sei hier, abgetrennt von der Fahrbahn, ein rund vier Meter breiter Streifen zur Durchfahrt vorhanden. Dieser sei als Wirtschaftsweg für Landwirte geplant, könne aber natürlich auch von Radfahrern und Fußgängern genutzt werden, weil er von Anfang an großzügig ausgelegt worden sei.

Verzögerungen im Bau der L 597 durch den zusätzlichen Radschnellweg erwartet man beim RP nicht: „Für den Radschnellweg ist ein eigenes Planfeststellungsverfahren erforderlich. Der Planfeststellungsbeschluss für die L 597 wird dadurch nicht ergänzt werden.“

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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