Kriminalitätsstatistik - Weniger Wohnungseinbrüche und eine hohe Aufklärungsquote im Corona-Jahr / Polizei muss dennoch ein Mehr an Straftaten registrieren

Zahl der Gewalttaten in Speyer deutlich gestiegen

Von 
Nikolaus Meyer
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Speyer. Die Kriminalstatistik der Polizeiinspektion für 2020 weist gegenüber dem Vorjahr eine steigende Tendenz aus. In der Einzelbetrachtung von Kriminalitätsformen lassen sich jedoch deutliche Unterschiede ausmachen. Zum Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion gehören neben der Stadt Speyer die Verbandsgemeinde Dudenhofen-Römerberg und Otterstadt. Nicht erfasst wurden Staatsschutzdelikte, Verkehrsdelikte, Ordnungswidrigkeiten und Delikte außerhalb der polizeilichen Zuständigkeit wie Finanz- und Steuerdelikte. Über Details informierten am Dienstagnachmittag Polizeirat Kristof Brockmann und weitere Experten während einer Telefonkonferenz.

Inspektionsleiter Brockmann betonte, dass man mit der Veröffentlichung die Transparenz gegenüber der Bevölkerung erhöhen will. Den Kernaussagen war zu entnehmen, dass die Gesamtkriminalität inklusive der Straftaten gegen das Aufenthaltsgesetz gegenüber dem Vorjahr um 363 Vorkommnisse auf 5935 Fälle angestiegen ist. Rechnet man die Straftaten gegen das Aufenthaltsgesetz heraus, beträgt der Zuwachs nur noch moderate 69 Straftaten. Was Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz anbelangt ist festzuhalten, dass sich seit Mitte 2019 eine Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Speyer befindet. Zudem ist dort seit 1. September 2016 eine Ermittlungsgruppe Migration der Polizei stationiert.

Aufgrund der Bearbeitungszuständigkeit fließen Straftaten von AfA-Migranten wie unerlaubte Einreisen ins Bundesgebiet oder der unerlaubte Aufenthalt in Deutschland in die Kriminalstatistik der Polizeiinspektion Speyer ein. Auch Rohheitsdelikte und Diebstähle sind hier ein Thema. Gegenüber 708 im Jahr 2019 waren nunmehr 1252 Straftaten zu bearbeiten. Bei 628 handelte es sich um Straftaten nach dem Aufenthaltsgesetz. Die Aufklärungsquote erreichte mit 93,5 Prozent einen Höchststand. Brockmann wies darauf hin, dass es sich bei den Straftaten meist um einen kleineren Kreis von Wiederholungstätern handelt.

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Den Statistiken ist zu entnehmen, dass die Gewaltkriminalität mit 243 Fällen um 40 Fälle (plus 19,7 %) angestiegen ist. Straftaten gegen das Leben kamen wie im Vorjahr in vier Fällen vor. Dabei handelte es sich um zwei fahrlässige Tötungen und zwei Totschlagsdelikte. Alle vier Opfer sind an den Folgen verstorben.

Die Fallzahlen im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte (816) verzeichnen nur eine leichte Steigerung um 27 Straftaten (3,4 %), wobei eine Verlagerung zu Online-Betrügereien festgestellt wird.

Immer öfter Beamte im Visier

Bedenklich sind 49 Straftaten gegen Polizeibeamte, 19 Fälle mehr als zuvor – was eine Steigerung um 63,3 Prozent ausmacht. Exemplarisch geschildert wurde der Einsatz gegen zwei randalierende 17-Jährige, von denen einer unter Alkoholeinfluss völlig enthemmt auf Beamte einschlug, sie getreten und sogar mit dem Tod bedroht habe, schließlich überwältigt und auf die Dienststelle verbracht wurde. Brockmann: „Wir wissen mit solchen Situationen umzugehen und verfügen über die Mittel, um solchen Gewalttätern angemessen zu begegnen!“

Etwas erfreulichere Daten weist das Zahlenwerk bei anderen Delikten aus: Die Diebstahlsdelikte unter erschwerenden Umständen gingen um 149 auf 658 Fälle und Diebstähle ohne erschwerende Umstände um 96 auf 840 Vorkommnisse zurück. Wohnungseinbrüche reduzierten sich auf 51 (minus 37 %) und befinden sich im Fünfjahresvergleich auf einem absoluten Tiefststand. Wie bei den Diebstählen führt die Polizei auch den Rückgang bei Einbrüchen auf verstärkte Präventivmaßnahmen und die Corona-Pandemie zurück, während der mehr Menschen zu Hause bleiben, viele Geschäfte und Gaststätten geschlossen waren und sich weniger Gelegenheit bot.

Auch die Straßenkriminalität (1039 Fälle) nahm gegenüber 2019 um 69 Delikte (6,2 %) ab, was dem niedrigsten Stand der letzten sieben Jahre entspricht und die Experten auf eine gesteigerte polizeiliche Präsenz zurückführen. Deutlich gesunken sind auch die Fahrraddiebstähle. 246 registrierte Entwendungen bedeuten ein Minus von beachtlichen 34,7 Prozent. Im Bereich der Rauschgiftkriminalität konnte gegenüber 2019 mit 362 Fällen ein kleiner Rückgang auf jetzt 337 Vorkommnisse verzeichnet werden. Im Fünfjahresvergleich mit durchgängig hohem Niveau kann von einer positiven Tendenz keine Rede sein.

Was innerfamiliäre Gewalttaten anbelangt, wird ohne Kenntnis möglicher Dunkelziffern darauf hingewiesen, dass entgegen den Erwartungen von Experten für eine pandemiebedingte Zunahme, die Fallzahlen weiter rückläufig seien und mit 184 Fällen den niedrigsten Stand im Fünfjahresvergleich erreicht hätten. 2016 waren es 252 und im direkten Vergleichsjahr 2019 196 Fälle. Alle wurden aufgeklärt. Übrigens liegt die Gesamt-Aufklärungsquote der Straftaten im Berichtszeitraum bei beachtlichen 67,4 Prozent – eine erneute Steigerung und im Fünfjahresvergleich die Spitze.

Freier Autor Freier Journalist

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