Vertreterversammlung der VR Bank in Speyer: Höhere Dividende für Aktionäre

Es lag Spannung in der Luft bei der ersten Vertreterversammlung der VR Bank Kur- und Rheinpfalz unter neuer Leitung. Für Till Meßmer als Vorstandssprecher war es eine Premiere - und er verkündete gleich einen Rekordwert.

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Jürgen Gruler
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Vorstandssprecher Till Meßmer ehrt den langjährigen Aufsichtsrat Michael Hammann. © Jürgen Gruler

Speyer. Der langjährige Vorstandsvorsitzende Rudolf Müller hatte den Premiumplatz in der ersten Reihe bekommen. Entspannt lauschte er seinen Nachfolgern, die eine Jahresbilanz präsentierten, an der er noch bis zur Jahresmitte mitgewirkt hatte. „Mir geht’s ganz prima dabei“, sagte er noch beim Reingehen zu mir. Till Meßmer ging erst mal darauf ein, was die Genossenschaftsbank im 160. Jahr ihres Bestehens ausmacht: „Damals haben Menschen eine Gemeinschaft gegründet, die vorher keine Möglichkeit hatten, einen Kredit zu bekommen, um ihre Ziele zu verwirklichen und ihre Ideen umzusetzen. Dieses Netz macht uns bis heute stark, schafft Verlässlichkeit, um tragfähige Lösungen zu schaffen. Vertrauen ist unsere Währung.“

Dazu gehören für ihn auch die Mitarbeiter, denen er herzlich dankte – sie seien gerade jetzt wichtig, wenn die Krise nicht Ausnahmezustand, sondern zum Dauerzustand werde. Deutschland sei mit einem Miniwachstum von 0,3 Prozent der „kranke Mann Europas“. Gleichzeitig gebe die Inflation mit unter drei Prozent Hoffnung, für die Sparer sei der Anlagezins endlich zurückgekehrt, teils sogar mit einem positiven Realzins versehen. Unternehmen müssten schauen, dass sie sich in der Neuorientierung Deutschlands und Europas zurechtfinden – wer die Transformation verpasse, zahle einen hohen Preis, mahnt Meßmer.

VR Bank präsentiert in Speyer neuen Rekordwert

Dann präsentiert er ein „gutes Ergebnis aus 2023“. Zwar sei die Bilanzsumme mit 6,72 Milliarden Euro bei einem Minus von 2,1 Prozent erstmals seit Jahren etwas rückläufig, was vor allem am Rückgang des Kreditgeschäfts liege, aber die Kundeneinlagen erreichten mit 4,814 Milliarden Euro einen Rekordwert (plus 6,5 Prozent) und das Wertpapiervermögen sei um satte 17,9 Prozent auf 2,333 Milliarden Euro gewachsen. Wunderbar gelaufen seien die Premium-Fonds der VR Bank und eine eigene Inhaberschuldverschreibung, die eine Bank dieser Größe selten aufzulegen wage, mit der man am Markt aber bereits 13,2 Millionen Euro eingesammelt habe.

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Zu kämpfen hatte 2023 allerdings die Immobilienabteilung, die nur noch 139 statt im Vorjahr 184 Objekte verkaufen konnte. Und die Kostensteigerung schlägt auch bei den Banken voll durch. Drei Millionen Euro mehr habe man für Löhne und Verwaltungskosten berappen müssen, sagt Meßmer. Am Ende steht doch ein schöner Jahresüberschuss von 55 Millionen Euro statt vorher 48 Millionen. Den nutzt die VR Bank, um das Eigenkapital zu erhöhen, das jetzt 710 Millionen Euro beträgt und damit deutlich über den höheren Mindestanforderungen der Bankenaufsicht liegt und so die Grundlage dafür bietet, auch künftig in großem Umfang Kredite vergeben zu dürfen.

Mitglieder der VR Bank genießen Vorteile

Aber im Jubiläumsjahr denkt die VR Bank auch an ihre Genossenschaftler – die Dividende für die gezeichneten Anteile wird von 2,5 auf 3 Prozent erhöht, die VR Bank zahlt also 921 922 Euro aus. Das gab natürlich einen Sonderapplaus von den Vertretern für diese gute Nachricht. Vorstand Thomas Sold nannte später noch einen weiteren Vorteil, den die Anteilseigner genießen: Die V+R Versicherung habe an sie bis zu zehn Prozent der gezahlten Prämien zurückerstattet, weil die Schadenslage niedrig gewesen ist und VR Bank- Mitglieder dies in ihren Verträgen stehen haben – das sind immerhin 100 000 Euro hier in der Region.

