"Philipp Eins"

Ulis Wohnzimmer in Speyer: Philipp Dewald und Jeanette Hubert begeistern

In der Liedermachershow "Ulis Wohnzimmer" traten die Singer-Songwriter Philipp Dewald, Jeanette Hubert und Claudia Fink auf, die mit ihren unterschiedlichen Stilen und gegensätzlichen Themen das Publikum begeisterten.

Von 
Matthias Nowack
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Jeanette Hubert tritt mit der Gitarre ans Mikrofon bei der Veranstaltungsreihe und Liedermacher-Show „Ulis Wohnzimmer“ mit Ulrich Zehfuß, zu der er Gäste aus der deutschen Liedermacher-Szene einlädt. © Klaus Venus

Speyer. Die Liedermachershow „Ulis Wohnzimmer“ lebt gerne von Gegensätzen und unterschiedlichen Stilrichtungen der Liedermacherzunft. Ein gutes Rezept war das auch für das letzte Konzert dieser Reihe vor der Sommerpause. Gastgeber Ulrich Zehfuß hatte den Trierer Liedermacher Philipp Dewald und die Berliner Singer-Songwriterin Jeanette Hubert ins Philipp Eins eingeladen, die ihrerseits – nicht ganz überraschend – von der Kollegin Claudia Fink begleitet wurde. Beide stehen gerne gemeinsam auf der Bühne, haben Ende 2023 eine erfolgreiche Tour absolviert und teilen nicht nur ihre Lieder, sondern begleiten auch gegenseitig ihre Songs. Das nahezu perfekte musikalische Einvernehmen der beiden Singer-Songwriterinnen hat am Freitag in Ulis Wohnzimmer viele Zuschauer begeistert.

Philipp Dewald, noch am Anfang einer Liedermacher-Karriere, präsentierte deutsche Texte am Klavier, die vordergründig unscheinbare Themen behandelten: den Beifahrersitz im Auto, den Grünstreifen am Rande des Weges, unreife Äpfel oder den schwierigen Weg ins Paradies. Mit seinen einfühlsamen Texten gelang es ihm, die poetische Dimension von einfachen Gegenständen oder Sachverhalten auszuloten. Er pflegt den liebevollen Blick auf die kleinen Dinge der Welt.

Erstes Album von Philipp Dewald in Sicht

Seine Klavierbegleitung ist von klassischer Musik, Folk und Jazz beeinflusst. Der junge Liedermacher arbeitet derzeit an der professionellen Einspielung seines ersten Albums, aus dem er gleich mehrere Songs im Philipp Eins präsentierte. Die kleinen Sticheleien von „Hausherr“ Uli Zehfuß zu seiner saarländischen Herkunft konterte er gelassen. Süffisant benannte er „Brandschutzgründe“ als Anlass für seinen Umzug von der Saar nach Trier. Der umfangreiche Fleischverzehr und die vielen sommerlichen Grillfeuer auf den Balkonen im „Nordsaarland“ hätten ihn letztendlich dazu bewogen, die alte Heimat zu verlassen und nach Trier umzuziehen: Ein Gag, der herzhafte Lacher im Publikum provozierte.

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Verbunden waren alle vier Musiker auf der Bühne des Philipp Eins durch ihre Kontakte zur SAGO Liedermacher-Schule. Kein Wunder also, dass die gemeinsam vorgetragene Interpretation von Christoph Stählins Lied „Der Clown“ zu den Höhepunkten der ersten Konzerthälfte zählte. Den Status als Vorbild eines großen Künstlerkreises erlangte Christof Stählin, indem er 1989 die Liedermacherschule SAGO gründete und bis zu seinem Tod 2015 leitete. Dewald ist seit 2022 Vorsitzender der Christof-Stählin-Gesellschaft, die sich zur Aufgabe gemacht hat, Stählins nachgelassene und vergriffene Werke in angemessener Form öffentlich zugänglich zu machen.

Mit Gedichtvorträgen und gut gelaunten Sprüchen führte Moderator Uli Zehfuß seine Gäste durch den Abend und überraschte das Publikum mit einem „Crime Song“ zu einem 36 Jahre zurückliegenden Vorfall, der für ihn mit einem kurzen Gefängnisaufenthalt verbunden war. Mit 15 Jahren hatte er sich bei einem Jugendcamp in Andorra von der Gruppe abgesetzt und alleine mit Gitarre und Hut an den Straßenrand gesetzt, nicht ahnend, dass Straßenmusik damals in Andorra verboten war. Seine Mutter sei damals fast in Ohnmacht gefallen als sie 14 Tage später von diesem straßenmusikalischen Alleingang mit Knasterfahrung erfuhr. Offensichtlich hat den Liedermacher dieser Vorfall, auch wenn er lange zurückliegt, so beschäftigt, dass er in einen Song gegossen werden musste.

Berliner Singer-Songwriterinnen zu Gast in Speyer: Poetisch und tiefgründig

Rundum überzeugend waren die beiden Berliner Singer-Songwriterinnen Jeanette Hubert und Claudia Fink. Von melancholisch bis humorvoll und lakonisch brachten sie unterschiedliche Gefühlslagen auf den Punkt. Schöne Arrangements, berührende Stimmen, kluge Poesie, elegante Harmonien und kongeniale gegenseitige Begleitung prägten den Charakter ihrer Titel. „Draußen warten der Sturm und das Meer und das Chaos und die Schönheit“ - so poetisch kann Claudia Fink in ihrem Song „Aus der Bahn“ den Alltag in der Großstadt Berlin beschreiben.

Der Poet und Liedermacher Ulrich Zehfuß veranstaltet seine Liedermacher-Show „Ulis Wohnzimmer“. Es gastieren JeanetteHubert (l.) und Philipp Dewald (3. v. l) sowie Claudia Fink (r.). © Klaus Venus

Jeanette Hubert ist Live-Musikerin, Singer-Songwriterin, Musikpädagogin und macht Jugendarbeit. Darüber hinaus arbeitet sie im Theater und schreibt Musik für Theaterstücke. Schon mit elf Jahren wollte sie Popsängerin werden und hat zusammen mit einer Freundin Passanten in der Fußgängerzone englische Lieder vorgesungen – noch ohne die englische Sprache tatsächlich zu beherrschen. Ihre Songs – heute in perfektem Englisch – sind nachdenklich, poetisch und gleichzeitig tiefgründig. In „What Is Real“ verarbeitet sie Erfahrungen mit einem autistischen Gitarrenschüler, der die eingeübten Songs häufig durch Fragen und plötzliche Gedanken unterbrach. Wunderschön auch das Liebeslied „By my Side“, das zum Initialsong für ihr aktuelles Albums „Home“ wurde. Von einer eher peinlichen Begegnung mit einem Musiker in Baden-Baden erzählt sie in „Moonlight“.

Vorfreude auf kommende Liedermachershows in Speyer

Das Publikum war entzückt von den Gästen des Abends und stimmte zum Abschluss willig ein in das gemeinsam gesungene Chanson von Hildegard Knef „Für mich soll´s rote Rosen regnen“. Am 20. September 2024 wird Uli Zehfuß den SAGO Song-Salon im Philipp Eins erneut öffnen und kündigte vier weitere Wohnzimmerkonzerte für die Spielzeit 2024/2025 an. Das Programm für die nächste Runde der Liedermachershow steht und der Vorverkauf läuft . . .

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