Stadtentwicklung

Ehemaliges ABB-Gelände in Ladenburg soll zu modernem Stadtviertel werden

Die Umwandlung des ABB-Geländes in Ladenburg beginnt: Das Werkstattverfahren für neues Stadtquartier ist gestartet. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Peter Jaschke
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Steg-Geschäftsführer Peter Müllerleile (v.l.) und Bürgermeister Stefan Schmutz starten das Werkstattverfahren auf dem ehemaligen ABB-Areal. © Peter Jaschke

Ladenburg. Die Umwandlung des elf Hektar großen, ehemaligen ABB-Areals in Ladenburg in ein modernes Stadtquartier hat begonnen. Seit 2023 ist die zwei Jahre zuvor gegründete Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) Eigentümerin der Fläche. Die Tochtergesellschaft der Stadt Ladenburg ist für die Nutzung und Vermarktung des Areals zuständig. Aktuell befinden sich dort etwa 40 Unternehmen, darunter sechs Produktionsbetriebe, sowie die historische Hemmer-Halle. Am Donnerstag gaben Bürgermeister Stefan Schmutz, zugleich Vorsitzender des Steg-Aufsichtsrats, und Geschäftsführer Peter Müllerleile den Startschuss für ein städtebaulich-freiraumplanerisches Werkstattverfahren, das die Entwicklung der Industriefläche zu einem neuen Stadtquartier in den Vordergrund rückt. Fragen und Antworten zum Thema.

Was bedeutet Werkstattverfahren?

Das ist ein offener Dialogprozess, der schrittweise die besten Konzepte für die Zukunft des Areals ermitteln soll. Neben Fachleuten, Verwaltung und Gemeinderat wird auch die Öffentlichkeit regelmäßig einbezogen. In diesem vielschichtigen Verfahren sollen gesellschaftliche, gestalterische, ökologische, klimatische, wirtschaftliche und inklusive Anforderungen berücksichtigt werden. „Wir wollen ein Angebot für unterschiedliche Lebensentwürfe und Lebensphasen schaffen“, erklärt Schmutz.

Wie kann man sich das vorstellen?

Das Verfahren ist als schrittweise Entwicklung der Entwürfe konzipiert. Planungsbüros erhalten eine Aufgabenbeschreibung, auf deren Grundlage Entwürfe erstellt, überarbeitet und präsentiert werden. Es handelt sich um einen wechselseitigen Prozess, für den drei renommierte Büros ausgewählt wurden, die aus ihren Erfahrungen schöpfen, um zu zeigen, was gut funktioniert hat und was nicht. Eine klassische Blaupause gibt es dafür nicht, und die Quartiersentwicklung in Ladenburg ist in diesem Umfang neu.

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Wer ist daran beteiligt?

Zunächst sind Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, bis zum 20. November Anregungen beizusteuern. Dazu dient ein Online-Fragebogen unter dem Titel „Jede Idee zählt“, der über die Ladenburg-App und die Webseite der Stadt Ladenburg (www.ladenburg.de) erreichbar ist. Diese öffentliche Beteiligung ist im Prozess sehr wichtig.

Wie fließen diese Anregungen in die Planung ein?

Die Ergebnisse der Befragung werden ausgewertet und für die Auftaktveranstaltung mit den Planungsbüros in die Aufgabenbeschreibung aufgenommen. Die Planungsbüros sollen im Rahmen ihrer Entwürfe berücksichtigen, was den Bürgerinnen und Bürgern von Ladenburg wichtig ist, um die Planung an tatsächlichen Bedürfnissen auszurichten.

Wer sind diese Planungsbüros?

Das sind bläser jansen partner (bjp), Düsseldorf, mit KRAFT.RAUM Landschaftsarchitektur; schneider+schumacher Städtebau, Frankfurt, mit Carla Lo Landschaftsarchitektur; Karres en Brandes, Niederlande/Hamburg. Die Verfahrensbetreuung erfolgt durch das Büro luchterhandt & Partner, Hamburg. Alle drei Büros sind renommiert und haben bundesweit verschiedene Quartiersentwicklungsprojekte realisiert.

Was kostet das und warum macht das die Steg nicht selbst?

Schätzungsweise fließen mehrere Hunderttausend Euro ins Verfahren. Die Steg besteht aus Geschäftsführer und einer Mitarbeiterin, die viel Tagesgeschäft haben und einen so komplexen Prozess nicht steuern können.

Wer wirkt noch an dem Verfahren mit?

Ein aus 17 Mitgliedern bestehender Beirat begleitet das Werkstattverfahren intensiv. Dazu gehören fünf Mitglieder aus jeder Fraktion des Gemeinderats und weitere aus der Verwaltung sowie Aufsichtsratsmitglieder aus Ladenburg und externe Sachverständige, darunter Christof Luz, der Planer des Ladenburger Grünprojektes von 2005.

Wie sieht der Zeitplan aus?

Bis zur öffentlichen Abschlusspräsentation am 21. Mai 2026 gibt es mehrere Etappen: Nach der öffentlichen Online-Beteiligung kommt es am 4. Dezember zur Auftaktwerkstatt. Es folgen zwei Konsultationswerkstätten. Ende Februar sollen die drei Zwischenentwürfe öffentlich vorgestellt werden. Dabei wird erneut das Feedback der Öffentlichkeit eingeholt, bevor es in die letzte Runde geht. Am 19. März ist Abgabe der Entwürfe. Das Büro luchterhandt prüft, ob alle Punkte berücksichtigt sind. Auf dieser Grundlage entscheidet der Beirat, welcher Entwurf der geeignetste ist.

Ist das dann der endgültige Plan?

Nein, denn es werden Anpassungen notwendig sein, um daraus einen Rahmenplan abzuleiten. Dieser soll Ende 2026 im Gemeinderat vorgestellt werden. Danach kann das formelle Verfahren der Bauleitplanung beginnen, das letztlich in einem Bebauungsplan mündet.

Kann danach schon gebaut werden?

Nein, da das Ganze in Phasen entwickelt wird. Zunächst konzentriert man sich auf die Flächen, die bereits heute Freiflächen darstellen. Somit gibt es in der ersten Phase keinen Interessenskonflikt mit den heutigen Mietern, die von der Steg regelmäßig über alle Schritte informiert werden. Wichtig ist, dass potenzielle Investoren das Gesamtbild kennen und wissen, was sie künftig einmal bauen dürfen.

Was ist das Ziel des Verfahrens?

Damit soll ein Konzept entstehen, das von allen Beteiligten getragen wird und die Lebensqualität in Ladenburg nachhaltig stärkt.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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