Speyer/Hockenheim/Schwetzingen. Die Vereinigte VR Bank Kur- und Rheinpfalz stellt sich neu auf. Nach dem Vorstandswechsel und dem Strategieprozess wechselt nun auch die Führung des Aufsichtsrates. Sonja Merkel übernimmt das Amt der Vorsitzenden von Jürgen Kappenstein. Wir haben mit ihr und dem Vorstandssprecher Till Meßmer über ihre Aufgaben, ihren beruflichen Hintergrund und über die Herausforderungen der Zukunft für die Genossenschaftsbank, die auf beiden Seiten des Rheins agiert, gesprochen.
Frau Merkel, Sie sind jetzt Vorsitzende des Aufsichtsrates einer der großen Genossenschaftsbanken im Südwesten. Was qualifiziert Sie dazu?
Sonja Merkel: Zum einen mein BWL-Studium, aber auch die Zusatzqualifikationen als Business Coach und die Geschäftsführung einer Unternehmensberatung. Zudem war ich einige Jahre in einem landwirtschaftlichen Betrieb tätig in der Leitung eines Weingutes. Ich kenne mich also gut mit den Sorgen und Nöten der regionalen Wirtschaft aus und weiß auch um deren Stärken. Seit 2008 war ich schon im Aufsichtsrat der RV Bank Rhein-Haardt tätig, seit 2016 als stellvertretende, dann ab 2017 als Aufsichtsratsvorsitzende. In dieser Verantwortung habe ich auch den Fusionsprozess mit der Volksbank Speyer zur heutigen VR Bank Kur- und Rheinpfalz maßgeblich mitbegleitet. Zudem fühle ich mich als Mutter zweier Kinder (12 und 14 Jahre) gut geerdet.
Zur Person
Sonja Merkel (42) wurde in Mainz geboren und lebt in Kleinniedesheim in der Pfalz. Nach dem Abitur in Bingen hat sie Betriebswirtschaft an der FH in Worms studiert.
2019 folgte eine Ausbildung zum Diplomierten Systemischen Coach und 2020 zum Business Coach.
Sonja Merkel war im Exportmarketing Deutsches Weininstitutes Mainz tätig und ist seit 2006 Mitglied der Geschäftsleitung im Bioland-Weingut Merkel in Kleinniedesheim.
Als Aufsichtsrätin ist sie seit 2008 bei der RV Bank Rhein-Haardt in Lambsheim aktiv, die dann mit der VVR Bank Kur- und Rheinpfalz in Speyer fusionierte. Dort leitet sie jetzt den Aufsichtsrat.
Seit 2021 ist sie selbstständiger systemischer Business Coach und seit Januar 2023 Senior Consultant bei der Unternehmensberatung cidpartners GmbH in Bonn. jüg
Was hat Sie denn vor fünf Jahren bei der Fusion der beiden Häuser von Speyer überzeugt? Es hätte ja vielleicht auch andere mögliche Partner gegeben?
Merkel: Es war von Anfang an die Unternehmenskultur, die hier geherrscht hat und ganz den gemeinsamen Vorstellungen vom Umgang einer Bank mit Mitarbeitern, Geschäfts- und Privatkunden entsprochen hat. Wir, und damit meine ich meine Aufsichtsratskollegen und ich, haben darin eine Chance gesehen, die Zukunft aktiv zu gestalten. Die RV Bank Rhein-Haardt war damals in der glücklichen Situation, gesund zu sein und nicht fusionieren zu müssen. Dabei war es allen Beteiligten wichtig, vom größeren Partner überzeugt zu sein und darauf zu achten, dass Versprechen auch gehalten werden. Wir konnten das, was wir bereits hatten, noch weiterentwickeln, das gelingt ja bei Fusionen längst nicht immer. Hinzu kam – und das ist auch nicht ganz unerheblich – dass die Zahlen gestimmt haben und man gesehen hat, dass unser Fusionspartner in einigen Geschäftsfeldern schon auf einem guten Weg war, die wir noch mühsam hätten neu erschließen müssen. Ich habe auch in die handelnden Personen sehr schnell Vertrauen gefasst. Das braucht es schon, wenn man die eigenen Gremien überzeugen will, diesen Weg zu gehen. Fusionen sind ja durchaus nicht ganz ohne Widerstände zu realisieren. Das geht nie gegen die eigene Überzeugung.
Sind denn die Mitarbeiter gut im neuen Gebilde angekommen?
