Museum Purrmann-Haus

Verbundenheit im Zeitgeschehen

Ausstellung „Freundespaare der Moderne“ zeigt Dutzende Exponate und knüpft unmittelbar an ihre erfolgreiche Vorgängerin an

Von 
Nikolaus Meyer
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Speyer. Mit 100 Gemälden, Aquarellen, Grafiken sowie Archivalien und persönlichen Gegenständen präsentiert das Museum Purrmann-Haus in der Kleinen Greifengasse 14 die größte öffentliche Sammlung an Werken des Künstlerehepaares Hans Purrmann (1880-1966) und Mathilde Vollmoeller-Purrmann (1876-1943). Das Haus ist nicht nur Museum, sondern auch als Archiv und Forschungsstätte in zahlreiche Ausstellungskooperationen und wissenschaftliche Projekte eingebunden. Zudem versteht es Museumsleiterin Maria Leitmeyer ausgezeichnet, mit wechselnden Sonderausstellungen auf interessante Facetten von Künstlerpersönlichkeiten aufmerksam zu machen.

Neuestes Beispiel ist die Ausstellung „Freundespaare der Moderne“, mit der Leitmeyer ein weiterer Glücksgriff gelungen ist. In der Ausstellung werden Gemälde, Aquarelle und Plastiken dreier Künstlerpersönlichkeiten unter dem Gesichtspunkt ihrer freundschaftlichen Verbundenheit präsentiert. Damit knüpft das im Dezember 2022 als Museum des Monats ausgezeichnete Purrmann-Haus thematisch an seine letzte Ausstellung „Künstlerpaare der Moderne“ an. Mit knapp 5000 Besuchern ein großartiger Erfolg, den Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler, Kulturdezernentin Monika Kabs und Kustodin Maria Leitmeyer beim Pressegespräch auf die stetig wachsende Popularität des Hauses und den im vergangenen Jahr eröffneten Erweiterungsbau zurückführen, der mit 100 Quadratmetern zusätzliche Möglichkeiten der Präsentation bietet. Davon profitiert nun auch die neue Sonderausstellung.

Einblick in Korrespondenzen

Zur Eröffnung am Freitag, 29. September, 18 Uhr, ausnahmsweise im Historischen Ratssaal, sprechen Kulturdezernentin Monika Kabs und der rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär Professor Dr. Jürgen Hardeck Grußworte. Kuratorin Maria Leitmeyer führt in die Ausstellung ein. Andrea Braun und Lorenz Konther lesen Passagen aus der Korrespondenz der Freundespaare. Die musikalische Gestaltung der Vernissage übernimmt die Musikschule der Stadt Speyer.

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Nikolaus Mayer
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Finanziell gefördert wird die Kunstschau vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz, der Hans Purrmann Stiftung sowie der Kulturstiftung Speyer mit Mitteln aus der Dr. Bernhard Vogel Stiftung. Nach Ende der Eröffnungsveranstaltung ist ein Standortwechsel ins Purrmann-Haus vorgesehen, wo die Besucher der Vernissage die Ausstellung als erste kostenlos besichtigen können.

Gezeigt werden über 30 Arbeiten von Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976), Emy Roeder (1890-1971) und Hans Purrmann. Der Maler, Grafiker und Plastiker Schmidt-Rottluff war Mitgründer der Dresdner Künstlergruppe „Brücke“. Er gilt als Klassiker der Moderne und gehört zu den wichtigsten Vertretern des deutschen Expressionismus. Von ihm sind farbgewaltige Gemälde und Aquarelle zu sehen. Sie treten in einen Dialog mit ausdrucksstarken Plastiken der Bildhauerin und Zeichnerin Emy Roeder, die zu den ersten Bildhauerinnen der Moderne zählt.

Kreis schließt sich

Unter den elf Bronzeplastiken befindet sich auch ein Bildniskopf von Hans Purrmann, der das Trio komplettiert. Der Maler, Grafiker, Kunstschriftsteller, Schüler und Freund von Henri Matisse entwickelte einen eigenen malerischen Stil, wovon kraftvolle Gemälde im Sinne des Kolorismus Zeugnis ablegen. Sie spiegeln teilweise auch das Aufleben der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg wider.

In der Schau werden hochkarätige Leihgaben aus dem Museum Wiesbaden und dem Museum im Kulturspeicher Würzburg durch Sammlungsbestände des Purrmann-Museums ergänzt. Dem Flyer zur Ausstellung ist zu entnehmen, „dass die drei herausragenden Künstler und beeindruckenden Persönlichkeiten Werke von überzeitlicher Präsenz und kompositorischer Kraft geschaffen haben, die bis heute in ihren Bann ziehen“.

Säulen während großer Umbrüche

Darüber hinaus erzählt die Ausstellung Geschichten vom Zeitgeschehen, unterschiedlichen Lebenswegen, gegenseitiger Wertschätzung und wahren Freundschaften. So wird betont, dass gute Freundschaften in der von gesellschaftlichen Umbrüchen geprägten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nur als tragende Säule der Gesellschaft existenzielle Bedeutung hatten, sondern unter Künstlern als Quelle der Kraft für gemeinschaftliches Handeln unverzichtbar waren.

Für Schmidt-Rottluff, Roeder und Purrmann, deren Biografien den Bogen über zwei Weltkriege spannen, zählte Freundschaft zu den großen Konstanten ihres Lebens. Das unterstreichen praktische Hilfen in der Nazizeit und zahlreiche Briefwechsel, mit denen man sich auch in schwierigen Zeiten gegenseitig Mut zusprach. Dazu zählt eine Botschaft von Hans Purrmann an Emy Roeder: „Sie können auf mich und meine Freundschaft zählen“, ließ er die Künstlerkollegin wissen.

Die Kunstwerke werden durch erläuternde Biografien und Freundschaftsporträts ergänzt. Ferner ist ein achtminütiger Film in der Multi-Media-Station des Museums zu sehen. Begleitend zur Sonderausstellung wird von Oktober dieses Jahres bis März 2024 ein weit gefächertes, generationenübergreifendes Programm angeboten. Dazu zählen unter anderem Vorträge, Konzerte, Themenführungen sowie ein museumspädagogisches Angebot für Kinder, Schulklassen und weitere Zielgruppen.

Zur anstehenden Ausstellung hat Maria Leitmeyer einen informativen Katalog mit eigenen und weiteren Beiträgen von Felix Billeter (Leiter Hans Purrmann Archiv München) und Roman Zieglgänsberger (Kustos für Klassische Moderne Museum Wiesbaden) herausgegeben. Er ist für 12 Euro bei der Eröffnung und danach im Museum Purrmann-Haus erhältlich.

Freier Autor Freier Journalist

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