Mit einer Auftaktveranstaltung im Bürgersaal des Rathauses hat die Gemeinde Edingen-Neckarhausen am Dienstag eine Solaroffensive gestartet. Ziel ist es, auch Privatleute davon zu überzeugen, dass sich Photovoltaik (PV) lohnt, für Umwelt und Klima genauso wie für den Geldbeutel.
Das Potenzial ist nicht zu unterschätzen, wie auch Philip Habel von der Klimaschutz und Energieberatungsagentur (Kliba) in Heidelberg betont. Die Wichtigkeit privater Anlagen werde auch von der Landesregierung unterstrichen, die seit 2023 für Neubauten eine Photovoltaik-Pflicht eingeführt habe. Erneuerbare Energien leisteten bereits heute mehr als 50 Prozent zur Deckung des Bedarfs. „Das Thema hat einen enormen Schub bekommen“, unterstreicht Vivien Müller, Umweltbeauftragte der Gemeinde Edingen-Neckarhausen.
Atlas zeigt Potenzial auf
So fördern die Kommunen
Edingen-Neckarhausen: Übernahme von 30 Euro für den PV-Check (für die ersten 50 Antragsteller).
Heddesheim: Kostenloser PV-Check; 150 Euro Zuschuss je Kwp für Solaranlagen, maximal jedoch 1500 Euro; für Balkonkraftwerke 100 Euro je Modul, maximal 200 Euro.
Hirschberg: Kostenloser PV-Check, 30 Prozent für Balkonkraftwerke, maximal 200 Euro (befristet bis Ende 2024).
Ilvesheim: 160 Euro Zuschuss für Balkonanlagen (zwei Module).
Ladenburg: Übernahme der 30 Euro für den PV-Check.
Schriesheim: Kostenlose Kliba-Energieberatung, sonst keine Förderung.
Weinheim: Übernahme der 30 Euro für den PV-Check. hje
Aber wie sieht es aktuell aus mit der Stromgewinnung aus der Sonne? Der Energieatlas der Landesanstalt für Umwelt gibt darüber Auskunft. Mit 12,7 Megawatt Leistung hat Heddesheim 23 Prozent seines Potenzials auf Dachflächen ausgenutzt, ein Spitzenwert in der Region. Auf den weiteren Plätzen folgen Hirschberg (12), Schriesheim (9), Edingen-Neckarhausen (7) sowie Ladenburg und Ilvesheim (jeweils 5 Prozent). Letztere liegen damit gleichauf mit Mannheim und einen Punkt vor Heidelberg (4). Kreisweit sind erst acht Prozent des Potenzials ausgeschöpft, im benachbarten Neckar-Odenwald-Kreis sind es bereits 13 Prozent. Quelle dieser Daten ist das Marktstammdatenregister (Stand 12/2020), in das alle neuen Anlagen eingetragen werden müssen.
Eine Onlinedatenbank liefert noch umfangreichere Daten, allerdings auf dem Stand von 2018. Schon damals lag die Gemeinde Heddesheim mit weitem Abstand vorn. Sie zählte fast 230 gemeldete Anlagen mit einer Gesamtleistung von zwölf Megawatt. Allerdings gibt es hier auch Anlagen mit mehr als 750 kWp, die zusammen alleine schon auf mehr als 8000 Kilowatt kommen, das sind zwei Drittel der Gesamtleistung.
Umgerechnet auf die Zahl der Einwohner kann Heddesheim 71,5 Prozent seiner Bevölkerung selbst mit Strom versorgen. Auf dem zweiten Platz folgt mit deutlichem Abstand Hirschberg (25,5 Prozent), vor Ladenburg (18,1) und Edingen-Neckarhausen (15,1). Schlusslichter sind hier Schriesheim (12,7) und Ilvesheim (10,4).
Die Förderung der Gemeinden für private PV-Anlagen ist unterschiedlich. Auch dabei ist Heddesheim am großzügigsten. Hier gibt es 150 Euro je kWp, maximal jedoch 1500 Euro. Wer wissen will, ob sich bei seinem Haus Photovoltaik wirtschaftlich einsetzen lässt, hat verschiedene Möglichkeiten. Erste Hinweise gibt das Solarkataster im Internet. Auf der Karte lässt sich ein beliebiges Grundstück anklicken.
Ertrag für jedes Haus verfügbar
Wir wählen eines in der Grenzhöfer Straße in Edingen. Die blaue Farbe auf der Nordseite zeigt geringes Potenzial an, die orange Färbung auf der Südseite hingegen hohes. Die Anzahl der möglichen Module wird mit 25 angegeben, der maximal mögliche Ertrag mit knapp 8900 Kilowattstunden pro Jahr.
Mit einem weiteren Klick geht es zur Wirtschaftlichkeitsberechnung. Gibt man die Zahl der Personen im Haushalt mit vier ein, wird ein Stromverbrauch von 4430 Kilowattstunden zugrundegelegt. Der Strompreis lässt sich individuell eintragen, ebenso wie zusätzliche Verbraucher, etwa E-Autos oder Wärmepumpen. Mit einem strombetriebenen Fahrzeug und 10 000 Kilometer pro Jahr hat sich die knapp 12 000 Euro teure Anlage innerhalb von elf Jahren amortisiert. Nimmt man einen Strompreis von 40 Cent an, ist man bereits ab dem achten Jahr im grünen Bereich.
Auch die Rendite wird genannt
Zu den ausgegebenen Eckwerten zählt unter anderem die Rendite. Sie fällt bei Lösungen ohne Speicher deutlich höher aus. Im Gegenzug sinkt aber ohne einen Speicher der Anteil des selbst verbrauchten Stroms und damit der Grad der Autarkie. Neben der finanziellen Seite wird auch die Umwelt berücksichtigt. So erfährt der Hauseigentümer, wie viele Tonnen CO2 er jährlich einsparen kann.
Während diese Abfrage online und kostenlos möglich ist und auch das Ausprobieren verschiedener Modelle erlaubt, geht der PV-Check durch die Kliba noch weiter. Hier erhält der Interessent am Ende einen 15-seitigen Bericht und auf Wunsch auch eine telefonische oder persönliche Beratung, die gezielt auf die Bedürfnisse der Hauseigentümer eingeht. Denn jedes Haus hat ganz spezifische Anforderungen, wie Habel betont.
Neben 30 Euro Kostenbeitrag muss der Bauherr allerdings auch etwas Zeit mitbringen. Die Kliba geht aktuell von einer Bearbeitungszeit zwischen sechs und acht Wochen aus. Das Interesse an der Beratung sei so groß, dass die Kliba zusätzliches Personal dafür einsetze, um den entstandenen Stau abzubauen, erklärt Habel.
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