Blick in die Vertreterversammlung der VR Bank Kur- und Rheinpfalz in der Speyerer Stadthalle. Der Saal war voll besetzt zum 160-jährigen Bestehen der Bank. © Gruler

Kein Wunder, dass der Vorschlag der Gewinnverwendung bei nur einer Enthaltung von 344 Vertretern gerne angenommen wurde. Bei der Aussprache zum Jahresbericht hatte es eigentlich nur in einem Punkt Kritik gegeben: Ein Vertreter aus Altlußheim sagte, die VR Bank habe eine Chance vertan. Nachdem die Sparkasse dort ihre Filiale geschlossen hatte, hätte die VR Bank sie erhalten sollen: „Zumal die Räumlichkeiten viel besser waren mit Beratungszimmern und großzügiger als die Hasenkästen in Neulußheim“, schimpfte er. Er zeigte sich überzeugt, dass es so gelungen wäre, neue Kunden dauerhaft zu gewinnen. Er kündigte an, den Vorstand deshalb auch nicht entlasten zu wollen.

VR Bank bezieht Stellung zu Filialischließung in Neulußheim

Vorstandssprecher Till Meßmer zeigte zwar Verständnis für die Meinung, widersprach aber der Einschätzung, dass die Neulußheimer Räume schlechter seien. Sie seien neu und modern ausgestattet und hätten deshalb den Vorzug erhalten. Die Entfernung liege bei nur zwei Kilometern, bat er um Verständnis für die Entscheidung. Im Unterschied zur Sparkasse habe man weiterhin einen Geldautomaten in Altlußheim. Tatsächlich stimmten dann zwei Vertreter gegen die Entlastung des Vorstands, aber 343 dafür. Hermann Preuss hatte den Antrag gestellt, dem Vorstand für seine Arbeit gedankt und von einer stabilen Ertragslage trotz schwierigem Umfeld gesprochen.

Für den Aufsichtsrat ging der stellvertretende Vorsitzende Peter Bayer ans Mikrofon. Er hatte von den drei Hauptrednern die undankbarste Aufgabe, musste über die Sitzungen der Gremien und Ausschüsse berichten und dann noch den trockenen Prüfbericht des Verbandes in Auszügen vortragen. Die Vorstände hätten die Kontrollgremien in alle strategischen Entscheidungen einbezogen und über ihre Schritte informiert. Die Mitglieder des Aufsichtsrates stünden den Vorständen als Rat- und Impulsgeber gerne zur Verfügung. Der Prüfvermerk des Genossenschaftsverbandes sei ohne Tadel erteilt worden. Die VR Bank werde von der Ertragslage her gut eingeschätzt – sie sei auf der Höhe vergleichbarer Genossenschaftsbanken dieser Größenordnung. Der Prüfverband erwarte aber für 2024 ein leicht rückläufiges Ergebnis.

Schwetzinger Till Meßmer von der VR Bank schaut positiv voraus

Wobei Vorstandssprecher Till Meßmer da eher positiv gestimmt ist. Er sprach für die ersten Monate von einem deutlich anziehenden Neukreditgeschäft um 19,3 Prozent, von leicht gestiegenen Kundeneinlagen um 0,3 Prozent und von einem Plus im Wertpapiergeschäft von 4,3 Prozent. Man sei deshalb weiterhin besonnen, schaue genau hin, aber auch zuversichtlich nach vorn, so der Schwetzinger. Deutschland müsse jetzt dafür sorgen, dass man sich nicht weiterhin durch Bürokratie, lange Genehmigungsprozesse und Steuerschlupflöcher selbst fessele. Man brauche eine leistungsfähige Infrastruktur und die Rückkehr zum Allgemeinwohl, das über der Klage eines Einzelnen bis zum Europäischen Gerichtshof stehen müsse. Dann gehe es auch wieder voran im Land, sagt Meßmer.

Positives gab es dann noch vom neuen VR Bank Forum zu berichten, in dem es mit Blick über Speyer schon erste Veranstaltungen gegeben hat. Und die Filiale in Römerberg, die ja überschwemmt worden war, sei nach grundlegender Sanierung auch wieder geöffnet. Jetzt muss sich nur noch die Hoffnung auf die Genehmigung des Bauantrags inmitten von Frankenthal erfüllen, dann sind die Baustellen in Arbeit.

Fünf Aufsichtsräte wurden einstimmig wiedergewählt. Mit Michael Hammann – ehemaliger Obermeister der Malerinnung an der Weinstraße – schied aber einer aber aus Altersgründen aus und erhielt entsprechende Ehrungen des Genossenschaftsverbandes und warme Dankesworte von Sonja Merkel.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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