Merkel: Es braucht immer seine Zeit, die Menschen mitzunehmen. Jede Veränderung bereitet erst einmal Sorgen. Da ist es umso wichtiger, dass Zugesagtes auch umgesetzt wird. Und das ist hier geschehen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben sich neue Karrierechancen eröffnet, unter anderem kommt dies auch beim Blick in die aktuellen Führungs- und Spezialistenpositionen zum Ausdruck. Im Austausch mit anderen Aufsichtsratsvorsitzenden sowie mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen, kann ich sagen, dass wir sehr gut aufgestellt sind für die Zukunft.
Wie sehen Vorstand und Aufsichtsrat den Wechsel an der Spitze des Gremiums?
Till Meßmer: Wir sehen einen Generationenwechsel in der Spitze unserer Bank – bei den Vorständen und jetzt auch im Aufsichtsrat. Mir ist es wichtig, nochmals ganz herzlich dem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Kappenstein zu danken, der sich viele Jahre erfolgreich für unsere Bank eingesetzt hat. Dass seine Stellvertreterin Sonja Merkel nun die Leitung übernimmt, ist ein Glücksfall. Die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist bereits gegeben und kann im Sinne einer wertvollen Kontinuität weiterentwickelt werden. Unser Aufsichtsratsgremium zeichnet sich im Ganzen durch ein hohes Maß an Kompetenz und Erfahrung aus – in der Aufsichtsratsspitze stehen der Vorsitzenden die beiden Stellvertreter Peter Bayer, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, sowie Martin Hofmann als Rechtsanwalt zur Seite. Das Zusammenspiel unterschiedlicher Qualifikationen, Kompetenzen und Blickwinkel machen den Aufsichtsrat für uns als Vorstand in der Zusammenarbeit so wertvoll.
Wie muss man sich denn eine solche Zusammenarbeit im Alltag vorstellen?
Merkel: Ich sehe mich als Sparringspartner für den Vorstand – wir nehmen unterschiedliche Perspektiven ein und betrachten Herausforderungen auf unterschiedliche Weise. Für mich ist es wichtig, durch Gespräche zu verstehen, was die Bank gerade bewegt, im Zweifelsfall auch einmal eine Entscheidung kritisch hinterfragen zu können und als Impulsgeberin zu fungieren.
Meßmer: Wie sich die Arbeit in der Bank und der Umgang mit den Mitarbeitern weiterentwickelt hat, so hat sich auch die Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat verändert. Dabei spielt der persönliche Austausch von Informationen im Rahmen von turnusmäßigen Aufsichtsrats- und Ausschusssitzungen nach wie vor die entscheidende Rolle. Den konstruktiven und zuweilen auch kritischen Gedankenaustausch mit unseren Aufsichtsräten schätze ich sehr.
Wie läuft denn so eine Aufsichtsratssitzung konkret ab? Ist da der Vorstand mit dabei?
Merkel: Ja klar. Im Vorfeld einer Aufsichtsratssitzung gilt es, sich in das Paket der Vorlagen, das auch mal mehrere Hundert Seiten dick sein kann, einzulesen. Und es ist wichtig, dass die Vorstände bei Fragen direkt erklären und antworten können. Das Management der Bank ist ausschließlich Vorstandssache. Für uns ist es wichtig, dass wir bei entscheidenden Fragen auf dem Laufenden sind und mitgenommen werden, das klappt hier vorbildlich. Meine Aufgabe als Vorsitzende ist dann in den Sitzungen eher die Leitung und Moderation. Und im Alltag ist es mir wichtig, dass wir im Aufsichtsrat immer ein offenes Ohr für die Vertreter und Mitglieder in unserer Bank haben, um hieraus wesentliche Aspekte aus der Region für unsere Arbeit aufzunehmen.
Die VR Bank Kur- und Rheinpfalz befindet sich ja derzeit in einem Strategieprozess. Was wünschen Sie sich vonseiten des Aufsichtsrats als Ergebnis?
Merkel: Das „Wir“ soll im Vordergrund stehen und spürbar werden. Es ist nicht alltäglich, dass in einer Bank alle Mitarbeiter in solch einen Prozess mit einbezogen werden, Vorschläge selbst herausarbeiten und somit die Zukunft stark mitbestimmen können. Ich finde es sehr wichtig, dass dadurch das Gemeinschaftsgefühl weiter gestärkt wird. Schließlich wollen wir mit unseren Mitarbeitern zusammen die Zukunft gestalten. Wir wollen ein attraktiver Arbeitgeber bleiben und uns im Sinne unserer Kundinnen und Kunden zukunftsfähig und weiterhin erfolgreich positionieren. Das geht meines Erachtens heute mehr denn je nur im „Wir“.
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